Japan plant, demnächst aufbereitetes Wasser aus dem Atomkraftwerk Fukushima Daiichi ins Meer abzulassen, trotz Bedenken aus der eigenen Bevölkerung und Nachbarstaaten.
Geplant ist, dass das Ablassen im Frühjahr beginnen soll. Der Betreiber des Atomkraftwerks, Tokyo Electric Power Company Holdings (TEPCO), argumentiert, dass die vielen großen Tanks mit aufbereitetem Wasser die Arbeiten zur Stilllegung der stillgelegten Reaktoren behindern.
Kühlwasser sammelt sich seit Jahren
Nachdem ein Erdbeben und ein Tsunami am 11. März 2011 den Nordosten Japans erschütterten, verlor das Kraftwerk Fukushima Daiichi seinen Strom und damit die Möglichkeit, die Reaktoren zu kühlen. In den Reaktoren 1 bis 3 kam es zu Kernschmelzen und die Gebäude der Blöcke 1, 3 und 4 wurden durch Wasserstoffexplosionen schwer beschädigt.
Seitdem wird ständig Wasser in die Reaktoren gepumpt, um die geschmolzenen Brennelemente zu kühlen. Das Wasser ist mit radioaktiven Stoffen wie Cäsium und Strontium kontaminiert und vermischt sich mit Grund- und Regenwasser, bevor es in Lagertanks geleitet wird, nachdem es mit einem Flüssigkeitsaufbereitungssystem (ALPS) behandelt wurde, das die meisten Radionuklide entfernt.
Die Gesamtmenge an behandeltem Wasser, die in Tanks gelagert wird, betrug am 16. Februar mehr als 1,32 Milliarden Liter oder 96 Prozent der Lagerkapazität. Laut TEPCO ist es nicht möglich, weitere Tanks zu bauen.
Widerstand aus der Bevölkerung, Nachbarländern und der Fischerei
Gegen den Plan von TEPCO und der japanischen Regierung, das Wasser in den Pazifischen Ozean abzulassen, gibt es Widerstand der Fischergenossenschaften, die sich endlich von dem Imageschaden, der durch die Havarie des Atomkraftwerks entstanden ist, erholt haben.
Die Befürchtung ist groß, dass das Ablassen dazu führt, dass die Menschen die Meerestiere aus der Region erneut meiden werden.
Der Plan der japanischen Regierung sieht vor, dass das behandelte Wasser etwa einen Kilometer vor der Küste durch einen Unterwassertunnel ins Meer abgeleitet wird. Die Bauarbeiten dafür haben im August 2022 begonnen.
Die Fischereiverbände im ganzen Land sind nach wie vor strikt dagegen, obwohl die japanische Regierung zugesagt hat, die Branche finanziell zu unterstützen, um den Betrieb aufrechtzuerhalten und Imageschäden zu vermeiden. Die Regierung hat zudem zugesagt, ihre Produkte zu kaufen, falls die Nachfrage zurückgeht.
Die Fischerei an der Küste der Präfektur Fukushima, die für ihre hochwertigen Meeresfrüchte bekannt ist, hat sich noch nicht vollständig von der Katastrophe erholt. Die Fangmengen der Fischerei in der Präfektur betrugen im letzten Jahr nur noch 20 Prozent des Niveaus vor der Atomkatastrophe.
Dazu kommt, dass TEPCO und die japanische Regierung 2015 eigentlich versprochen hatten, das Wasser nur dann ins Meer zu leiten, wenn die betroffenen Parteien zustimmen. Es scheint aber so, als seien weder die Fischer noch die Einwohner damit gemeint gewesen.
Auch einige Nachbarländer Japans haben sich gegen den Plan ausgesprochen. So äußerten China und Russland bei einer Sitzung des UN-Sicherheitsrats im vergangenen Monat ihre Bedenken.
Unterdessen erklärte ein südkoreanischer Regierungsbeamter im Januar, dass das Wasser nach objektiven und wissenschaftlichen Gesichtspunkten in Übereinstimmung mit internationalen Standards sicher entsorgt werden müsse.