Ein politisches Erbe des ehemaligen japanischen Premierministers Shinzō Abe sind die Abenomics, auf die das Land auch fast ein Jahrzehnt nach der Einführung nicht verzichten kann.
Dabei handelt es sich um ein Konjunkturprogramm, dass sich aus dem Vornahmen des Premierministers und „economics“ zusammensetzt.
Abenomics zuerst ein Erfolg
Die Abenomics wurden Anfang 2013 eingeführt, um Japan aus einer langen Rezession herauszuführen. Abe hatte damit zu Anfang auch Erfolg.
Während seiner Amtszeit verzeichnete Japan mit 71 Monaten das zweitlängste Wirtschaftswachstum der Nachkriegszeit, und im Land herrschte Vollbeschäftigung, da immer mehr Frauen und ältere Menschen erwerbstätig wurden. Allerdings vergrößerte sich das Wohlstandsgefälle in Japan dadurch sehr.
Auch nach seinem Rücktritt als dienstältester Premierminister im Jahr 2020 blieb Abe ein Verfechter einer expansiven Fiskalpolitik und der Fortsetzung der starken geldpolitischen Lockerung.
Japan verfehlt einige Ziele
Doch das Ziel, das Wirtschaftsvolumen nominal auf 600 Billionen Yen zu steigern, ist noch weit entfernt, ebenso wie das Inflationsziel der Bank of Japan.
Die Lohnerhöhungen sind nach wie vor minimal, was zum Teil auf die niedrige Produktivität zurückzuführen ist, und die potenzielle Wachstumsrate der Wirtschaft ist unter 1 Prozent gesunken.
Obwohl die Pandemie seit 2020 ein unerwarteter, schwerer Schlag für Japan und den Rest der Welt war, zeichnet die starke Abhängigkeit von geldpolitischen Lockerungen und fiskalischen Ausgaben das Bild einer Wirtschaft, die immer noch darum kämpft, einen Weg zu langfristigem Wachstum zu finden.
Abe sagte zwar, dass Japan dank seiner Abenomics zurück ist, aber das entspricht nicht der Realität.
Japans amtierender Premierminister Fumio Kishida hat einen etwas anderen Ansatz, denn er setzt den Schwerpunkt auf Investitionen in Menschen, die digitale Transformation und grünes Wachstum.
Kishidas Versprechen, eine neue Form des Kapitalismus zu schaffen, indem er sowohl Wachstum als auch Verteilung erreicht, wird als Auswuchs des Politikmixes seines Vorgängers gesehen.
Kishida unterstützt die geldpolitische Lockerung der Bank of Japan und plant nun die Ausarbeitung eines neuen Wirtschaftspakets, dessen Umfang nach Ansicht einiger hoher Mitglieder der Regierungspartei angesichts der Pandemie und Russlands Krieg gegen die Ukraine mindestens 30 Billionen Yen (ca. 215 Milliarden Euro) betragen sollte.
Neuer Kapitalismus kommt nicht voran
Die angestrebten Änderungen, um den neuen Kapitalismus zu erreichen, gehen allerdings nur langsam voran. Das Lohnwachstum ist immer noch gering, dabei sind höhere Löhne eine Voraussetzung dafür, dass die Menschen das Wachstum zu spüren bekommen und Vertrauen in die Politik von Premierminister Fumio Kishida haben.
Kishida ist sich der Notwendigkeit von Reformen bewusst. „Wir wissen, dass ein großer Teil des Mehrwerts aus immateriellen und nicht aus materiellen Werten stammen wird. Und das ist vorwiegend das Humankapital“, sagte er letzte Woche an der New Yorker Börse.
„Im Baseball gibt es nichts Aufregenderes als einen Comeback-Sieg. Ich bin heute hier, um Ihnen zu sagen, dass wir mit der Hilfe des japanischen Volkes die japanische Wirtschaft wiederbeleben werden“, so der japanische Premierminister. „Sie können mit Zuversicht in Japan investieren.“