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Digitale Technik ist keine reine Männerdomäne

Japan steht sich bei der Digitalisierung selbst im Weg

Japan will sich reformieren, die Digitalisierung schnell durchführen und eine führende Rolle in der Produktion von Technologie übernehmen, die umweltfreundlicher ist.

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Dafür benötigt das Land allerdings viel mehr technisch versierte Fachkräfte, doch man steht sich dabei selbst im Weg durch traditionelle Werte.

Japan das technikaffine Land, das keines ist

Japan hat den Ruf, ein technikaffines Land zu sein, doch Faxgeräte gehören zur Bürokultur, genauso wie das Hanko. Die Pandemie hat gezeigt, dass es einen dringenden Reformbedarf gibt, dafür wurde am Mittwoch extra eine Digitalagentur gegründet.

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Doch allein mit einer Digitalagentur wird die Digitalisierung nicht funktionieren, die Agentur ist nur ein, wenn auch ein wichtiger, Schritt auf den Weg.

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Das Land muss seinen Mangel an Fachkräften und Studenten der Ingenieurwissenschaften dafür beheben. Allerdings wird das in einer sehr männlich geprägten Gesellschaft nicht funktionieren, denn ohne Frauen, wird das Problem nur noch verstärkt.

In den Universitätsprogrammen, die Arbeitskräfte in diesen Bereichen ausbilden, hat Japan nach Angaben der UNESCO einen der niedrigsten Frauenanteile in der entwickelten Welt. Auch der Anteil der Frauen, die in Wissenschaft und Technik forschen, ist in Japan mit am geringsten.

Technik ist keine reine Männerdomäne

Eine Verbesserung der Situation wird zum Teil davon abhängen, ob es gelingt, die japanische Gesellschaft von der Denkweise abzubringen, dass Technik eine reine Männerdomäne ist. Diese Einstellung wird durch Comics und Fernsehsendungen noch verstärkt und in einigen Haushalten fortgeführt, wo Eltern befürchten, dass Töchter, die Wissenschaftlerinnen oder Ingenieurinnen werden, nicht heiraten.

Die kulturellen Erwartungen gelten auch für die Kindererziehung, da erwartet wird, dass Frauen nach der Geburt eines Kindes ihren Job aufgeben.

Damit verkennt man allerdings auch ein anderes Problem, dass sich jetzt schon in Japan bemerkbar macht: den Arbeitskräftemangel, der durch die schrumpfende und immer älter werdende Gesellschaft immer weiter zunimmt. Japan hat keinen Spielraum mehr, um weibliche Talente zu verschwenden.

Das Ministerium für Wirtschaft, Handel und Industrie geht davon aus, dass in Japan bis 2030 450.000 Fachkräfte im Bereich der Informationstechnologie fehlen werden. Die Situation wird von dem Ministerium mit einer digitalen Klippe verglichen, die sich auftut.

Japan schneidet schlecht ab

Im World Digital Competitiveness Ranking des International Institute for Management Development liegt Japan weltweit auf Platz 27 und in Asien auf Platz sieben, hinter Ländern wie Singapur, China und Südkorea.

Laut dem UNESCO-Wissenschaftsbericht 2021, der im Juni veröffentlicht wurde, werden Frauen weltweit mehr verlieren als Männer, da die Automatisierung gering qualifizierte Arbeitsplätze übernimmt. Frauen haben auch weniger Möglichkeiten, sich in den zunehmend gefragten Bereichen der künstlichen Intelligenz, des maschinellen Lernens und der Datentechnik zu qualifizieren, heißt es in dem Bericht.

Es gibt also viel zu tun für die japanische Regierung, die zwar auf der einen Seite modern denkt, auf der anderen Seite aber an traditionellen Geschlechterrollen festhält. Ob so die Digitalisierung klappen wird, ist also fraglich.

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