In Japan stehen immer mehr Häuser leer. Insbesondere in ländlichen Gebieten gibt es sehr viele sogenannte „Akiya“ (空き家 = leeres Haus) und immer mehr von ihnen sind baufällig.
Die japanische Regierung will das Problem nun in den Griff bekommen und überlegt, die Steuererleichterungen für Eigentümer so zu überarbeiten, dass sich Reparaturen oder Neubauten wieder lohnen.
Immer mehr Eigentümer finden keine Käufer für ihre Häuser
Immer mehr Eigentümer finden keine Käufer für ihre Immobilien und verfügen selbst nicht über die finanziellen Mittel, um die Häuser in Schuss zu halten. Da die japanische Gesellschaft immer älter wird und stetig schrumpft, rechnen Experten damit, dass die Zahl der unbewohnten Häuser in den nächsten Jahren immer weiter ansteigen wird.
Das Nomura Research Institute geht davon aus, dass die Quote der leer stehenden Immobilien bis 2038 auf 31,5 Prozent ansteigen wird. Dieser Prozentsatz wird den Prognosen zufolge hauptsächlich nach 2025 stark ansteigen, wenn die Generation der Babyboomer, deren Wohneigentumsquote höher ist als die anderer Altersgruppen, über 75 Jahre alt wird.
Die Zahl der leer stehenden Immobilien lag 2018 laut einer offiziellen Statistik bei 8,5 Millionen (15 Prozent), ausgenommen Ferienhäuser und Mietwohnungen. In sechs Präfekturen liegt der Anteil seit langer Zeit bei über 10 Prozent.
Von den 3,49 Millionen leer stehenden Objekten sind 2,4 Millionen Holzhäuser und 1,01 Millionen sind stark verfallen.
Viele Häuser bleiben stehen, weil sich die Erben nicht von ihren Kindheitserinnerungen trennen wollen oder es zu teuer ist, sie abreißen zu lassen. In vielen Fällen wollen die Erben aber auch schlichtweg nichts mit einem geerbten Haus zu tun haben.
Im Jahr 2021 bearbeiteten japanische Gerichte rund 250.000 Fälle, in denen auf das Erbrecht an Häusern verzichtet wurde – 1,5 Mal mehr als noch zehn Jahre zuvor.
Änderung der Steuergesetze soll helfen
2015 trat in Japan ein Gesetz in Kraft, um die wachsende Zahl der unbewohnten Immobilien zu verringern. Demnach können die Behörden Häuser abreißen lassen, die vom Verfall bedroht sind, auch dann, wenn sie die Eigentümer nicht ausfindig machen können.
Immobilien, auf deren Erbe verzichtet wurde, können von den Behörden verkauft werden. Allerdings ist das gerade in ländlichen Gebieten schwierig, da der Schätzwert sehr niedrig ist.
Dennoch lohnt es sich, ein neu gebautes Haus in Japan zu kaufen, denn die Regierung gewährt in diesem Fall eine Vorzugsbehandlung in Form von Hypothekensteuervergünstigungen.
Um dem Problem der leer stehenden Immobilien Herr zu werden, soll nun ein neues System im Haushaltsjahr 2023 eingeführt werden.
Die Bemessungsgrundlage der Grundsteuer für Wohngrundstücke wird auf ein Sechstel des Schätzwerts reduziert, wenn das Grundstück kleiner als 200 Quadratmeter ist. Der Umfang der Steuergutschriften für die Eigentümer von leer stehenden Immobilien soll zudem reduziert werden, um so zu einem Abriss oder einer Instandsetzung zu animieren.