Japans Regierung versucht den Ausnahmezustand zu vermeiden, und das, obwohl die Zahl der täglichen Neuinfektionen weiter steigt. Am Donnerstag wurde zum ersten Mal die 100.000er-Marke überschritten. Die Mehrheit der 47 Präfekturen stehen aktuell unter dem „Quasi-Notstand“, der allerdings nur minimale Maßnahmen mit sich bringt.
Aktuell sind Restaurants und Bars aufgefordert, früher zu schließen und den Alkoholausschank ganz oder teilweise einzustellen. Zudem sollen die Einwohner der betroffenen Präfekturen nicht über die Präfekturgrenzen hinaus reisen und es gilt ein Einreiseverbot für Ausländer.
Bloß keine weiteren Einschränkungen
Japans Premierminister sowie die Gouverneure der Präfekturen, in denen die Zahl der Neuinfektionen besonders stark angestiegen ist, bemühen sich jedoch, keine weiteren Einschränkungen zu verhängen, die mit einem Ausnahmezustand einhergehen würden. Als Grund wird angeführt, dass die Menschen nicht eingeschränkt werden sollen, aber im zweiten Atemzug wird immer davon gesprochen, dass man der Wirtschaft nicht schaden wolle.
Dabei ist die aktuelle Situation schwierig, das Gesundheitssystem, inklusive der Gesundheitszentren, hat wieder einmal zu kämpfen und steht kurz vor dem Zusammenbruch. Immer mehr Schulen müssen ganz oder partiell schließen und Stimmen aus der Wirtschaft klagen häufig, dass Personal fehlt.
Zwar sorgt die Omikron-Variante für weniger schwere Infektionsverläufe, aber es infizieren sich immer mehr Menschen, die in Quarantäne müssen und somit ausfallen oder sich um erkrankte Familienmitglieder kümmern müssen. Außerdem werden trotzdem immer mehr Infizierte stationär aufgenommen, müssen allerdings seltener beatmet werden.
Ausnahmezustand auf einmal keine Option mehr
In der Vergangenheit hätte die japanische Regierung in so einer Situation schon längst den Ausnahmezustand ausgerufen, doch warum tut sie das jetzt nicht? Diese Frage stellt sich auch der ehemalige Gesundheitsminister und Mitglied der Demokratischen Verfassungspartei Japans, Akira Nagamutsa, am Mittwoch bei einer Sitzung des Parlaments. Auch innerhalb der LDP mehreren sich Stimmen, die sagen, dass die Maßnahme kommen muss.
Japan steht allerdings nicht allein da. Andere Länder haben bereits Lockerungen der Maßnahmen angekündigt oder schon umgesetzt. Dänemark zum Beispiel hob am Dienstag alle Einschränkungen auf, trotz der Tatsache, dass am Donnerstag 44.225 Neuinfektionen verzeichnet wurden.
Bringt Omikron die Endemie?
Dazu kommt, dass viele Experten Omikron als Beginn der Endemie sehen und so sieht es auch der japanische Premierminister und einige Gouverneure.
Während der fünften Welle der Pandemie im vergangenen Sommer sprach Shigeru Omi, der Vorsitzende des Coronavirus-Unterausschusses der Regierung, wiederholt von der Notwendigkeit, die Menschenströme in normalerweise überfüllten Gebieten zu begrenzen.
Nun meint Omi, dass die Corona-Strategie angepasst werden sollte, je nachdem, wie sich die Situation in einer Region direkt verändert, aber es sei nicht notwendig, die Menschenströme zu begrenzen.
„Wir können nicht so weitermachen wie bisher“, so Omi am 19. Januar. „Wir müssen uns Maßnahmen einfallen lassen, die wirksam sind und auf die Merkmale von Omikron zugeschnitten sind.“
Von Gouverneuren hört man immer wieder, dass ein Ausnahmezustand sozialökonomische Kosten für die Gesellschaft mit sich bringen würde, die gravierend wären.
Boostern als Lösung
Man setzt auf die Boosterimpfung. Allerdings ist die Impfkampagne für die Auffrischungsimpfung noch nicht richtig angelaufen, da viele Regionen mit Problemen zu kämpfen haben.
Sobald die Mehrheit der japanischen Bevölkerung die Auffrischungsimpfung erhalten hat, sollen die Menschen selbst entscheiden, was sie je nach ihrem Gesundheitsrisiko tun können und was nicht, ohne Vorschriften von der Regierung, so das Regierungsgremium.
Stellt sich nur die Frage, ob verschiedene Bereiche das noch lange mitmachen können, wenn die Zahl der Infektionen weiter ansteigt.