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Münztelefone: Eine vom Aussterben bedrohte Art?

Japan will Münztelefone im Hinblick auf zukünftige Katastrophenfälle erhalten

Jiji: Lang ist es her, dass man Münztelefone noch regelrecht an jeder Straßenecke fand. Nach dem Aufstieg der Mobiltelefone gab es kaum noch einen Bedarf für die an einen festen Standort gebundenen Telefonstationen. Inzwischen sieht man das anders, denn gerade in Katastrophenfällen können die Telefone zu Rettern in der Not werden.

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Seit dem Tsunami und dem Erdbeben im Jahre 2011 wuchs das allgemeine Interesse an den Münztelefonen wieder, die man zuvor als alltägliches Mittel zur Kommunikation bereits regelrecht abgeschrieben hatte. Als damals am 11. Mai die Katastrophe über Ostjapan hereinbrach, griffen die Menschen in den betroffenen Regionen zehnmal häufiger als am Vortag zu den Telefonen und das fiel natürlich auf.

Es waren einmal fast eine Million… dann ging es bergab

Lange sah es für die Telefonstationen gar nicht mal so gut aus. Die Zahl der Münztelefone in Japan erreichte im Geschäftsjahr 1984 mit 935.000 ihren Höchststand. Das war kurz vor der Gründung der Nippon Telegraph and Telephone Corp. durch die Privatisierung ihres staatseigenen Vorgängers.

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Seitdem ist die Zahl weiter zurückgegangen und lag im Geschäftsjahr 2000 bei 707.000 und im Geschäftsjahr 2019 sogar nur noch bei 151.000. Eine Verringerung ihrer Zahl um 80 Prozent und das innerhalb von weniger als 20 Jahren. Ein herber Rückschlag für das einst so weitverbreitete Münztelefon.

Auch bei einer Nichtbenutzung dürfen einige der Geräte nicht entfernt werden

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Münztelefone werden als „Universaldienst“ bezeichnet, was bedeutet, dass sie allen innerhalb der Bevölkerung zur Verfügung stehen sollen. Über seine Tochtergesellschaften NTT East Corp. und NTT West Corp. ist NTT gesetzlich verpflichtet, in städtischen Gebieten alle 500 Quadratmeter und an anderen Orten jeden Quadratkilometer eins der Geräte installieren zu lassen.

Nun hat die japanische Regierung beschlossen, die Vorschriften für die Installation öffentlicher Telefone zu lockern. Als Grund wurde hier der immer geringer gewordene Bedarf an den Geräten durch die wachsende Verbreitung mobiler Handys angeführt.

Nach den bestehenden Regelungen gibt es aktuell rund 109.000 Münztelefone, die auch bei Nichtbenutzung nicht entfernt werden können.

Sie müssen erhalten werden, aber dies ist gar nicht mal so einfach für die Unternehmen. Die Wartung solcher Münztelefone ist aufwendig und somit auch kostspielig. Des Weiteren fallen die Stationen auch immer wieder Akten des Vandalismus zum Opfer. Sie werden beschmiert, beschädigt oder manchmal auch ganz zerstört.

Der Verlust wird durch Universaldienstentgelte über die Benutzenden von Festnetz- und Mobiltelefonen gedeckt.

Zahl der Münztelefone verringert sich weiter

Vor diesem eher kritischen Hintergrund hat das Ministerium für Inneres und Kommunikation beschlossen, die Kriterien für die Einbauorte in städtischen Gebieten auf jeden Quadratkilometer und an anderen Orten auf alle 2 Quadratkilometer zu lockern.

Die erforderliche Anzahl von Münztelefonen ist damit auf 27.000 gesunken. Einschließlich derjenigen, die an Orten außerhalb der Kriterien installiert sind, könnte die Gesamtzahl der Geräte um mehr als die Hälfte sinken.

Über alternative Nutzungswege und die Zukunft des Münztelefons

Inzwischen geht man weg von einer Vorstellung der alltäglichen Nutzung und fokussiert sich auf die Nutzung der Münztelefone im Krisenfall.

„Die Rolle von Münztelefonen verlagert sich auf den Einsatz bei Katastrophen“, sagte ein Beamter von NTT East aufgrund des häufigen Auftretens von Naturkatastrophen großen Ausmaßes in den letzten Jahren.

NTT East und NTT West haben den Hauptzweck von den Telefonen auf den Einsatz bei Katastrophen geändert und damit begonnen, sie an Orten zu installieren, die als Evakuierungsunterkünfte zur kostenlosen Nutzung in Katastrophenzeiten ausgewiesen sind.

Ein Vorteil dieses Vorhabens: deutlich geringe Wartungskosten durch noch seltenere Nutzung. Es wird erwartet, dass die Zahl der öffentlichen Telefone für Notfälle zu gegebener Zeit die der konventionellen übertreffen wird.

Münztelefone werden wahrscheinlich als „Telefone überleben, die normalerweise ungenutzt, aber dennoch notwendig sind“, sagte ein Analyst.

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