Durch die Pandemie sind japanische Unternehmen dazu übergegangen, Bewerber für freie Stellen online zu testen, um den Kreis einzugrenzen. Dass es dadurch leichter wurde, zu betrügen, liegt auf der Hand.
Ein Angestellter aus Osaka flog nun auf, weil er über Twitter seinen Dienst als Prüfungsschreiber gegen Bezahlung angeboten hatte. Er wurde von der Abteilung für Cyberkriminalität des Metropolitan Police Department am 21. November festgenommen und wird sich wegen Verdachts der illegalen Herstellung und Verwendung einer privaten elektromagnetischen Aufzeichnung verantworten müssen.
Kundensuche auf Twitter
Im konkreten Fall soll er im April einer Studentin im vierten Studienjahr bei einem Einstellungstest geholfen haben, indem er ihr über drahtlose Kopfhörer die Antworten vorsagte. Dies war möglich, da die Studentin ihren Bildschirm mit ihm teilte.
Der Mann suchte auf Twitter nach potenziellen Kunden mit der Nachricht: „Alumnus der Kyoto University Graduate School. Vier Jahre Erfahrung als gefälschter Onlinetest-Teilnehmer. Insgesamt mehr als 4.000 Tests. Erfolgsquote über 95 Prozent.“ Außerdem verlangte er 4.000 Yen für zwei Prüfungsfächer.
Erfolgreiche Qualifizierung für ein Vorstellungsgespräch
Bei seinem Auftrag im April sollte er Tests für 23 Unternehmen übernehmen, darunter auch für ein großes Handelsunternehmen und eine Kreditkartenfirma. Die Studentin händigte ihm ihre IDs und Passwörter aus, damit er ihren Zugang zu den Prüfungen erhielt.
Sie bestand die meisten der Tests und wurde von einem der Unternehmen zu einem abschließenden Vorstellungsgespräch gebeten. Nachdem der Betrug aufgeflogen war, brach sie dieses jedoch ab.
Maßnahmen gegen Betrugsversuche
Um genau solche Betrugsversuche zu verhindern, ergreifen japanische Unternehmen unterschiedliche Maßnahmen, beispielsweise ein System, das den Prüfling während des Tests überwacht.
Vermutungen legen nahe, dass der Angestellte im Zeitraum zwischen Januar und Juli dieses Jahres für etwa 300 Studenten Prüfungen geschrieben und damit um die 4 Millionen Yen verdient hat. Laut Ermittlerkreisen habe der Beschuldigte die Vorwürfe bestätigt. Auch die Studentin soll noch dem Staatsanwalt übergeben werden.
Hoher Leistungsdruck
Dies ist kein Einzelfall, denn immer wieder bieten Betrüger auf Twitter ihre Dienste an. Dennoch soll es sich bei dem vorliegenden Fall um die erste Verhaftung zum Thema in Japan handeln. Allgemein herrscht in der japanischen Studien- und Arbeitswelt ein hoher Leistungsdruck, sodass sich viele Berufsanwärter von den Anforderungen überfordert fühlen. Die Prüfungen sollen Aufschluss über Logikvermögen, Persönlichkeit und Denkvermögen der Bewerber geben.