Die Ainu Times ist eine Zeitung, die von einer Organisation zur Wiederbelebung der Sprache des nordjapanischen Ainu-Volkes herausgegeben wird. Nun feiert sie ihr 25-jähriges Bestehen.
Der Ainugo Pen Club möchte diese besondere Sprache auch in der Welt verbreiten. In der Zeitung wird sie sowohl in lateinischen Buchstaben als auch in Katakana abgedruckt.
Weitergabe einer besonderen Sprache
Shiro Kayano ist Vorsitzender der Organisation und Direktor des Kayano Shigeru Nibutani Ainu-Museums in Biratori, Präfektur Hokkaido. „Ich möchte die Zeitung weiterhin herausgeben, um die Ainu-Sprache an künftige Generationen weiterzugeben.“
Im März 1997 erschien die erste Ausgabe und weitere folgten seitdem vierteljährlich. Aktuell erscheint eine neue Ausgabe zwei- bis dreimal im Jahr. Die Titelseite der ersten Ausgabe zierte die Zeilen: „A=utaari opitta utura=an wa arikiki=an ro!“, was so viel bedeutet wie: „Lasst uns gemeinsam hart arbeiten, alle unsere Mitmenschen.“

Damit wurde die Leidenschaft zum Ausdruck gebracht, mit der die Zeitung produziert wird. Die Sprache sollte auch durch ein Gesetz gefördert werden, das im Juli 1997 in Kraft trat. Dazu Kayano: „Wir waren stolz auf unsere Ainu-Traditionen und unsere Kultur. Es war sehr wichtig für uns, sie zu verbreiten. In diesem Sinne war die Zeitung bahnbrechend.“
Assimilationspolitik verbietet Muttersprache
Während der Meji-Ära (1868 bis 1912) wurde die Ainu-Bevölkerung zum Japanisch sprechen gezwungen, wodurch die Ainu-Sprache rasch an Bedeutung verlor. Kayano selbst wuchs im Nibutani-Gebiet als Sohn eines Forschers der Ainu-Kultur auf. Sein Vater Shigeru Kayano war zugleich der erste Ainu-Abgeordnete im japanischen Nationalparlament.
Dennoch kannte sein Sohn in seiner Jugend nur etwa 100 Wörter aus dem täglichen Leben, die der Ainu-Sprache zuzuordnen sind. Sein Interesse wurde 1987 geweckt, als er von seinem Vater zu einer Studienreise nach Kanada eingeladen wurde. Diese wurde von der Schulbehörde Briatoris organisiert.
Studienreise als Inspiration
In Kanada kam er in Kontakt mit den Kwakiutl, einem indigenen Volk an der Westküste Kanadas. In der örtlichen Grundschule wurde deren Sprache, Kwakwaka, unterrichtet. Dennoch war die jüngste Person, die sie fließend sprechen konnte, bereits 85 Jahre alt.
Kayano war schockiert davon, dass seine Sprache zu verschwinden drohte. Er fand es selbst kritisch, dass er als Ainu-Mann die Sprache nicht beherrschte. Er glaubte daran, dass es noch nicht zu spät sei, die Sprache wiederzubeleben. Sein 61-jähriger Vater war zu dem Zeitpunkt der jüngste Muttersprachler.
Förderung der Sprache
Nachdem sie wieder in Japan waren, kündigte Kayano seinen Job bei einem Unternehmen in Tokyo und kehrte 1988 in seine Heimatstadt Nibutani zurück. Dort arbeitete er als Büroleiter des Ainu-Sprachkurses, den sein Vater eröffnet hatte.
Durch einen Zeitungsartikel kam er auf den Gedanken, eine eigene Zeitung in der Ainu-Sprache herauszugeben. Er gründete 1996 mit seinen Freunden den Ainugo Pen Club mit dem Ziel, „Ausdruck und Veröffentlichung in der Ainu-Sprache zu fördern.“
Die erste Ausgabe hatte bereits um die 640 Abonnenten und nach Anfragen aus dem Ausland wurde sie auch nach Russland, Polen und weitere Länder geschickt. Die Zeitung berichtet über aktuelle und alltägliche Themen, die Texte sind alle vom Club selbst verfasst.
Ehrgeizige Ziele
Die Zahl der Abonnenten ist in den letzten Jahren jedoch zurückgegangen, weshalb vor vier Jahren eine E-Book-Version angeboten wurde. Die aktuelle Leserzahl liegt bei etwa 80 und 10 Menschen zwischen 50 und 70 Jahren sind an der Erstellung beteiligt.
Kayano setzt sich dafür ein, dass auch jüngere Menschen sich für diese besondere Sprache begeistern und so wird die 78. Ausgabe voraussichtlich nächsten Monat erscheinen. Wer Interesse an einem Abonnement oder andere Fragen hat, kann sich gern an das Kayano Shigeru Nibutani Ainu Museum wenden.