Miyavi ist nicht nur einer der erfolgreichsten Rock-Gitarristen Japans, er ist auch UNHCR-Botschafter und Flüchtlings-Befürworter.
Er fordert die Leute dazu auf, über die Schlagzeilen hinauszuschauen, bevor man Japan als Flüchtlinge abweisendes Land deklariert. Im November 2017 wurde Miyavi vom Hochkommissar der Vereinten Nationen (HNHCR) zum ersten Sonderbotschafter Japans ernannt.
Im Jahr 2018 nahm Japan mit 42 Flüchtlingen weniger als ein Prozent der Flüchtlingsbewerber in seinem Land auf. Im Jahr davor waren es nur 20 Flüchtlinge. Die Verdopplung der Aufnahmezahl ist für Miyavi bereits ermutigend, wenn auch noch nicht wirklich überwältigend.
„Ich frage mich, wie viele Menschen wissen, dass Japan der fünftgrößte Spendengeber der UNHCR ist. Japan kann nicht so einfach den Flüchtlingsstatus vergeben, leistet aber finanzielle Unterstützung“, so Miyavi.
Japan muss viele Faktoren berücksichtigen
Japans Beitrag von 120 Millionen US-Dollar im Jahr 2018 ist zwar nur ein Zehntel von dem, was die Vereinigten Staaten gespendet haben und ein Drittel der Spende von Deutschland, doch der Rockstar meint, dass sein Heimatland von Gleichgültigkeit weit entfernt ist. Man müsse in Japan viele Faktoren berücksichtigen, die die Flüchtlingsaufnahme einschränken, wie die Fähigkeit die Flüchtlinge zu integrieren, die Feindseligkeiten unter der Bevölkerung und ethnische Gleichwertigkeit.
„Wir müssen mehr betrachten als nur die Zahlen. Es ist weitaus komplexer als das. Es ist nicht so, dass Japan nicht bereit ist, Flüchtlinge aufzunehmen. Es ist nicht so, dass die Vereinigten Staaten oder Kanada wohlwollender sind. Es ist nicht so, dass jemand besser ist als der andere.“
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Der Mangel an Verständnis für das Flüchtlingsproblem
Kazuko Fushimi, PR-Sprecher von Japans Amt für Migration und Flüchtlinge, sagte zu der Flüchtlingssituation: „Mit Blick auf Asien akzeptiert unser Nachbar Süd-Korea doppelt so viele Flüchtlinge wie Japan. Wir möchten, dass Japan internationalen Standards folgt und mehr Flüchtlinge aufnimmt. Wir möchten, dass sie das Auswerteverfahren des Flüchtlingsstatus überdenken“.
Grund für die geringe Aufnahme ist die Priorisierung der externen Migrationskontrollen. Fushimi möchte jedoch glauben, dass die Angst gegenüber Fremden im Land allmählich nachlässt, vor allem unter dem Gesichtspunkt, dass bereits zwei Prozent der Gesamtbevölkerung aus dem Ausland stammt.
Auch die japanische Regierung möchte aus demografischen Gründen in Zukunft mehr Ausländer aufnehmen. Der schlechte Stand des Arbeitsmarktes sowie das wirtschaftliche Wachstum würden davon profitieren.
Bisher mangelt es an Verständnis für das Flüchtlingsproblem. Fushimi ist aber zuversichtlich, dass Prominente wie Miyavi auch die jüngere Generation erreichen und Veränderungen bewirken können.
Miyavi – Rockstar, Sonderbotschafter und Vater von zwei Töchtern
Miyavi besucht zwischen seinen musikalischen und väterlichen Pflichten immer wieder Flüchtlingslager, um dort mit vertriebenen Familien zu interagieren. Um mit deren Kindern in Kontakt zu treten, hilft ihm oft sein Äußeres. Seine Tätowierungen, Piercings und silbernen Haare kommen bei den Kindern gut an. Er nennt es sein Lebenswerk.
Seine Mentorin ist die Schauspielerin Angelina Jolie. Sie setzt sich seit über 15 Jahren für Flüchtlinge ein und hält als Sonderbeauftragte Reden bei UN-Konferenzen. Er hofft, dass auch er ein Vorbild sein kann, sodass sich mehr junge Menschen für humanitäre Aktionen interessieren.
„Ich sage nicht, dass man nun Flüchtlingslager besuchen soll. Doch Erkenntnis ist ein Anfang. Man muss nicht sofort damit anfangen. Wenn du ein Student bist, hast du das Recht zu lernen, es ist ein Privileg. Wenn die Zeit kommt, kann man anfangen zu handeln. Ein Fashion-Designer, ein Anwalt, ein Arzt, ein Zahnarzt, egal was du beruflich machst, es gibt etwas, was wir alle tun können. Gib etwas, wenn du es möchtest und nicht weil dir jemand sagt, dass du es tun sollst“, so der berühmte Rockstar.
Miyavi ist außerdem Vater von zwei Töchtern. Er möchte seine Musik, seine Aufgaben als Sonderbotschafter, aber auch als Vater in Einklang bringen. Es sei für ihn nicht immer leicht, wenn seine Töchter etwas mit ihm unternehmen möchten, er stattdessen aber woanders ist, um mit den Kindern in den Flüchtlingslagern zu spielen oder auf Tour mit den Zuschauern zu rocken.

„Früher konnte sich niemand einen Rockstar mit einer hellblauen UNHCR-Mütze vorstellen, wie er in einem Flüchtlingslager mit Kindern Fußball und Musik spielt – auch ich nicht. Vielleicht ist es nicht deine Vorstellung von Rock, aber so rocke ich. Für mich ist es der neue Rock. Ich denke, es ist cool und es liegt an uns, es cool zu machen, damit die jüngere Generation uns folgt“. – Miyavi.
Quelle: Kyodo News