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Japan nicht so modern, wie man meint

Japans alte IT-Systeme behindern die wirtschaftliche Erholung

Japan hat den Ruf, eines der modernsten Länder der Welt zu sein und immer die beste und neueste Technik zu haben.

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Das mag in einigen Bereichen auch stimmen, aber in der Verwaltung sieht es ganz anders aus, denn dort sind die IT-Systeme völlig veraltet. Die alte Technik hatte schon die reibungslose Auszahlung der 100.000 Yen für jeden Einwohner verhindert.

Japans Regierung will die IT-Systeme modernisieren

Um diese Probleme zu beheben, hat die japanische Regierung im vergangenen Monat den „Digital New Deal“ in ihre jährlichen politischen Ziele aufgenommen.

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Übersetzt bedeutet dies, dass die Regierung viel Investieren will, um die IT-Systeme auf den neuesten Stand zu bringen, den Datenaustausch zwischen den Ministerien zu fördern und die Webseiten zu aktualisieren.

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Wie viel die Umsetzung kosten wird und wie viel Geld dafür bereitsteht, steht noch nicht fest.

Schlechter Zustand der digitalen Dienste dämpfen die wirtschaftliche Erholung

Ökonomen sagen, dass der schlechte Zustand der digitalen Dienste der Regierung die fiskalischen Stimulierung gedämpft hat und der breiteren Wettbewerbsfähigkeit des Landes schadet, indem so den technologischen Fortschritt im privaten Sektor zurückgehalten wird.

„Japan hinkt mindestens 20 Jahre der Welt hinterher, wenn es um die IT-Systeme der Verwaltung geht.“, so der Wirtschaftswissenschaftler Yukio Noguchi, Autor mehrerer Bücher über Technologie und Japans Wirtschaft. „Das Land muss seinem System der Verwendung von Papier und physischen Briefmarken so schnell wie möglich entkommen.“

Wenn es um die digitale Wettbewerbsfähigkeit geht, rangiert die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt nur auf Platz 23 von 63 Nationen, die vom Institute for Management Development befragt wurden.

Obwohl die Regierung die Verwendung elektronischer Signaturen auf ihren Systemen erleichtern möchte, sind physische Stempel nach wie vor für viele offizielle Dokumente erforderlich, sodass viele Transaktionen nur schwer online abgewickelt werden können. Für einige Menschen ist es während der Pandemie auch schwierig, von zu Hause aus zu arbeiten.

Anschaffung von Software löst einen großen Verwaltungsakt aus

Das Versäumnis der Bürokratie, mehr für Computersoftware auszugeben, ist zum Teil eine Folge der Art und Weise, wie sie Investitionen finanziert, so der Ökonom Takuya Hoshino vom Dai-ichi Life Research Institute.

Software wird im staatlichen Rechnungswesen als nicht-materielle Investition eingestuft. Das bedeutet, dass sie durch schuldgedeckte Anleihen finanziert wird, die einen mühsameren Genehmigungsprozess erfordern als die Bauanleihen, die für den Bau von Straßen oder Brücken verwendet werden.

Man kann sich leicht vorstellen, wie diese Formsache Beamte davon abhalten könnte, teure Vorschläge zu unterbreiten, wenn man bedenkt, dass Japan bereits die höchste Staatsschuldenlast der Welt hat.

Dennoch hat der Coronavirus die Kosten für alte Computersysteme viel deutlicher gemacht.

„Es ist durchaus möglich, dass wir in Zukunft alle zehn Jahre Krisen wie diese haben werden.“, sagte Hoshino. „Aber ohne die Unterstützung der Infrastruktur kann die Regierung nicht das Beste aus ihrer eigenen Politik machen.“

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