Japans Ernährungssicherheit ist verwundbar, das zeigt aktuell die russische Invasion auf die Ukraine, deren Folgen sich auch auf die weltweiten Lieferketten auswirken.
Ein Mangel an Ressourcen, eine immer kleiner werdende Erwerbsbevölkerung, die mangelnde Bereitschaft der Regierung die Agrarpolitik zu überarbeiten und natürlich veränderte Essgewohnheiten haben das Land zu einem hohen Maße abhängig von Importen gemacht.
Japan tut zu wenig für die Ernährungssicherheit
Im vergangenen Monat wurde Japan während eines Treffens der G-7-Agrarminister dafür gelobt, dass es innovative und nachhaltige landwirtschaftliche Praktiken einsetzt, um seine Probleme zu lösen. Experten sind allerdings der Meinung, dass das Land sich bei der Ernährungssicherheit zu sehr auf diese Initiativen verlässt.
Japan ist zum Beispiel fast vollständig von importierten, chemischen Düngemittel abhängig. Initiativen für ökologische Landwirtschaft wären eine Alternative, aber diese gehen nur von privaten Unternehmen aus.
Zudem werden die Humanressourcen, die für die Umsetzung der Regierungsstrategie benötigt werden, immer weniger. Laut einer Erhebung des Ministeriums für Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei gab es in Japan im Jahr 2020 1,36 Millionen selbstständige Landarbeiter, ein Rückgang von 2,24 Millionen (39 Prozent) im Jahr 2005.
Ein weiteres Problem für die Ernährungssicherheit ist die Fokussierung der japanischen Regierung auf die Militärausgaben, mit dem Fokus auf China und Nordkorea.
Selbstversorgungsgrad ist der schlechteste der G-7-Länder
Japans Selbstversorgungsgrad mit Nahrungsmitteln lag im Haushaltsjahr 2021 bei 38 Prozent auf Kalorienbasis. Obwohl er im Vergleich zum vorherigen Geschäftsjahr um einen Prozentpunkt gestiegen ist, bleibt er der Niedrigste unter den G-7-Staaten, hinter Italien mit 58 Prozent.
Russland und Belarus waren wichtige Lieferanten für Japan, doch der Handel ist aufgrund der russischen Invasion auf die Ukraine fast zum Erliegen gekommen. Auch China ist für die Ernährungssicherheit von Japan wichtig, da von dort Phosphor und Ammoniak für die Herstellung von Düngemittel kommt.
Sollte es zu dem Fall kommen, dass Japan sich wegen einer Krise komplett selbst versorgen müsste, würde das Land für ein Jahr 16 Millionen Tonnen Reis benötigen. Aktuell sind es allerdings weniger als 7 Millionen Tonnen, die produziert werden, so Experten.
Japan versucht die Preise für Reis künstlich hochzuhalten
2018 hat die Regierung ein Programm zur Verringerung der Reisanbaufläche abgeschafft, mit dem Landwirte subventioniert wurden, weil sie die Reisproduktion niedrig hielten und sich im Inland auf die Aufrechterhaltung hoher Preise konzentrierten. Grund dafür war die Verschiebung der öffentlichen Nachfrage von fast ausschließlich Reis hin zu anderen Getreidesorten und tierischen Produkten.
Obwohl es das Programm nicht mehr gibt, subventioniert die japanische Regierung weiterhin Landwirte, damit sie von den hohen Reispreisen profitieren können. Eine Änderung könnte dazu führen, dass Japan seine Selbstversorgung steigert und einen großen Beitrag zur Ernährungssicherheit leistet, doch insbesondere die einflussreichen Agrargenossenschaften stemmen sich dagegen.
Laut Experten würde der globale Handel mit Reis um 20 Prozent auf 60 Millionen Tonnen ansteigen, wenn Japan 10 Millionen Tonnen Reis exportieren würde und Japan könnte zum zweitgrößten Exporteur der Welt hinter Indien werden.