Am vergangenen Dienstag hatte sich Taro Aso wieder einmal mit einem Hitler-Vergleich ins gesellschaftliche Aus geschossen. In einem Vortrag hatte der japanische Finanzminister, Hitlers Motive zum Holocaust im 2.Weltkrieg wieder einmal sehr positiv interpretiert. Jetzt rudert er zurück … mal wieder.
Der japanische Finanzminister und stellvertretende Ministerpräsident schafft es auch diesmal sich mit einem Hitler-Vergleich einen Namen zu machen. Am Dienstag sprach er vor Mitglieder der Parlamentsfraktion seiner Partei LDP und relativierte Hitlers Motive, denn nur auf die Ergebnisse komme es ihm an: „Ich hinterfrage Ihre Motive nicht, warum Sie Politiker sind. Doch auf die Ergebnisse kommt es an. Hitler, der Millionen von Menschen auf dem Gewissen hat, war nicht gut, auch wenn seine Absichten richtig waren.“
Dabei scheint der Finanzminister der liberal-demokratischen Partei (LDP), unter Ministerpräsident Shinzo Abe, aus der Vergangenheit nichts gelernt zu haben. Nachdem das U.S. amerikanisch-jüdische Simon Wiesenthal Center seine Aussage als „bekümmernd und beschämend“ kritisierte, entschuldigte sich der japanische Finanzminister am Donnerstag öffentlich.
„Es ist aus meinen allgemeinen Bemerkungen klar, dass ich Hitler sehr negativ betrachte, und es ist klar, dass seine Motive auch falsch waren“, sagte Aso in einer Erklärung.
Ob das wirklich so klar ist, lässt sich jedoch schwer sagen, schließlich irritierte er schon mit Vergleichen zur Verfassungsänderung der Weimarer Republik im Jahr 2013.
Hier schlug er mit der Aussage Wellen, man solle sich bei der immer noch geplanten Verfassungsänderung, doch an der heimlichen Verfassungsänderung der Weimarer Republik orientieren.
Dies lässt seine Entschuldigung und Dementi zu Hitler wenig glaubwürdig klingen. „Es war unangemessen, dass ich Hitler als Beispiel zitierte und ich möchte das zurückziehen.“
Seine Entschuldigung wirkt auch eher außenpolitisch motiviert. Denn wäre die Kritik nicht aus Amerika gekommen, hätte er seine Aussage wahrscheinlich nicht so schnell zurückgezogen. Schließlich haben die Japaner in den Amerikanern zur Zeit einen starken Verbündeten gegen Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un. Kritische Worte aus Amerika wäre da nur ein unnötiger Ballast in den japanisch-amerikanischen Beziehungen.
„Diese Worte beschädigen den Ruf Japans, zu einer Zeit in der die Amerikaner, unsere Schwesterdemokratie und unsere Alliierten, sich nach dem Raketenabschuss aus Kim Jong-uns Nordkorea, mit Japan solidarisch zeigen wollen.“
Ministerpräsident Shinzo Abe sah auch nach den mehrmaligen Aussagen und dem anschließenden Dementi scheinbar erst einmal keinen Anlass darin, Taro Aso aus dem Amt des Finanzministers zu entlassen, als er im August sein Kabinett neu ordnete. Taro gehörte laut Abe immer zu seinen engsten Vertrauten.
Mit seinen Vergleichen und Irritationen steht Taro Aso aber nicht alleine. Hitler-Vergleiche werden in Asien vergleichsweise häufig gezogen. So auch der Chef der japanischen Zentralbank Anfang Juni. Er nannte Hitlers Finanzpolitik „angemessen“ und „wunderbar“, auch wenn damit „schreckliche Dinge“ finanziert wurden.
Auch der Ministerpräsident selbst ist davon nicht freizusprechen. Schließlich besuchte er den mehr als umstrittenen Yasukuni-Schrein in Tokio. Dieser dient der Verehrung toter Kriegsverbrecher des 2.Weltkriegs.
Diese und viele weitere Skandale, wie dem der Moritomo Gakuen überschatten die Regierungszeit der LDP seit langem. Mit Asos Aussage und anschließendem Dementi ist nun ein weiterer dazu gekommen.