Es wurde bereits prognostiziert, dass Japans Geburtenrate 2022 auf ein Rekordtief fallen wird, doch nun zeigen die offiziellen Daten der japanischen Regierung, dass die Prognosen richtig lagen.
Demnach ist die Gesamtzahl der Geburten 2022 um 5,1 Prozent auf 799.728 gefallen. Dabei handelt es sich allerdings noch um vorläufige Daten des japanischen Gesundheitsministeriums, die endgültigen Zahl könnten noch tiefer ausfallen.
Rückgang der Geburtenrate beschleunigt sich in Japan immer mehr
Der Rückgang der Geburtenrate hat sich damit deutlich beschleunigt, als die Regierung angenommen hat. Eigentlich besagte eine Studie der Regierung, dass die 800.000-Marke erst 2033 erreicht werden wird.
Im Bericht des Ministeriums heißt es zu der gesunkenen Zahl der Geburten, dass ein veränderter Lebensstil infolge der Pandemie und ein wachsender Trend in Japan, später oder gar nicht zu heiraten, den Rückgang noch einmal verschärft hat.
Die Zahlen sind zum 11. Mal in Folge ein Rekordtief. Die Zahl der Geburten in Japan ist seit dem Höchststand von rund 2,09 Millionen im Jahr 1973, mitten im zweiten Babyboom des Landes, rückläufig. Im Jahr 1984 sank die Zahl auf 1,5 Millionen und fiel 2016 unter 1 Million.
Bisherige Versuche der japanischen Regierung, die Geburtenrate wieder anzuheben, sind bisher fehlgeschlagen. Kritiker argumentieren, dass die Maßnahmen nicht weit genug gehen und die Pandemie gezeigt hat, dass Familien eine untergeordnete Rolle für die Regierung spielen.
„Viele komplexe Faktoren spielen eine Rolle, darunter die finanzielle Instabilität junger Menschen und weniger soziale Begegnungen“, sagte ein Sprecher des Ministeriums für Gesundheit, Arbeit und Soziales.
Die aktuellen Daten zeigen, dass die ungefähre Zahl der Geburten, ohne Menschen aus dem Ausland, auf etwa 770.000 geschätzt wird.
Um die Geburten im Land zu fördern, hat Japans Premierminister Anfang des Jahres beispiellose Maßnahmen angekündigt. Bisher wurden aber noch keine konkreten Vorschläge gemacht.
Regierung muss das Problem des Geschlechtergefälles angehen
Takumi Fujinami, ein leitender Forscher am Japan Research Institute, sagte zu der sinkenden Geburtenrate: „Der Geburtenrückgang im Jahr 2022 wird wahrscheinlich durch den Rückgang der Eheschließungen im Jahr 2020 aufgrund der Pandemie beeinflusst, da in vielen Fällen das erste Kind zwei Jahre nach der Heirat geboren wird. Vor allem Frauen sind weniger bereit, Kinder zu bekommen. Neben den wirtschaftlichen und beschäftigungspolitischen Rahmenbedingungen sollte auch das Problem des Geschlechtergefälles, das die Frauen in Bereichen wie der Kindererziehung stark belastet, verbessert werden.“
Die Zahl der Sterbefälle in Japan erreichte im Jahr 2022 einen Rekordwert von 1.582.033, ein Anstieg um 129.744.
Die Zahl der Eheschließungen stieg 2022 jedoch zum ersten Mal seit drei Jahren wieder an. Im Jahr 2021 war die Zahl der Eheschließungen aufgrund der Pandemie auf den niedrigsten Stand seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs gesunken.