Die Japaner lieben ihr Feierabendbierchen und trinken auch sonst gerne alkoholische Getränke. Der Markt ist dabei groß und die Marken lassen sich immer wieder was Neues einfallen. Besonders beliebt sind zurzeit sogenannte Chuhai-Getränke, die Shochu-Drinks mit einem Alkoholanteil von sieben bis neun Prozent sind. Der Mix aus Softdrink und Alkohol steht jedoch schon lange in der Kritik und nun hat sich die Orion Brauerei entschieden, Chuhai-Drinks vom Markt zu nehmen.
Orion Breweries Ltd. gab schon letztes Jahr bekannt, dass sie ab 2020 ihre sogenannte „Watta Strong Chuhai“-Getränkeserie einstellen. Die Getränke gab es erst seit Mai 2019 und sie erfreuten sich mit einem Umsatz von 170 Millionen Yen in zehn Monaten durchaus reger Beliebtheit. Als Grund für den Verkaufsstopp nehmen die Brauerei die Rücksichtnahme auf die Gesundheit der Verbraucher.
Konsumenten sind sich Alkoholmenge nicht bewusst
Tatsächlich warnen Experten schon lange massiv vor den Getränken. Die Mischgetränke haben ein hohes Risiko für Alkoholexzesse und Alkoholabhängigkeit. Die handlichen Dosen weisen einen hohen Alkoholwert auf und verführen durch die eingemischten Softdrinks zum Weitertrinken.
Tishihiko Matsumoto von der Abteilung für Drogenabhängigkeitsforschung des National Center of Neurology and Psychiatry (NCNP) erklärte, dass sie viele Patienten haben, die ihre Kontrolle wegen der Getränke verloren haben. Öffentlich schrieb er weiter 2019 auf seinem Facebook Account, dass nicht mal illegale Drogen so eine Zerstörungskraft haben.
Die Strong Chuhai habe zwar weniger Alkohol als reiner Shochu, dafür lassen sie sich jedoch wie Saft trinken. Matsumoto erklärt, dass eine 350 Milliliter Dose mit 9 Prozent Alkohol genauso viel wie 180 Milliliter Sake oder zwei Shots Tequila ist. Durch den zusätzlichen Geschmack fällt die Menge an Alkohol nicht auf.
So beliebt wie noch nie
Problematisch ist dabei ebenfalls, dass die Nachfrage nach den Getränken immer mehr steigt, während die von anderen alkoholischen Getränken sinkt. Es steigen dabei Chuhai sowie Highballs und starke Chuhais gleichermaßen. Die Beliebtheit lässt sich mit den niedrigen Preisen und dem angenehmen Trinken erklären. Besonders junge Menschen sollen eher zu den Getränken greifen.
Suntory verkaufte nach Schätzung 2010 26,92 Millionen Container mit sechs Litern an Getränken mit einem Alkoholwert von 7 Prozent. 2019 waren es hingegen schon um die 112.14 Lieferungen. Die Reihe -196 C Strong Zero schaffte es, 243,51 Millionen Liter zu verkaufen und erhielt dafür den Guinness World Record.
Die Ofuna Enomoto Klinik in Kamakura, Kanagawa veröffentlichte ein Buch bei Sueisha Inc., in dem mehrere Suchtfälle beschrieben werden. Geschrieben wurde es von Akiyoshi Saito, dem Leiter der Abteilung für psychische Gesundheit und Wohlfahrt an der Klinik. Insgesamt werden in dem Buch sechs Fälle behandelt, wobei bei fünf Chuhai im Spiel ist.
Keine Einsicht bei den Brauereien
Saito selbst gibt an, dass er das Gefühl habe, dass 70 bis 80 Prozent der Alkoholiker in den letzten Jahren Mixgetränke tranken. Starke Chuhai-Getränke kamen zwischen 2008 und 2009 erstmals in Japan auf den Markt. Die ersten Produkte stammen von Kirin Brewery Co. und Suntory Holdings Ltd., später folgten auch andere.
Beide Brauereien sowie die Asahi Brauerei und die Sapporo Brauerei denken gar nicht daran, dem Beispiel von Orion zu folgen. Suntory PR antwortet auf eine Anfrage nur damit, dass es sich um ein Top-Produkt handelt, dass sie weiterverkaufen wollen und dass sie Käufer immer zum verantwortungsvollen Trinken auffordern. Ähnlich antworteten die anderen Brauereien.
Saito ruft deswegen zu einem angemessenen Umgang auf und ein Wegkommen von dem Sprichwort „Ein Drink sei die beste Medizin“. Er empfiehlt, pro Tag nur eine Dose Strong Chuhai zu trinken oder 500 Milliliter Bier. So können Menschen weiterhin ihren Alkohol genießen und mit ihm für die Zukunft noch eine erfreuliche Beziehung haben.
MS