Vor wenigen Tagen nahm sich Profi-Wrestlerin und Netflix-Star Hana Kimura vermutlich das Leben. Hunderte, Tausende an Hassnachrichten sollen die nur 22 Jahre alte Frau in den Tod getrieben haben. Der Tod löste weltweit Bestürzung und tiefe Traue unter den Menschen aus. Gleichzeitig erkannte vor allem Japan erstmals richtig, was Cybermobbing für Folgen haben kann.
Unter dem Hashtag „hibo chusho“ mit mehr als einer Million Tweets wurde am Todestag von Kimura über das Thema gesprochen. Die Tragik hinter dem Tod der jungen Frau führte dazu, dass andere Opfer ihre Erfahrungen mit dem Internet teilten, darunter auch einige Stars. Sie erinnerten daran, dass sie auch nur Menschen sind und teilweise boten sie ihre Hilfe an, falls andere ähnliches erleben.
Täter fangen an sich zu entschuldigen
Auch wenn Cybermobbing schon seit 2007 ein großes Thema in den englischen Medien ist, scheint in Japan erst jetzt das Problem laut zu werden. Die Menschen sprechen nun lauter über ihre Erfahrungen und sind bereit, sie öffentlich zu teilen. Es sind oft banale Gründe, wieso Menschen angefeindet werden. Unter anderem erklärte ein kleiner Account rund um Essen, dass er Hassbotschaften erhielt, nachdem er Tipps gab, um das Frühstück hübscher zu machen.
Auf der anderen Seite scheinen Täter zu verstehen, wie weitreichend ihre Nachrichten eigentlich sind. Zahlreiche Twitter-Nutzer berichteten, dass Personen sich plötzlich für Verhalten entschuldigten und ihre Fehler einsahen. Ob sie das wirklich taten, weil sie ihr Mobbing bereuten oder weil sie Angst vor einer möglichen Klage hatten, lässt sich dabei jedoch nicht sagen.
Allgemein wurden die Forderungen nach besseren Maßnahmen lauter. Täter sollen schneller und besser identifiziert werden, damit sie zu Rechenschaft gezogen werden. Tatsächlich scheint der Tod von Kimura auch etwas in der Politik zu ändern. Es wird an der Umsetzung von härteren Reglungen bereits gearbeitet. Wie effektiv am Ende allerdings die Ergebnisse dann sind, bleibt abzuwarten. Reglungen bringen nämlich nur etwas, wenn sie auch hart durchgesetzt werden.
Verantwortung von Reality-Shows
Sicher ist jedoch, dass Kimura und ihr Tod die Menschen zum Nachdenken anregt und zu Veränderungen drängt. Gerade weil die Sportlerin so bekannt war, ist ein Wegschauen und Ignorieren der Problematik nicht mehr möglich. Die Öffentlichkeit entwickelt ein Bewusstsein gegenüber Cybermobbing und hat so nun auch die Möglichkeit mit der eigenen Meinung dagegen anzukämpfen
Das Thema löste ebenfalls noch andere Diskussionen aus, wie den Umgang mit psychischen Krankheiten in Japan und die Verantwortung von Reality-Shows. Die Show Terrace House Tokyo 2019-2020 soll der Auslöser für den enormen Hass gegen Kimura gewesen sein. Ein Streit zwischen einem männlichen Mitbewohner und Kimura sorgte für wütende Reaktionen gegen die junge Sportlerin, dabei ging es nur um ein ruiniertes Kleidungsstück.
JP