Im Internet sind vor allem soziale Medien Orte, wo sich Pädophile tummeln und versuchen neue Opfer zu finden. Mit verschiedenen Methoden versuchen sie Minderjährige zu sich nach Hause zu locken. Japans Polizei versucht deswegen nun besonders gegen die Kindesentführer vorzugehen, bevor es zu Opfern kommt.
Laut der japanischen Polizei nehmen die Fälle besonders auf Twitter immer mehr zu. Aus dem Grund startete bereits im Januar die Präfekturpolizei Aichi ein Interventionsprogramm, das es so bisher noch nie in Japan gab. Hierbei reagieren die Polizisten direkt auf verdächtige Tweets. Dazu gehören etwa Nachrichten, in denen Erwachsene anbieten, dass Schüler bei ihnen wohnen können, wenn sie Probleme in der Schule haben und von zu Hause ausreißen.
Überwachung soll Täter reduzieren
Wenn Beamte derartige Tweets sehen, weisen sie in ihrer Antwort daraufhin, dass es sich möglicherweise um eine Entführung handeln könnte. Gleichzeitig informieren sie über die möglichen Gefängnisstrafen, die bei einer Verurteilung für das Verbrechen drohen.
Die Zustimmung von Minderjährigen ist dabei nicht besonders relevant. Wenn es nicht die Zustimmung von Erziehungsberechtigten gibt, wird in den meisten Fällen trotzdem als Verbrechen eingestuft. Mit dem System der offenen Überwachung hofft die Polizei von Aichi die Zahl der Täter zu reduzieren.
Wegen der Gefahr von der Polizei gefunden zu werden, versuchen sich die Täter auf sozialen Medien zu verstecken. Erwachsene, die Minderjährige aufnehmen wollen, geben sich selbst den Namen Kami. Kinder oder Post-Autoren, die nach solchen Angeboten suchen benutzen deswegen Hashtags wie Kamimachi oder Ähnliches. Das System ist dabei so gefragt, dass es laut Masanori Ikebe von der Bunkyo University täglich durchschnittlich 360 Kamimachi Tweets in Japan gibt. Nicht alle haben dabei böse Absichten, auch wenn es sich allgemein um ein Verbrechen handelt.
Zahl der Fälle nimmt zu
2018 gab es in ganz Japan laut nationaler Polizeibehörde 42 Fälle, wo Minderjährige entführt wurden, nach dem sie von Täter auf sozialen Medien kontaktiert wurden. In den letzten fünf Jahren ist die Zahl auf das Vierzehnfache angestiegen. Genaue Daten zu 2019 gibt es nicht, ein Fall sorgte jedoch im November für großes Aufsehen.
Ein 12-jähriges Mädchen aus Osaka verschwand spurlos für mehrere Tage und tauchte plötzlich ganz alleine bei der Polizei in Oyama, Tochigi auf. Sie gab an, dass sie von einem Mann festgehalten wurde, mit dem sie sich vorher über soziale Medien ausgetauscht hat und der sie zu sich nach Hause einlud. In dem Haus des Mannes wurden neben den Sachen der Schülerin noch ein weiteres Mädchen gefunden, das seit mehreren Monaten vermisst wurde.
Polizei warnt Erwachsene und Kinder
Einen ähnlichen Fall gab es im selben Monate in Aichi mit einer 14-Jährigen, die bei einem 43-Jährigen lebte. Sie suchte ein Zimmer und er bot ihr über Twitter an, bei ihm zu schlafen. Vier Tage lebte sie bei ihm, bis die Polizei kam. Gegenüber den Beamten gab er an, dass er sich nicht unter Kontrolle habe.
Die Behörden wiesen zu dem Zeitpunkt erneut daraufhin, dass es sich ebenfalls um Entführungen handelt, wenn das Kind zustimmt und kein Zwang im Spiel ist. Solange die Erziehungsberechtigten nicht zustimmen, ist es in den meisten Fällen eine Straftat. An die Kinder und Jugendlichen gewandt, gab ein Polizist von Aichi an, dass viele bei den Erwachsenden sexuell angegriffen oder anderweitig verletzt werden. Sie sollten definitiv nicht bei Fremden wohnen, da es sehr gefährlich sein kann.
MS