Die Zahl der Eheschließungen und Geburten in Japan ist rückläufig. Die Gesamtfruchtbarkeitsrate sank im Jahr 2022 auf 1,26 und erreichte damit das gleiche Niveau wie zuletzt im Jahr 2005. Gegenüber dem Vorjahr (1,3) ist die Rate damit deutlich gesunken.
Die Zahl der Geburten ist im vergangenen Jahr auf unter 800.000 gefallen und die Regierung vermutet, dass die sinkende Zahl der Paare, die sich für eine Heirat entscheiden, zum Rückgang der Geburtenrate beigetragen hat. Experten argumentierten allerdings, dass dies nicht der einzige Faktor sei.
Zahl der Eheschließungen rückläufig
Die tatsächliche Zahl der Eheschließungen ging in Japan im Jahr 2022 um 504.878 zurück, was einem Rückgang von etwa 94.000 im Vergleich zu 2019, also vor der Pandemie, entspricht. Damit war der Rückgang weitaus größer als zwischen den Jahren 2016 und 2019.
Nach Angaben des Ministeriums für Gesundheit, Arbeit und Soziales schlägt sich die geringe Zahl der heiratswilligen Paare auf die Geburtenrate nieder.
Nachdem Japan COVID-19 auf die gleiche Stufe wie die saisonale Grippe herabgestuft hat, ist die Zahl der Hochzeiten wieder gestiegen. Hochzeitsveranstalter verzeichnen einen Anstieg der Buchungen auf 80 bis 90 Prozent des Niveaus vor der Pandemie.
Im April hat das Nationale Institut für Bevölkerungs- und Sozialversicherungsforschung Zahlen veröffentlicht, die einen Ausblick auf die Entwicklung der japanischen Bevölkerung geben.
Nach den Zahlen wird die Fruchtbarkeitsrate aufgrund der geringen Zahl von Eheschließungen infolge der Pandemie bis Ende der 2020er-Jahre bei etwa 1,2 liegen. Ab den 2030er-Jahren soll sie wieder das Niveau von vor der Pandemie erreichen.
Diese Einschätzung beruht jedoch auf der Annahme, dass sich auch die Zahl der Eheschließungen in Japan erholen wird. Zwar ist die Zahl der Hochzeiten im Jahr 2020 auf 504.878 gestiegen, jedoch nur leicht. Außerdem war die Zahl der Eheschließungen zwischen Januar und März um 14 Prozent niedriger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
Das Ministerium rechnet in diesem Jahr daher mit noch weniger Eheschließungen als im vergangenen Jahr.
Ursache für die sinkende Geburtenrate in Japan ist nicht so einfach zu erklären
Auch sind die Ursachen für den Rückgang der Geburtenrate nicht so einfach zu erklären. Neben den Auswirkungen der Pandemie ist die Tendenz, später oder gar nicht zu heiraten, einer der Gründe. Ein weiterer Faktor sind die hohen Kosten in Japan, die ein Kind mit sich bringt.
Darüber hinaus zeigen Umfragen immer wieder auf, dass Frauen in Japan inzwischen ihr eigenes Leben in den Fokus rücken. Kritisiert wird zudem das starre Bild der Gesellschaft, das dazu führt, dass nach der Geburt eines Kindes die Erziehung meist der Frau überlassen wird und jegliche Aufstiegschancen im Berufsleben wegfallen.
Weitere Erhebungen machen deutlich, dass das Interesse zu Heiraten besonders bei der jüngeren Generation eher gering ist. Laut einer Umfrage des nationalen Instituts für Bevölkerungs- und Sozialversicherungsforschung, die im September vergangenen Jahres veröffentlicht wurde, wollen 14,6 Prozent der Frauen und 17,3 Prozent der Männer zwischen 18 und 34 Jahren den Bund fürs Leben nicht schließen. 1982, als diese Umfrage das erste Mal durchgeführt wurde, gaben 95,9 Prozent der Männer und 94,2 Prozent der Frauen an, heiraten zu wollen. Die Tendenz, zu heiraten, nimmt stetig ab.
Ein Grund dafür zeigt sich in einer Erhebung der japanischen Regierung, die im Juni 2022 veröffentlicht wurde. Dort begründeten viele ihren Entschluss, nicht heiraten zu wollen, mit dem Wunsch, frei und unabhängig zu sein. Vor allem Frauen gehen davon aus, dass eine Heirat dazu führen wird, dass sie die Last der Hausarbeit übernehmen müssen, was viele nicht wollen.
Eine Lösung für das Problem der sinkenden Eheschließungen hat die japanische Regierung bisher nicht. Allerdings soll die Geburtenrate durch mehr Geld gefördert werden. Experten bezweifeln allerdings, dass dies zum gewünschten Effekt führen wird, da sich die Grundprobleme nicht mit Geld lösen lassen. Zudem traut die Menschen der Regierung nicht zu, dass sie es schafft, die Geburtenrate anzukurbeln.