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Proteste verhindern den Bau

Japans Solarenergieprojekte stocken

Trotz der Förderung von erneuerbarer Energie sind in Japan die geplanten Solarenergieprojekte ins Stocken geraten, was insbesondere an den Protesten der Einwohner der Gebiete liegt, in denen sie errichtet werden sollen.

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Im März 2013 wurden Pläne für den Bau eines 480.000-Kilowatt-Solarkraftwerks mit rund 1,5 Millionen Solarzellen auf der Insel Ukujima in Sasebo genehmigt. Die etwa 25 Quadratkilometer große Insel liegt am nördlichsten Punkt der Goto-Inseln, einer Gruppe von Inseln vor der Präfektur Nagasaki im Südwesten Japans, und ist hauptsächlich auf Fischfang und Viehzucht ausgerichtet.

Hoffnung in Solarenergieprojekte war in Japan groß

Die Hoffnung war groß, dass die zu den größten Solarenergieprojekten in Japan zählende Anlage eine Revolution der Energieerzeugung in Japan auslösen würde. Zehn Jahre später ist die Anlage allerdings immer noch nicht in Betrieb.

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Mittlerweile ist auch der deutsche Partner aus dem Projekt ausgestiegen, da es zu viel Zeit benötigte, um Pachtverträge für die benötigte Zahl der Grundstücke zu sichern und die Bauarbeiten haben immer noch nicht begonnen.

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Mittlerweile wurden die Unterkünfte für die Arbeiter fertiggestellt und die Paneele und weitere Baumaterialien werden zurzeit auf die Insel geliefert. Allerdings steht immer noch nicht fest, wann ein benötigtes Unterseekabel verlegt werden kann, ohne das die Stromübertragung nicht realisierbar ist.

Lokaler Widerstand verhindert den Baustart

Die Vorschriften der Präfektur Nagasaki besagten, dass für Bauprojekte in den Häfen der Präfektur die Zustimmung der Fischereigenossenschaft notwendig ist. Im Mai 2020 sprachen sich 10 Kooperativen gegen das Projekt aus, da es sich ihrer Meinung nach negativ auf die Fischerei auswirken würde.

Auch auf der Insel selbst gibt es Widerstand. Eine Gruppe, die ihren Widerstand deutlich gemacht hat, ist die gemeinnützige „Ukujima no Seikatsu o Mamoru Kai“ (Vereinigung zum Schutz des Lebens auf Ukujima). Deren Vorsitzende Jouei Sasaki argumentiert: „Wenn Bäume entfernt werden müssen, um Platz für die Solarpaneele zu schaffen, steigt das Katastrophenrisiko. Ich habe Zweifel, ob das Projekt die Sicherheit der Inselbewohner gewährleisten kann.“

Einige Inselbewohner wollen allerdings, dass das Projekt vorangetrieben wird, da die Hoffnung groß ist, dass das Solarenergieprojekt der Insel wieder Leben einhauchen wird. Die Bevölkerung ist mittlerweile auf ein Sechstel der 12.000 Einwohner, die direkt nach dem Zweiten Weltkrieg dort lebten, geschrumpft.

Doch die Verzögerungen könnten dazu führen, dass das Projekt fallen gelassen wird. Die japanische Regierung setzt ungenutzten Solarenergieprojekten Fristen, um ans Netz zu gehen und kann feste Preise oder Einspeisetarife (FIT), mit denen die Projekte gefördert werden, widerrufen, was die Anlage auf Ukujima unrentabel machen würde.

Nach Angaben des Ministeriums für Wirtschaft, Handel und Industrie (METI) sind von den zwischen Juli 2012 und März 2015 im Rahmen des FIT-Systems genehmigten Solarenergieprojekte mit einer Gesamtleistung von rund 49 Millionen Kilowatt etwa 20 Prozent nie in Betrieb gegangen. Das liegt daran, dass sich die Marktsituation seit dem Beginn der FIT-Politik in Japan, die als „Solarblase“ bezeichnet wurde, so stark verändert hat.

Der durch den FIT festgelegte Preis berücksichtigt die Infrastrukturkosten der Anlage. Dazu gehören auch die Kosten für Solarmodule zum Zeitpunkt der Projektgenehmigung. Der Preis für Solarmodule ist jedoch im Laufe der Zeit gesunken.

Kunden zahlen, Betreiber liefert nicht

Für die Kraftwerksbetreiber bedeuten Verzögerungen daher niedrigere Baukosten und eine höhere Rentabilität. Wie im Fall von Ukujima kann der lokale Widerstand der Hauptfaktor sein, aber es wird vermutet, dass die Arbeiten in einigen Fällen absichtlich von den Betreibern verzögert werden.

Im Rahmen des FIT-Systems wird den Kunden ein „Aufschlag für erneuerbare Energien“ auferlegt, um einen Teil der Kosten zu decken, die den Energieunternehmen für den Stromeinkauf entstehen. Auf der Grundlage der aktuellen Marktpreise dürften diese Kosten niedrig sein. Aber solange Projekte, die mit hohen Festpreisen genehmigt wurden, brachliegen, werden die Energieverbraucher im ganzen Land weiterhin unbefristete Kosten tragen müssen.

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