Seit dem Beginn der Coronavirus-Pandemie warnen Experten in Japan vor einem Anstieg der Kindesmisshandlungen. Leider scheint sich ihre Vermutung bestätigt zu haben. Sozialarbeiter im ganzen Land verzeichnen eine massive Zunahme der Fälle und haben Mühe die Masse zu bewältigen.
Laut dem Gesundheitsministerium gab es im März 22.000 Fälle von Kindesmisshandlung im ganzen Land. Im Vergleich zum Vorjahr im selben Zeitraum ist das ein Anstieg von 12 Prozent. Das Ministerium sagt zwar, dass die Zahlen in der letzten Zeit gestiegen sind, kann jedoch eine Verbindung mit der derzeitigen Pandemie nicht bestätigen. Sozialarbeiter müssen in der Zwischenzeit sich der aktuellen Lage anpassen.
Familien lassen sich schwer überprüfen
Allgemein ist die Arbeit der Sozialarbeiter aufgrund der derzeitigen Lage stark eingeschränkt. Experten erklären, dass besonders die Schulschließungen die Arbeit erschweren, da es so schwerer ist Misshandlungen zu erkennen. Auch persönliche Besuche sind schwierig, wie Beamte aus dem Bezirk Bunkyo in Tokyo erklären.
Normalerweise besuchen sie jeden Haushalt, der Hilfe benötigt. Einige lehnten allerdings die persönlichen Gespräche aus Angst vor einer Ansteckung mit dem Virus ab. Der Bezirk alleine meldet 30 Fälle, wo es kaum noch Kontakt mit den Familien gibt. Als Alternative bleiben den Beamten nur noch Telefonate übrig, die jedoch ebenfalls ihre Schwierigkeiten mit sich bringen.
Bei Anrufen müssen Sozialarbeiter sehr aufpassen, was sie sagen und wie sie bestimmte Dinge formulieren. Als zusätzliche Unterstützung wurden die Beamten in Bunkyo von einem Psychologieexperten geschult. Sie sollen anhand des Tonfalls einschätzen, wie der psychische Zustand der Person am anderen Ende ist.
Smartphone-Apps als Alternative
Mitarbeiter eines Wohlfahrtszentrums für Kinder im Edogawa-Bezirk von Tokyo wollen es hingegen mit der Smartphone-App LINE versuchen. Über die App führen sie Videos-Chats mit den Kindern sowie ihren Eltern durch und versuchen sich dabei ein Bild von der Lage zu machen. Auch andere Einrichtungen versuchen mit Alternativen so gut es geht zu helfen.
Die Regierungsbehörden wiesen gleichzeitig die Kommunen an, dass sie die Maßnahmen zum Schutz von Kindern verstärken sollen. Unter anderem wird vorgeschlagen, dass es mindestens einmal die Woche Überprüfungen von Haushalten gibt, die als besonders gefährdet gelten.
NHK