Mikrokunststoffe, oder im Volksmund auch Mikroplastik genannt, stellen nicht nur ein großes Problem für das Ökosystem dar, sie können auch im tierischen und menschlichen Organismus einen erheblichen Schaden anrichten. Eine kürzlich veröffentliche Studie der Universität Kyoto zeigt nun, dass der prozentuale Anteil an Mikrokunststoffen in Fischen rund um Japan einen bedenklich hohen Wert erreicht hat.
Was sind Mikrokunststoffe?
Unter Mikrokunststoffen versteht man Kunststoff oder eben Plastikteilchen, die kleiner als 5mm im Umfang sind. Sie entstehen häufig bei der Zersetzung größerer Kunststoffteile (z.B. mittels UV-Strahlung), wie Plastiktüten. Hier spricht man vom sekundären Mikrokunststoff.
Sie finden aber auch direkte Anwendung in der Kosmetik oder in Poliermitteln in Form von Mikrobeeds. Die Bezeichnung hier ist primärer Mikrokunststoff. So kann also auch schon in einem einfachen Duschgel oder in Zahncreme Kunststoff verarbeitet sein. Dieser Kunststoff gelangt über Abflüsse in den Wasserkreislauf und wird praktisch ungefiltert an die Meere weitergegeben.
Vom Abfluss in den Fisch
Einmal im Meer angelangt, egal ob primäre oder sekundäre Mikrokunststoffe, werden diese von den Meeresbewohnern, also auch Fischen mit der Nahrung aufgenommen und gelangen so in den Organismus der Tiere. Dort können sich die millimeterkleinen Teilchen im Gewebe festsetzen. Dies kann zu Entzündungen und Geschwüren führen.
Außerdem sind die Kunststoffteile häufig Träger von weiteren giftigen Stoffen. Neben den Weichmachern, die in der Kunststoffindustrie eingesetzt werden, ziehen die winzigen Partikel alle möglichen Schadstoffe, die sich im Wasser befinden, geradezu magisch an.
Über zwei Drittel der Fische in japanischen Küstengebieten sind belastet
Ein Forscherteam der Universität Kyoto stellte nun eine Studie vor, die sie von Oktober bis Dezember 2016 in sechs Küstengebieten Japans durchführte. Teil der Studie war es herauszufinden, wie hoch der prozentuale Anteil an Mikrokunststoffen in den Fischen rund um Japans Küsten ist.
Nach der Untersuchung von 197 Fischen sieben verschiedener Arten fand das Team insgesamt 140 Mikrokunststoffe in 74 Fischen. Das macht ca. 37,6 Prozent des untersuchten Bestandes aus.
Die Fischarten sowie die Gesamtzahl der untersuchten Fische variierte aber in den einzelnen Gebieten.
Unter den Kunststoffteilen mit einem Durchmesser von 0,1 mm oder länger wurden 16 verschiedene Arten von Kunststoffen gefunden. Darunter Polyethylen (PE) und Polypropylen (PP).
Es kommt auf den Fisch an
Die höchste Konzentration an Kunststoffen wurde in Sardellen festgestellt. In rund 79,4% der in der Bucht von Tokyo gefundenen Fische wies das Forscherteam Spuren von Mikrokunststoffen nach. Die Forscher begründen das mit der Nahrung der Sardellen. Diese ernähren sich von Plankton, wodurch auch kleinste Kunststoffteile einen einfachen Zugang zu den Tieren haben.
Macht die Kosmetikindustrie etwas gegen das Problem?
In Europa hat sich die Kosmetikindustrie dazu verpflichtet, bis 2020 auf Mikrokunststoffe zu verzichten. Die Selbstverpflichtung bezieht sich aber nur auf feste Mikrokunststoffe. Außerdem gibt es keine einheitliche Definition darüber was genau Mikrokunststoffe sind. Also schreibt jeder Hersteller etwas anderes auf seine Verpackungen.
Am Ende ist also wieder der Verbraucher gefragt. Werden weniger Produkte, die Mikrokunststoffe enthalten, gekauft kommt es nicht nur den Fischen zu Gute. Sondern auch dem Verbraucher. Denn schon alleine aus gesundheitlichen Gründen kann der Endverbraucher auf den „Plastikfisch“ verzichten.