Am Dienstag kam es am Tokyoter Universitätscampus zu einem Messerangriff, bei dem ein Professor schwer verletzt wurde.
Der Forschungsschwerpunkt des Professors, der Soziologe ist, liegt auf „Enjokōsai“ und dem Weltuntergangskult AUM Shinrikyo. Bei „Enjokōsai“ geht es um Mädchen, die sich für Geld verabreden und ähnelt dem Prinzip eines „Sugar Daddys“.
Messerangriff auf dem Universitätscampus
Der Professor der Tokyo Metropolitan University wurde auf dem Minami-Osawa-Campus in Hachioji mit offenbar mehreren Schnittwunden am Hals aufgefunden, so das Metropolitan Police Department.
Der 63-jährige Professor wurde ins Krankenhaus gebracht, seine Verletzungen waren jedoch nicht lebensbedrohlich. Die Polizei fahndet nach dem mutmaßlichen Angreifer, der noch auf freiem Fuß ist und wegen des Verdachts auf versuchten Mord gesucht wird.
Verdächtiger noch auf der Flucht
Einem Augenzeugen zufolge befand sich der Professor auf einem Gehweg auf dem Campus, als der Verdächtige ihm gegen 16.20 Uhr von hinten einen Schlag auf den Kopf versetzte und ihn mit einem messerartigen Gegenstand angriff.
Der Verdächtige wurde als Anfang 20 oder 30 beschrieben, etwa 180 Zentimeter groß, kräftig gebaut, mit kurzen Haaren und bekleidet mit einer schwarzen Jacke und Hose.
Professor bekannt für Arbeiten über die AUM Shinrikyo-Sekte
Der Soziologe wurde Mitte der 1990er Jahre durch seine kontroversen Arbeiten bekannt, darunter Bücher, in denen er Fälle von Highschool-Mädchen und anderen jungen Frauen untersuchte, die bezahlte Beziehungen mit älteren Männern eingingen.
Er hat auch über die AUM Shinrikyo-Sekte geschrieben, die am 20. März 1995 einen Sarin-Gas-Anschlag auf die Tokyoter U-Bahn verübte, bei dem 14 Menschen getötet und über 6.000 verletzt wurden. Die Gruppe hat sich seitdem in drei Nachfolgegruppen aufgeteilt, die nach Angaben der Public Security Intelligence Agency weiterhin aktiv sind.
Zudem war der Soziologe auch im Fernsehen und Radio aktiv und arbeitete als Filmkritiker.
Studenten zeigen sich verunsichert
Ein 23-jähriger Student sagte, dass gegen 17.00 Uhr eine Durchsage in den Räumen zu hören war, in der die Leute aufgefordert wurden, nicht nach draußen zu gehen, weil eine „verdächtige Person auf dem Campus“ sei.
„Man kann hier leichter kommen und gehen als an anderen Universitäten, das Tor ist immer offen, und das Sicherheitspersonal fragt nicht nach dem Studentenausweis. Es ist beängstigend, dass so etwas passiert ist“, sagte ein anderer Student, ebenfalls 23 Jahre alt, der seinen Abschluss dort machte.