Das Obergericht in Tokyo hat angekündigt, dass das Verfahren gegen einen 87-jährigen ehemaligen Boxer wiederaufzunehmen. Der Mann hat jahrzehntelang wegen Vierfachmordes in der Todeszelle gesessen.
Die Entscheidung folgt einer Anordnung des Obersten Gerichtshof aus dem Jahr 2020. Sollte die Staatsanwaltschaft Berufung einlegen, wird der Fall an den Gerichtshof zugehen. Wenn keine Berufung eingelegt wird, wird das Bezirksgericht von Shizuoka erneut verhandeln. Ein Freispruch ist dann sehr wahrscheinlich.
1967 zum Tode verurteilt
Unterstützer und Familienangehörige haben immer wieder eine rasche Wiederaufnahme des Verfahrens gefordert und dabei auf den schlechten Gesundheitszustand des ehemaligen Boxers verwiesen. Er lebt derzeit bei seiner Schwester in Hamamatsu in der Präfektur Shizuoka.
Der Mann wurde wegen Mordverdachts verhaftet, nachdem im Juni 1966 ein 41-jähriger Geschäftsführer und drei seiner Familienmitglieder im heutigen Shizuoka getötet worden sind.
Die Opfer wurden erstochen und ihr Haus in Brand gesetzt. Die Ermittler fanden außerdem heraus, dass 200.000 Yen (ca. 1.407 Euro) in bar aus dem Haus gestohlen wurden. Der Mann geriet ins Visier der Ermittler, da er für die Firma arbeitete, in der eines der Opfer als Geschäftsführer tätig war.
Obwohl er die Morde bei der Befragung durch die Polizei gestanden haben soll, leugnete er seine Beteiligung vor Gericht.
Fragwürdige Beweise
Im August 1967, als der Prozess noch lief, entdeckte ein Angestellter eines Miso-Herstellers fünf Kleidungsstücke, darunter ein T-Shirt und eine Hose mit Blutflecken, in einem Miso-Tank.
Laut der Staatsanwaltschaft sind das Kleidungsstücke, die der Mann bei der Tat getragen haben soll. Das Gericht verfolgte diese Argumentation, weil die gefundenen Blutflecken auf den Kleidungsstücken die gleiche Blutgruppe hatten, wie der Verdächtige und verurteilte den Mann 1968 zum Tode. Der Oberste Gerichtshof bestätigte das Urteil im Jahr 1980.
2014 wurde der Fall neu aufgerollt, nachdem das Gericht 2008 einem Antrag auf Wiederaufnahme des Verfahrens stattgegeben hatte. In dem Verfahren wurden DNA-Analysen als Beweis vorgebracht, die zeigten, dass die Blutflecken nicht von dem vermeintlichen Täter waren.
Zudem bewies die Verteidigung, dass es nicht möglich sein kann, dass Blutflecken nach Tagen in einem Tank mit Miso noch rot sind.
Das Gericht ordnete einen Aufschub der Hinrichtung und die Freilassung des ehemaligen Boxers an. Aufgrund der DNA-Analyse erwähnte das Gericht sogar die Möglichkeit, dass Strafverfolgungsbeamte die Beweise gefälscht und untergeschoben haben könnten.
Gericht hob Urteil auf und ordnete Neuverhandlung an
2018 hob das Obergericht in Tokyo die Entscheidung allerdings auf und ordnete eine Neuverhandlung an. Dabei stellte das Gericht die Glaubwürdigkeit der DNA-Untersuchung infrage.
Zwei Jahre später wies der Oberste Gerichtshof das Obergericht an, den Fall neu zu verhandeln und wies darauf hin, dass es die Frage der Verfärbung des Blutes noch nicht vollständig untersucht hat.