Zwei Dinge kennt wohl jeder, wenn er an Japan denkt: Sushi und den Kimono. Diese Gewänder mit fließenden Blumenmustern stehen auch heute noch für das traditionelle und ewige Japan.
Aber wann und wie sind diese eigentlich entstanden, wie trägt man sie und wie häufig werden sie heutzutage tatsächlich noch getragen?
Historische Hintergründe des Kimono
Das Wort Kimono 着物 setzt sich aus den Zeichen für Anziehen, Tragen und Sache zusammen und bedeutet ursprünglich nur allgemein Kleidungsstück. Heutzutage bezieht man sich mit Kimono aber vor allem auf traditionelle japanische Kleidung.
Der Kimono, in der Form wie er heute bekannt ist, wurde in der Heian-Zeit (794-1192) durch eine neue Herstellungstechnik entwickelt.
Dadurch, dass man sie im Winter mehrlagig tragen und im Sommer Kimonos aus leichten Materialien wie Leinen tragen konnte, gewann der Kimono zunehmend an Beliebtheit.
Bald wurde er Teil des alltäglichen Lebens der Japaner. Mit der Zeit entwickelte man ein stärkeres Bewusstsein bezüglich der Farben des Kimonos, weshalb man bald Farbkombinationen entwickelte, die entweder die Jahreszeit oder die politische Klasse des Trägers symbolisierten.

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Die Ursprünge des modernen Kimono sind auf die Edo-Zeit (1603-1868) zurückzuführen.
Zu dieser Zeit wurde Japan von der militärischen Regierung der Tokugawa Familie angeführt. Die Gesellschaft wurde in ein Vier-Stände-System gegliedert, wobei die Samurai an erster Stelle und Händler an letzter Stelle standen.
Deshalb diente Kleidung dazu, die Klassen visuell zu unterscheiden. Jede Samurai-Gruppe trug Kimonos in unterschiedlichen Farben und Mustern. Durch dieses System war es notwendig, mehr Kimonos als vorher herzustellen.
Das führte dazu, dass die Schneider nicht nur immer besser in ihrem Handwerk wurden, sondern die Herstellung eines Kimono sich zunehmend zu einer Kunstform entwickelte.
Mit dem steigenden Einfluss ausländischer Kulturen auf Japan in der Meiji-Zeit (1868-1912) fand auch eine Veränderung in der Kleidungskultur statt.
So forderte die japanische Regierung das Volk auf, den westlichen Kleidungsstil zu adaptieren. Außerdem wurden Mitglieder der Regierung sowie das Militär per Gesetz dazu verordnet, westliche Kleidung zu tragen. Die Kimonos wurden immer seltener und nur noch für formelle Anlässe getragen.
Aufbau eines Kimonos
Der heutzutage oft als unpraktisches Kleidungsstück empfundene Kimono verleiht seinem Träger ein elegantes und edles Aussehen. Aber aus welchen Bestandteilen setzt sich die traditionelle japanische Kleidung zusammen?
Unter dem eigentlichen Kimono wird ein Unterkleid namens Nagajuban 長襦袢 getragen.
Der Kimono selbst wird aus einem 12–13 Meter langen und 36–40 Zentimeter weiten Stoffstück in acht Teile geschnitten. Danach werden diese wieder zu der typischen T-Shirt-Form des Kimonos zusammengenäht.
Das Hauptmerkmal des Kimonos sind die detaillierten Muster und die farbenfrohe Einfärbung. Häufig wiederkehrende Muster sind zum Beispiel Kirschblüten, verschiedene Pflanzen, Karomuster, Wellen, Bambus, Kraniche oder Schildkröten.
Der wohl wichtigste und gleichzeitig einer der teuersten Bestandteile ist der sogenannte Obi 帯. Er ist ein schärpenartiger Gürtel, der am Rücken gebunden wird und den Kimono zusammenhält.

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Um ein besonders beeindruckendes Bild zu erzeugen, wird der Obi oft in einer anderen Farbe als der Kimono getragen. Unterstützt wird der Obi von einem Obiage 帯揚げ und der Obijime 帯締め hält den Obi in seiner Position.
Der Knoten, mit dem man den Obi bindet, nennt sich Musubi 結び. Er wird zweimal um den Körper gewickelt und hinten verknotet. Je nach Geschlecht, Jahreszeit, Art und Anlass unterscheiden sich die verschiedenen Bestandteile des traditionellen Kimono.
(By Georget99- Own work [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons)
Zōri 草履 und Geta 下駄 sind sogenannte japanische Holz- und Zehenstegsandalen. Sie haben einen Y-förmigen Riemen, der den großen und zweiten Zeh voneinander trennt. Und um den Gang zu unterstützten, sind sie meistens erhöht.
Der Kimono im heutigen Japan
Heutzutage tragen die Japaner im Alltag kaum noch Kimonos.
Ähnlich wie Abendkleider in der westlichen Welt, sieht man Kimonos oft nur noch zu besonderen Anlässen wie Festivals, Hochzeiten, Beerdigungen oder Teezeremonien. Wie sich die traditionelle Kleidung zu den verschiedenen Anlässen unterscheidet, werden wir in einem anderen Artikel vorstellen.
Literaturangaben:
Millhaupt Satsuki Terry (2014): Kimono: A Modern History. London: Reaktion Books.
Farben und Muster