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Dieser Junge drückt dem Kabuki-Theater mutig seinen Stempel auf

Japans neuster Kabuki-Star bricht mit seinem Debüt mit den Traditionen

In Japan sorgt gerade ein junger Kabuki-Schauspieler für Aufsehen. Der zehnjährige Maholo Terajima Ghnassia feierte kürzlich sein Debüt und brach dabei gleich mit den Konventionen der 420 Jahre alten japanischen Theatertradition.

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Im Kabuki-Theater werden alle Rollen von Männern gespielt. Auch Maholo spielte bei seinem Debüt (zunächst) keinen Mann, sondern eine schöne Prinzessin. Bei den Aufführungen, die vom 2. bis 27. Mai vor vollem Haus stattfanden, tanzte er anmutig in der Rolle einer Frau, bevor er sich kurzerhand in den Krieger Iwami Jutaro verwandelte. Das Kostüm wechselte er noch auf der Bühne.

Eine außergewöhnliche Geschichte

Das Kabuki-Theater wird von japanischen Männern dominiert, da das Wissen traditionell vom Vater an den Sohn weitergegeben wird. Bei seinem Debüt stand Maholo gemeinsam mit seinem Großvater mütterlicherseits auf der Bühne, Kikugoro Onoe. Der Vater des jungen Kabuki-Darstellers jedoch, Laurent Ghnassia, ist kein Japaner, sondern ein Franzose.

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Maholo selbst ist sich noch nicht sicher, ob er beim Kabuki-Theater bleiben und eines Tages den Künstlernamen seines Großvaters, „Kikugoro“, annehmen möchte oder nicht. Der Name Kikugoro ist in der Welt des Kabuki hoch angesehen und wird seit Generationen von den Männern innerhalb der Familie weitergegeben.

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Maholos Mutter, Shinobu Terajima, ist ebenfalls Schauspielerin, wenn auch nicht im traditionellen Theater, sondern beim Film. Sie gewann den Silbernen Bären als beste Schauspielerin bei den Internationalen Filmfestspielen Berlin für ihre ergreifende Darstellung in dem Film „Caterpillar“.

Bezüglich der Zukunft ihres Sohnes sagte sie: „Wenn er nicht anerkannt und gefragt ist, wird er keine Rollen bekommen. Er muss die Leidenschaft haben. Das ist nicht einfach. Es liegt an ihm. Es ist nicht leicht, aber wenn man den schwierigeren Weg wählt, ist das Leben lohnender. Je mehr Hürden es gibt, desto lohnender wird der Aufstieg.“

Obwohl Japan für seine diskriminierende Haltung gegenüber Ausländern und Außenseitern bekannt ist, hoffe sie dennoch, dass der französische kulturelle Hintergrund ihres Sohnes ihm einen einzigartigen Vorteil in der Welt des Kabuki verschaffen wird.

Ihren eigenen Angaben nach hält sie es aber auch für möglich, dass er vielleicht einmal so wie sie zum Film geht.

„Man muss es spüren. Es geht nicht nur um die Zeilen, die man spricht“, sagte sie. „Ich möchte, dass er schauspielert, indem er das, was er vom anderen erhält, in sich aufnimmt und es dann zurückgibt, indem er sein Herz mit der empfangenen Energie verändert. Das ist die Grundlage der Schauspielerei.“

Kabuki mal anders

Der junge Schauspieler wollte gleich bei seinem Debüt einiges anders machen, als es die Tradition vorgibt. Üblicherweise werden den Gästen im Kabuki-Theater klassische Gerichte mit Fisch und Reis serviert. Das spezielle Maholo-Memorial-Lunch, das in der Pause serviert wurde, bestand jedoch aus Käse und Tomaten, Pommes mit Avocado-Dip und Roastbeef.

Der große Bühnenvorhang wiederum, der auch als Werbefläche dient, wurde mit flatternden lila- und orangefarbenen Punkten verziert, die der französische Künstler Xavier Veilhan vom Modehaus Chanel entworfen hat. Dies war die Idee von Ghnassia, der als Art Director Veranstaltungsorte, Installationen, Läden und Events zur Vermarktung von Modemarken, zeitgenössischer Kunst und Filmprojekten entwirft.

„Es ist ein Privileg“, sagte Ghnassia und wischte die Bedenken beiseite, seinen Sohn den oftmals sehr strengen Anforderungen der Kabuki-Schauspielkunst auszusetzen.

„Sorgen sind keine Emotion, die zu meiner Philosophie gehören“, sagte er. „Ich glaube immer, dass das Morgen besser sein wird als das Heute. Wenn morgen nicht besser ist als heute, dann wird übermorgen besser sein als morgen.“

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