Tanuki zählen zu den bekanntesten Kreaturen der japanischen Mythenwelt. Den Marderhunden werden magische Kräfte nachgesagt, insbesondere die Fähigkeit sich zu verwandeln um den Menschen Streiche zu spielen. In Westjapan werden sie nun auch zu Kultur-Botschaftern.
Eine zentrale Rolle dabei spielt die Stadt Koka in der Präfektur Shiga. Die ist weit über die Landesgrenzen hinaus vor allem deshalb bekannt, weil sie als eine der Geburtsstätten der Ninja gilt. Mit den legendären Attentätern wirbt Koka seit Jahren um Touristen, sogar ein „Ninja-Dorf“ gibt es zu besichtigen.
Tanuki als zentrales Element der Shigaraki-Yaki-Keramik
Doch in Japan ebenso bekannt ist die aus der Region stammende „Shigaraki-Yaki“-Keramik. Als eine der sechs ältesten Regionen, in denen Keramik hergestellt wird, genießt Koka einen besonderen Status im Land. Die Spezialität der Handwerker von Koka sind Tanuki-Figuren. Viele Tanuki, die man in Japan etwa vor Restaurants stehen sieht, stammen von hier.
Mitte November lud das japanische Außenministerium nun eine Gruppe aus fünfzehn Diplomaten verschiedener Länder, darunter Azerbaijan, Kroatien und Australien in die Region ein. Mit der mehrtägigen Reise wurde den Teilnehmenden die besondere regionale Kultur japanischer Regionen vorgestellt.
Auf dem Plan standen etwa ein Besuch des Biwa-Sees, sowie des Enryakuji-Tempels auf dem Berg Hiei. Beide Orte sind beliebte Ausflugsziele für Touristen aus dem In- und Ausland. Aufgrund der Nähe zur Kulturhauptstadt Kyoto bieten sie sich etwa für Tagesausflüge während eines Aufenthalts dort an.
Der Höhepunkt der Tour war jedoch ein Besuch in der Shigaraki High School der Stadt Koka. Dort wurden die Diplomaten vom Töpferei-Club der Schule begrüßt. Der hatte sich für die wichtigen Gäste etwas besonderes einfallen lassen.
Im Vorfeld hatten sich die Club-Mitglieder mit den Heimatländern der Besucher beschäftigt. Aus ihren Informationen erstellten sie Designs für einzigartige Tanuki-Figuren, die Merkmale der jeweiligen Länder tragen.

Die Hauptkörper der Figuren stellten die Club-Mitglieder vor dem Besuch fertig. Aufgabe der Diplomaten war es dann, mit Unterstützung des Töpferei-Clubs letzte Details hinzuzufügen. Sie formten Ton-Teile für die Tanuki und ritzten Muster in die Figuren.
Einer der Tanuki etwa trägt einen Poncho und steht für Peru, ein anderer repräsentiert Madagaskar, indem er einen Lemuren auf seinem Kopf spazieren trägt. Für die Club-Mitglieder war es ein besonderes Ereignis, ihre Designs umgesetzt zu sehen und gemeinsam mit den Diplomaten zu vervollständigen.

Die Diplomaten selbst äußerten sich positiv zu der Erfahrung. Kroatiens Botschafter Dražen Hrastić sagte dazu: „Es war sehr unterhaltsam und einen wunderbare Erfahrung. Ich war tief beeindruckt davon, wie viel die Schüler über die Geschichte und Kultur unseres Landes wissen.“
Im Dezember werden die Tanuki gebrannt, danach gehen sie als Geschenke an die jeweiligen Botschaften der Länder in Japan.