Die meisten Menschen in Japan praktizieren sowohl buddhistische als auch schintoistische Bräuche und lassen sie in ihren Alltag einfließen. Dabei gibt es aber feste Regeln, welche Religion für welche Feste zuständig ist. Hochzeiten finden zum Beispiel in Shinto-Schreinen statt, während Beerdigungen in buddhistischen Tempeln begangen werden.
Die Tempel haben sich auf diese Nachfrage eingestellt und deswegen gibt es Trauerfeiern für einmal geliebte Gegenstände oder Zeremonien, die gegen negative Kommentare in sozialen Netzwerken helfen. Der Ongakuji-Tempel, dessen Namen so viel bedeutet, wie Musik-Tempel, bietet Trauerfeiern für kaputte Plattenspieler-Nadeln an. Der Tempel wurde 824 in Chichibu (Präfektur Saitama) gegründet. Seinen Namen verdankt er dem Spiel des Windes, der durch den nahegelegenen Kiefernwald rauscht.
Liebevolles Gedenken
Seit 2020 veranstaltet der Tempel einmal im Jahr einen speziellen Gottesdienst, der Plattenspielern gewidmet ist. Dabei können Liebhaber nicht nur ihre Geräte segnen lassen oder nicht mehr benutzten Spielern einen würdigen Abschied im Zuge einer Zeremonie ermöglichen. Heutzutage sind Plattenspieler selten geworden, trotzdem gibt es immer noch viele Liebhaber, nicht nur in Japan. In den letzten Jahren sind viele Künstler dazu übergangen ihre Musik nicht nur als Stream, sondern auch wieder auf Vinyl zu veröffentlichen.
Der besondere Klang, wenn die Nadel als Tonabnehmer über die Platte streift, begeistert die Fans bis heute. Die Nadeln gehören zu den empfindlichsten Teilen eines Plattenspielers. Wenn sie abgebrochen, verbogen oder abgenutzt sind, können sie im Ongakuji-Tempel zur letzten Ruhe gebettet werden. Der Gottesdienst ist eine Kooperation zwischen dem Tempel in Saitama und einem Hersteller für Plattenspieler-Nadeln aus Yamagata.

Nadeln können auch per Post an den Tempel geschickt werden
Der Tempel erklärt mit seiner Feier, seine Wertschätzung für die Nadeln zu zeigen. Denn diese seien für die Musik-Liebhaber gute Begleiter im täglichen Leben und hätten diesen viele schöne Erinnerungen beschert. Deswegen sei es angebracht, die Nadeln zu ehren und sie regelmäßig auszutauschen, sodass die Schallplatten weiterhin in hoher Qualität gehört werden können.
In diesem Jahr findet der Gedenkgottesdienst für die Nadeln am 9. März im Ongakuji-Tempel statt. Wer den Weg nach Chichibu nicht selbst antreten kann, hat die Möglichkeit, seine alten Plattenspieler-Nadeln per Post an den Tempel zu schicken.