Japans traditionelle Einkaufsstraßen (shōtengai) sind ein weiteres Sinnbild für das Land, aber sie müssen immer stärker gegen große Supermärkte und Kaufhäuser ankämpfen.
Auch Onlinehändler sind ein Problem, denn sie sind besonders bei jungen Menschen beliebt und graben so die benötigten Neukunden ab.
Ca. 12.600 traditionelle Einkaufsstraßen in Japan, von denen viele ums Überleben kämpfen
Ein weiteres Problem ist es, dass die Geschäfte oft von älteren Menschen betrieben werden, denen es schwerfällt ihr Lebenswerk zu verkaufen. Allerdings fehlt es so sehr an Innovation, um junge Kundschaft anzulocken und oft ist es auch schwierig einen Nachfolger zu finden. Die Pandemie hat die Situation zusätzlich verschärft.
In Japan gibt es schätzungsweise 12.600 dieser shōtengai. Sie bestehen meistens aus Restaurants, kleinen Geschäften und Einzelhandelsgeschäften. Oft befinden sie sich in der Nähe von Bahnhöfen oder entlang von Hauptverkehrsstraßen.
Ursprünglich sollten sie die Bedürfnisse der Einwohner gerecht werden und haben sich zu einem Zentrum des öffentlichen Lebens in einem Wohngebiet gemausert.
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(Ein Rundgang durch die Einkaufsstraße Tenjinbashisuji, die längste in Japan)
Shōtengai blicken auf eine lange Tradition zurück
Dabei können die shōtengai auf eine lange Tradition zurückblicken, die bis in die späte Muromachi-Periode (1392-1573) zurückreicht.
Japans frühe Einkaufstraßen bildeten sich in Gegenden mit hohem Fußgängerverkehr, wobei sich Gruppen von Händlern überall dort versammelten, wo Nachfrage bestand. Oft an Kreuzungen oder an Orten, an denen Reisende auf natürliche Weise Halt machten, wie etwa vor Zugängen zu Tempeln und Schreinen.

Die moderne shōtengais gehen jedoch auf das frühe 20. Jahrhundert zurück, als die Stadtbevölkerung Japan explodierte, da immer mehr Menschen in die Städte zogen.
In den 1950er-Jahren begann der Boom der Kaufhäuser und Einkaufszentren in Japan, dies führte dazu, dass sich viele kleine Einzelhändler zusammentaten, um der Konkurrenz etwas entgegenzusetzen.
Darauf folgte die rechtliche Anerkennung durch das Gesetz zur Förderung von Einkaufsstraßen von 1962, das es den Vereinigungen von shōtengai erlaubte, offizielle Organisationen zu werden, und ihnen Anspruch auf staatliche Subventionen gab.
Einkaufsstraßen erleben Geschäftssterben
Trotzdem mussten die Händler immer stärker um das Überleben kämpfen.
1982 waren rund 1,72 Millionen Geschäfte registriert, 1991 nur noch 1,59 Millionen Geschäfte. Seither sinkt die Zahl stetig.
Laut einer Umfrage der Agentur für kleine und mittlere Unternehmen (Small and Medium Enterprise Agency) aus dem Jahr 2015 beträgt die durchschnittliche Zahl der Geschäfte in einer shōtengai 5,35.
Zwar hat das Wachstum der Städte die Einkaufsstraßen begünstigt, aber dadurch haben sie in kleineren Städten einen deutlichen Rückgang der Geschäfte verzeichnet.
Viele shōtengai in Gebieten mit kleinerer Bevölkerung werden zu shatā-dōri (verschlossene Straßen), die manchmal eher wie Geisterstädte als wie kommerzielle Knotenpunkte erscheinen.
Zwar passen sich die shōtengai immer wieder an, aber die Konkurrenz wird größer. Auch wenn einige Geschäftsbetreiber mit kreativen Ideen versuchen Kunden anzulocken, scheint es so, als würden die Einkaufstraßen in Japan langsam aber sicher aussterben.