Japans Lehrermangel spitzt sich immer weiter zu. Im Geschäftsjahr 2020, das im März endete, ist die Zahl der ausgestellten Lizenzen das erste Mal auf unter 200.000 gesunken. 2021 fehlten an öffentlichen Schulen über 2.500 Lehrer.
Insgesamt wurden 196.357 Lizenzen ausgestellt, was einen Rückgang von 7.440 gegenüber dem Vorjahr bedeutet. Dies ist die niedrigste Zahl seit Beginn der Datenerfassung im Jahr 2003.
Lehrermangel verschärft sich besonders in den Mittel- und Oberschulen
Dadurch verschärfte sich der Lehrermangel erheblich, insbesondere in den Mittel- und Oberschulen.
Laut Daten des Bildungsministeriums wurden im Jahr 2020 28.180 Lizenzen für Grundschullehrer ausgestellt, 146 weniger als noch im vergangenen Jahr. Für Mittelschullehrer wurden 44.297 Lizenzen ausgestellt, also 1.712 weniger als im Vorjahr; für Gymnasiallehrer waren es 52.629, insgesamt 2.355 Lizenzen weniger; für Sonderschullehrer wurden 44.225 Lizenzen, was einem Rückgang von 1.928 Lizenzen entspricht.
Der Rückgang bei den Gymnasiallehrern war mit fast 40 Prozent gegenüber dem Haushaltsjahr 2006 am stärksten. Im Jahr 2006 wurden 83.000 Lizenzen ausgestellt – ein Rekordhoch.
Der Lehrerberuf ist in Japan wegen seiner hohen Arbeitsbelastung und den langen Arbeitszeiten nicht sonderlich beliebt, was einer der Hauptgründe für den Lehrermangel im Land ist. Die japanische Regierung versucht seit Jahren gegenzusteuern, allerdings ohne sichtbare Erfolge.
Aktuell berät der Ausschuss des Zentralrats für Bildung erneut über Maßnahmen, die die Belastung in den Lehrerstudiengängen verringern sollen, um so der sinkenden Zahl der Bewerber für eine Lehrerlizenz entgegenzuwirken.
Die Schulämter der Präfekturen stellen die Lehrerlizenzen an Bewerber aus, die ihre Lehramtsstudiengänge an Universitäten oder anderen Einrichtungen abgeschlossen haben.
Lizenzen für Grundschullehrer können nur an den Bildungsministerien erworben werden, die in erster Linie von Studenten besucht werden, die Lehrer werden wollen.
Lizenzen für Gymnasiallehrer sind auch für Studierende der Naturwissenschaften, des Ingenieurwesens, der Literatur und anderer Fachrichtungen erhältlich. Die Zahl der ausgestellten Lizenzen hängt leicht von der Beliebtheit des Lehrerberufs und der jeweiligen Beschäftigungssituation in der Wirtschaft ab.
Lehrende sind besonders anfällig für die Gefahr des „Karoshi“
Umfragen zeigen zudem, dass allein im Geschäftsjahr 2017 etwa 60 Prozent der Mittelschullehrer 80 oder mehr Überstunden pro Monate leisten mussten. Experten warnen seit langem davor, dass dieser Beruf in besonderem Maße dem Risiko des „Karoshi“ (Tod durch Überarbeitung) ausgesetzt ist.
Ein weiterer Grund für den sich verschärfenden Lehrermangel in Japan könnte nach Ansicht eines Sprechers des Bildungsministeriums auch darin liegen, dass immer mehr Studenten die Möglichkeit nutzen, im Ausland zu studieren, so dass ihnen weniger Zeit für die Vorbereitung auf den Lehrerberuf bleibt.