Die Anzahl der in Westjapan von wilden Rehen verletzten Menschen erreichte im vergangenen Fiskaljahr ein trauriges Rekordhoch. Die freilaufenden Rehe in Nara sind eine beliebte Touristenattraktion, doch sie sind auch nicht ganz ungefährlich. Vor allem dann nicht, wenn man nicht weiß, wie man sich ihnen gegenüber verhält.
Etwa 200 Menschen erlitten im vergangenen Jahr Verletzungen aufgrund der Tiere. Rund 80 Prozent von ihnen waren ausländische Touristen, wie die lokale Regierung der Präfektur Nara bekanntgab. Innerhalb der letzten fünf Jahre vervierfachte sich diese Zahl. Doch woran liegt das? Im April des vergangenen Jahres begann die Regierung mehrsprachige Hinweise anzubieten. Auf diesen Schildern steht, wie die Menschen die wilden Rehe auf sichere Weise füttern können. Und diese Hinweise sind offenbar dringend nötig. Denn in dem 600-Hektar großem Park, in dem auch der berühmte Todaiji-Tempel und der Kasugataisha-Schrein stehen, leben mehr als 1.000 Rehe. Diese Tiere sind als nationale Schätze angesehen und nicht nur Touristen lieben sie.
An zahlreichen Ständen verkaufen Einheimische Tüten mit speziellen Crackern für die Rehe. Mit diesen können die Touristen die Tiere füttern. Doch genau diese Verkäufe können mit Schuld daran tragen, dass die Zahl der Verletzungen einen neuen Rekord erreichte. Denn die meisten dieser Unfälle sind nur durch fehlerhaftes Verhalten der Besucher entstanden. Bei Versuchen, sich selbst mit den Tieren fotografieren zu lassen, halten viele die Cracker außerhalb der Reichweite der Tiere. Sie ärgern die Rehe unnötig und provozieren so, dass die wilden Tiere sich die Cracker auf ungewünschte Weise holen. Zum Beispiel indem sie Besucher schubsen.
Die Zahl der Verletzten ausländischen Touristen steigt auf einen Rekord, die der Einheimischen bleibt gleich
Die Präfektur Nara hat sich in den vergangenen Jahren als immer beliebteres Reiseziel für ausländische Touristen herausgestellt. Von 2012 bis 2017 verzehnfachte sich die Zahl der Besucher auf einen Rekord von 2,09 Millionen Menschen pro Jahr. Dass es bei so vielen Touristen nur rund 200 Verletzte gibt, ist ein Zeichen dafür, dass die Tiere keinesfalls aggressiv sind. Zudem waren die meisten Verletzungen lediglich leichte, wie zum Beispiel Bisse der Rehe. Acht Menschen erlitten im vergangenen Jahr jedoch auch heftigere Verletzungen, wie Knochenbrüche von Rehen, die sie rammten. In den vorherigen Jahren von 2013 bis 2017 waren es insgesamt bloß 10 schwerere Verletzungen.
Um Besucher zu schützen und einen erneuten negativen Rekord in diesem Jahr zu verhindern gibt es nun Schilder, die auf Englisch, Chinesisch und Japanisch Tipps und Hinweise zum Umgang mit den Tieren geben. Im Park und an allen Cracker-Verkaufsständen gibt es nun in drei Sprachen Anleitungen, wie die Rehe auf sichere Weise gefüttert werden können. Darauf enthaltene Hinweise sind zum Beispiel, dass es nicht gut ist, den Tieren die Cracker absichtlich vorzuenthalten. Besucher sollen sie sofort nach dem Erwerb verfüttern. Jeder, der keine Kekse und kein Futter für die Tiere hat, aber von ihnen umringt ist, soll den Rehen die leeren Hände zeigen.
Zusätzlich zu den Hinweisschildern gibt es seit Dezember auch einige Freiwillige, die den Touristen Tipps geben. Mitglieder einer Bürgergruppe laufen durch den Park und geben mit Übersetzungsgeräten Hinweise. Zudem warnen sie die Touristen vor möglichen Verletzungen. Akimasa Yoshimura (60), der Kopf der Gruppe, erklärt, dass die Tiere zwar zunächst ruhig scheinen können, doch weiterhin wild sind. Wilde Tiere können Menschen angreifen, wenn sie provoziert werden. Er stellte auch heraus, dass eins der guten Dinge in Nara die Tatsache sei, dass Menschen mit den Rehen interagieren können. Daher wolle die Gruppe Probleme zwischen Mensch und Tier so sehr sie kann reduzieren. Auf diese Weise könnte vielleicht schon bald ein Rekord-Tief an Verletzungen erreicht werden.
Quelle: KyodoNews