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Gender Bending in Japan – Ein 15-Jähriger bricht mit Geschlechterrollen

Wer hat es nicht schon einmal gesehen. Männer die Frauen und Frauen die Männern dank Kleidung, Make-up und Co. dem anderen Geschlecht um verwechseln ähnlich sehen. Jetzt reiht sich auch ein 15-jähriger Mittelstufenschüler in das Crossdressing genannte Genre ein. Crossdressing ist nichts neues. Der Begriff wurde aber erst in den 70ern in den USA geprägt. Und zwar von heterosexuellen Gruppierungen, die sich klar von Homosexuellen abzugrenzen versuchten. Auch Gender Bending, also das weite Interpretieren der Geschlechterrollen ist in Japan schon in der Geschichte verankert.

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Angezogen wie ein Mädchen und 70.000 Follower

Was macht den japanischen Schüler also zu so einem Gesprächsthema? Das sind wohl unter anderem die über 70.000 Menschen die ihm auf Twitter folgen. Auf seinem Twitteraccount @ginsyamu zwitschert der 15-Jährige nicht nur mehrmals täglich seinen Status, sondern lädt auch Bilder und Videos hoch. Dabei spielt die Geschlechterrolle zur Kleidung keine Frage. Auch seine Familie sieht darin kein Problem. So sind Dinge wie Kosmetika normaler Alltag.

Das wirft wieder einmal die Frage auf: „Definiert uns, unser Geschlecht?“ Gerade in den USA, wo man den Begriff „Gender“ nicht klar definiert, wie zum Beispiel in Deutschland, wird die Frage, ob es mehr als zwei Geschlechter gibt, heiß diskutiert.

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Religion, Gesellschaft und Geschichte

Früher war es ziemlich einfach. Gerade in der westlichen Welt haben Literatur aber vor allem die Religion, die Lebensweise der Menschen und damit auch das Geschlecht vorgegeben. Heute rücken vorgelebte und diktierte Lebensweisen und damit auch die Geschlechterrollen immer mehr in den Hintergrund. Religion ist für manchen eher ein Beiwerk. Eine Philosophie, bei der man sich das für einen sinnvollste Modell rauspickt. Vor Kurzem hat ein australisches Gericht entschieden, dass sich Menschen offiziell als „Geschlecht unspezifisch“ eintragen dürfen.

Kurz um kann man wohl sagen, dass die Gesellschaft bis heute klare Vorgaben gibt, was „erlaubt“ ist und was nicht. Fällt jemand aus der Norm dieser Gesellschaft wird er im besten Fall schief angeguckt. Was macht den 15-jährigen Japaner jetzt also noch so besonders? Außer den 70.000 Followers auf Twitter.

Die Antwort ist, er sticht klar aus seiner Gesellschaft heraus. Japan, ein Land das sich nach Außen hin als modern und weltoffen gibt, sieht zumindest gesellschaftlich, nur zwei mögliche Geschlechter. Das kommt nicht zuletzt daher, dass Amerika aber auch Europa ab dem 16. Jahrhundert einen stark christlichen Einfluss auf das Land hatten. Japan wurde zwar nie vollständig missioniert, die christliche Geschlechterlehre ist aber geblieben. Und das bis heute.

Das dominierende Geschlecht hierbei, wie sollte es anders sein, ist der Mann. Dabei war das früher ganz anders. Man denke allein an die onnagata im japanischen Kabuki Theater. Alle Rollen werden hier von Männern besetzt, auch die weiblichen. Eine Tradition die sich bis heute erhalten hat.

In diesem Sinne reiht sich also der User @ginsyamu ganz klar in die japanischen Traditionen ein. Denn selbst der berühmteste Schauspieler Yoshizawa Ayame (1647-1709) im Kabuki trug sogar Zuhause Frauenkleidung. Obwohl er Vater mehrerer Söhne war. Wie eingangs erwähnt ist der Begriff des Genderbending, also des Herausbrechens aus der Rolle des eigenen Geschlechts nichts neues. Und auch wenn es in der westlichen Welt geradezu als unnormal gebrandmarkt wird, hat es im asiatischen Raum einen komplett anderen Stellenwert.

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Manga und Anime

Auch in Manga und Anime wird die Geschlechterrolle meist klar definiert. Dies sieht lässt sich an Titel wie „Highschool DxD“, aber auch „One Piece“, „Naruto“ oder diversen anderen Shonen-Manga und Anime klar erkennen. Der männliche Protagonist gibt den Ton an, die Frauen und übersexuellisierten Mädchen sind meist nur stumpfen Beiwerk. Schwäche zeigen ist dem Protagonisten auch nicht vergöhnt und wenn dann nur um daraus noch stärker hervorzugehen.

Weibliche Wesenszüge sind verpöhnt oder werden ins Lächerliche gezogen. In Shojos wird dagegen die weibliche Zielgruppe häufig mit Liebesromanzen und dem strahlenden Helden zufriedengestellt. Eine Rollenvermischungen oder ein Bruch mit der Geschlechterrolle ist eher nicht vorgesehen.

Trotzdem versuchen hin und wieder Mangaka mit diesem Stil, wenn auch bei seltenen Gegebenheiten zu brechen. Einige Titel die sich dem Gendewo der Protagonist eben „Mädchendinge“ lieber mag.

Ein „geschlechtsneutrales“ Fazit

Womit wir wieder beim Anfang wären: Definiert uns unser Geschlecht? Darf ich als Mann in Frauenkleidung herumlaufen und als Frau in Männerkleidung? Ist es in Ordnung, wenn ich als Mann auch „weibliche Verhaltensweisen“ an den Tag lege und umgekehrt? Die beste Antwort dazu gibt wahrscheinlich Artikel 2 des deutschen Grundgesetzes: „Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder das Sittengesetz verstößt.“ oder kurz gesagt „Macht doch was ihr wollt, solange ihr anderen damit nicht schadet“. Und vergesst nicht, „Schottenröcke“ sind auch männlich!

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