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Schritte zu nachhaltiger Nahrungsproduktion

Neue Insekten-Snacks landen in Tokushimas Supermärkten

Insekten im Essen? Was erstmal wie ein Grund klingt, ein Produkt zu reklamieren, könnte nach Ansicht einiger japanischer Unternehmen die Zukunft der Nahrungsmittelindustrie sein. Immer mehr Produkte mit Insekten-Bestandteilen finden sich in den Geschäften des Landes.

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Wie die Lebensmittelversorgung für eine immer weiter steigende Zahl an Menschen weltweit gesichert werden soll, damit beschäftigen sich Experten schon lange. Eine vielversprechende Lösung sind Insekten. Sie lassen sich mit wenig Ressourcen und Platz in großer Zahl produzieren und liefern viele wichtige Nährstoffe, insbesondere Eiweiß.

Bier, Nudeln, Gewürze – Insekten sind vielfältig

In einigen Kulturen ist darum der Verzehr bestimmter Insekten schon lange üblich. In den modernen Industriestaaten jedoch schauen viele noch skeptisch auf die ungewohnte neue Nahrungsquelle. In Deutschland etwa findet man Insekten-Produkte am ehesten als Attraktion auf Streetfood-Märkten, als reguläres Nahrungsmittel können sie sich jedoch die wenigsten Menschen vorstellen.

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Unternehmen, die nun hierzulande auf das Thema Insekten als Nahrungsmittel schielen, können für Ideen den Blick nach Japan wenden. Dort hat die Insekten-Industrie in den vergangenen Jahren bereits an Fahrt aufgenommen und zeigt, wie vielseitig die Krabbeltiere verwendet werden können.

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Tatsächlich gibt es in Japan einige wenige Regionen, in denen die Zubereitung von Nahrung aus Insekten eine lange Tradition hat. In der zentraljapanischen Präfektur Nagano werden aus Fliegenlarven, die in Flüssen gefangen werden, entsteht eine Variante von „Tsukudani“, einer beliebten Beilage zu Reis.

In mehreren Regionen Japans gibt es mittlerweile Unternehmen, die sich auf die Zucht und Verarbeitung von Insekten spezialisiert haben. Einige vertreiben ihre Produkte über die omnipräsenten Verkaufsautomaten, andere arbeiten mit Fluggesellschaften zusammen.

Die Anwendungsmöglichkeiten für die Insekten sind breit gestreut. Zu Mehl zerrieben können sie in Nudeln, Brot oder Burgern verarbeitet werden. Doch auch als Bestandteil von Sojasoße taugen sie, ebenso wie zur Herstellung von Bier und Gin. Dass sich auch das beliebte Nudelgericht Ramen mit Insekten kochen lässt, überrascht da kaum.

Grillen sind die ertragreichsten Zuchtinsekten

Die aktuellen Stars der Insekten-Produktion in Japan sind die „Koorogi“, eine japanische Grillen-Art. Zu feinem Pulver zermahlen eigenen sie sich für eine Reihe von Anwendungen, etwa für Grillen-Ramen und Burger. Der Vorteil dieser Verwendung: die Insekten sind als solche nicht mehr zu erkennen. Das erleichtert es auch Skeptikern, Zugang zu den Produkten zu finden, die von simplen gerösteten Grillen noch abgeschreckt werden.

Das Unternehmen Gryllus Inc., ein Start-up aus der Präfektur Tokushima, hat nun die ersten Insekten-Snacks für gemütliche Filmabende auf den Markt gebracht. Die „C. Tria Corn Snacks“ sind Mais-Bällchen, die mit einem Pulver aus Grillen gewürzt wurden. Seit Kurzem gibt es sie in Läden der Konbini-Kette FamilyMart in Tokushima zu kaufen.

Etwa 85 Geschäfte haben die Produkte bisher im Angebot, in den kommenden Monaten sollen noch weitere dazukommen – erst in der Präfektur, später landesweit. Zwei Geschmacksrichtungen, Umami-Salz und Takoyaki, stehen aktuell zur Auswahl. Eine Tüte der Snacks kostet gerade mal 98 Yen, ca. 68 Cent.

Mit seinen Kreationen will das Unternehmen aufzeigen, wie Insekten als günstige, aber gleichzeitig nahrhafte und klimafreundliche Alternative zu konventionellen tierischen Produkten genutzt werden können. Kekse und Protein-Riegel mit Grillen-Bestandteilen waren die ersten Erfindungen von Gryllus. Zu kaufen gab es die bisher nur in limitierter Form im Raum Tokyo und auf Hokkaido im Norden Japans. Nun ergänzen sie neben den neuen Snacks das Angebot in den Geschäften in Tokushima.

Der Insekten-Markt wächst – doch bis zum Mainstream ist es ein weiter Weg

Zur Markteinführung der Snacks im September gab es zudem noch ein spezielles kulinarisches Event. In der Präfektur-Hauptstadt ließ Gryllus einen Foodtruck aufstellen, an dem es Pommes zu kaufen gab. Die hatten natürlich eine Besonderheit – anstatt von Salz und Paprikapulver wurden sie mit dem gleichen Grillenpulver gewürzt, das Bestandteil der Mais-Snacks ist.

Die Pommes stießen auf eine positive Resonanz. Das Insektenpulver schmecke nicht viel anders als übliche Gewürze, so einer der Kunden. Für gerade einmal 100 Yen, ca. 69 Cent, gab es die ungewöhnliche Mischung günstig zum Probieren. Nur Kunden mit einer Allergie auf Schalentiere wird vom Genuss der Grillen-Produkte abgeraten. Denn einige Bestandteile des Pulvers ähneln denen, die auch in Krebstieren zu finden sind.

Bei Gryllus freut man sich über den gelungenen Sprung der Produkte in die Konbini-Regale. „Gerade als Vertreter einer Firma aus der Präfektur Tokushima freuen wir uns sehr, unsere Produkte in allen Regionen der Präfektur vermarkten zu können, die wir zuvor fast nur online verkauft haben.“

Bis Insekten-Produkte für die Mehrheit der Menschen in Japan regelmäßig auf dem Speiseplan stehen, wird es jedoch noch einige Zeit brauchen. Und auch in Deutschland dürften Insekten-Snacks so schnell kein üblicher Anblick im Supermarktregal werden. Hierzulande sehen viele die Insekten eher als mögliches Futtermittel für die Viehproduktion, anstatt als möglichen Teil der eigenen Ernährung.

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