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Zusammenarbeit, um Logistikkrise abzuwenden

Maßnahmenpaket soll die drohende „2024-Krise“ in Japan verhindern

Japans Regierung hat Maßnahmen vorgestellt, um die sich abzeichnende „2024-Krise“ in der Logistikbranche zu verhindern. Aufgrund einer strengeren Arbeitszeitregelung könnte es ab 2024 zu einem zunehmenden Mangel an Lkw-Fahrern kommen, da die Zahl der maximalen Überstunden auf 960 Stunden pro Jahr reduziert werden soll.

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Im Jahr 2019 wurde mit der Revision des Arbeitsgesetzes eine jährliche Obergrenze von 720 Überstunden festgelegt, für die ein Umstellungszeitraum von fünf Jahren vorgesehen war. Für Lkw-Fahrer gilt jedoch eine Obergrenze von 960 Stunden pro Jahr, was immer noch deutlich mehr ist als in jeder anderen Branche. Die Arbeitsbedingungen gelten allgemein als miserabel, da auch die hohen Benzinkosten und kurzen Pausenzeiten Bewerber abschrecken.

„2024-Krise“ durch Zusammenarbeit verhindern

Laut einer Schätzung der Regierung werden im Haushaltsjahr 2024 14,3 Prozent der Transportkapazitäten in Japan wegbrechen, bis zum Haushaltsjahr 2030 könnten es 34,1 Prozent sein. Laut des Nomura Research Institute sollen bis 2025 28 Prozent der geplanten Lieferungen nicht mehr transportiert werden können. Bis 2030 soll die Zahl auf 38 Prozent ansteigen. Dies bedeutet einen wirtschaftlichen Verlust von mehr als 10 Billionen Yen (ca. 74 Milliarden Euro).

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Eine der vorgeschlagenen Maßnahmen der Regierung, um die „2024-Krise“ zu entschärfen, sieht vor, dass die Versender, Empfänger, Spediteure und Verbraucher besser zusammenarbeiten sollen.

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Einer der Hauptgründe für die langen Arbeitszeiten von Lkw-Fahrern ist zum Beispiel, dass sie lange auf die Entladung ihrer Fracht warten müssen. Für diese Wartezeit werden die Fahrer oft nicht oder nur unzureichend entschädigt.

Daher fordert das Maßnahmenpaket die Frachtempfänger und Spediteure auf, ihre Fahrpläne zu koordinieren, um diese Wartezeiten so zu verkürzen.

Außerdem werden die Unternehmen aufgefordert, Pläne zur Verbesserung ihrer Abläufe zu erstellen und Berichte über die erzielten Fortschritte vorzulegen. Gegen Unternehmen, die dem nicht nachkommen, sollen rechtliche Schritte in Form einer Verwaltungsanweisung ergriffen werden.

Faire Bezahlung trotz kostenloser Lieferung an den Kunden

Zudem ist sicherzustellen, dass ein Unternehmen, das eine kostenlose Lieferung anbietet, dennoch faire Transportkosten erhebt. Derzeit gibt es viele Fälle, in denen die kostenfreien Auslieferungen an Kunden dazu führen, dass die Spediteure weniger Geld für den Transport erhalten.

Eine weitere Idee ist die Erhöhung der Transportkapazität von Zügen und Schiffen, um die Straßen zu entlasten und so dem Arbeitskräftemangel entgegenzuwirken.

Überdies sollen Lkw auf japanischen Autobahnen schneller fahren dürfen als bisher. Derzeit liegt die erlaubte Höchstgeschwindigkeit bei 80 km/h.

Verbraucher sollen zudem aufgefordert werden, bei geplanten Lieferungen zu Hause zu bleiben, um Nachlieferungen zu vermeiden. Die Quote dieser Nachlieferungen liegt derzeit bei 12 Prozent und soll bis 2024 halbiert werden.

Nächstes Jahr wird das Maßnahmenpaket im Parlament erörtert, um die darin enthaltenen Vorschläge rechtlich abzusichern.

Größtes Problem wird ignoriert

Eines der größten Probleme wird im Maßnahmenpaket allerdings ignoriert: die schlechte Bezahlung, die als Hauptgrund für den Arbeitskräftemangel in der Branche genannt wird.

Lkw-Fahrer in Japan arbeiten im Durchschnitt 20 Prozent länger als in allen anderen Branchen, zudem ist der Durchschnittslohn etwa 10 Prozent niedriger. Der Durchschnittsverdienst liegt laut der Japan Trucking Association bei ca. 4,46 Millionen Yen (ca. 30.993 Euro) im Jahr. Die Fahrer müssen daher mehr arbeiten, um ein stabiles Einkommen zu beziehen.

Bisher scheut sich die Branche allerdings davor, die Löhne anzuheben, da dann auch die Transportkosten steigen müssten. Viele Experten halten dies für ein völlig falsches Signal.

Infolgedessen gilt die Branche als unattraktiv für junge Menschen, und mit zunehmendem Alter der Fahrer erwarten viele Transportunternehmen, dass sich der Arbeitskräftemangel aufgrund gesetzlich geregelter Überstunden noch verschärfen wird.

Es bestehen zudem Zweifel daran, ob die Maßnahmen wirklich zu einer Reduzierung der Arbeitsbelastung beitragen werden und ob sie die „2024-Krise“ wirklich abwenden können.

In Japan wird 90 Prozent des Güterverkehrs im Inland auf der Straße abgewickelt. Die Zahl der Beschäftigten im Straßengüterverkehrsgewerbe ist von rund 980.000 im Jahr 1995 auf etwa 660.000 im Jahr 2020 gesunken.

Die effektive Quote der offenen Stellen für Fahrer von Lastkraftwagen betrug 2008 das 1,94-fache und damit das 1,0-fache des Durchschnitts aller Branchen. Mittlerweile bereiten sich Unternehmen auf die neuen Regeln vor.

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