Die Mehrheit der Kinder in Japan die unter Mobbing gelitten haben, wollen, dass sich der Täter entschuldigt, anstatt dass er bestraft wird.
Das geht aus einer landesweiten Umfrage der „Organisation Protect Children eien-no-egao“ hervor, die von Januar bis Februar an 116 Grund-, Mittel- und Oberschulen durchgeführt wurde.
Ziel der Umfrage war es, die ehrliche Meinung der Kinder zu erfahren und mehr über die Herausforderungen der Prävention von Mobbing zu lernen.
Kinder wollen keine Bestrafung sondern Gespräche
Die Organisation erhielt 26.652 gültige Antworten. In einer Frage wurde gefragt, wie mit Mobbern umgegangen werden sollte.
68,3 Prozent der Befragten gaben an, die Mobber sollten sich für ihre Taten entschuldigen und sie bereuen. 26,6 Prozent gaben an, dass Lehrer und Eltern mit dem Mobber sprechen sollten und 4,9 Prozent gaben an, Mobber sollten der Schule verwiesen werden.
Die Umfrage legt nahe, dass viele Kinder keine Bestrafung für ihren Peiniger anstreben, so die Organisation.
Shiho Morita, die Gründerin von Protect Children eien-no-egao sagte dazu: „Die Denkweise der Erwachsenen ist in der Regel weit entfernt von der Denkweise der Kinder .“
Für eine ideale Beratung wünschten sich 65,5 Prozent der Schüler Kommunikationsmittel wie E-Mail und LINE, 32 Prozent der Befragten bevorzugen ein persönliches Gespräch.
Einige der Befragten gaben an, dass sie keinen Zugang zu Beratungsdiensten haben, weil Eltern und Schulen Filterfunktionen auf den Smartphones und Computern der Kinder eingesetzt haben. Dadurch wollen sie sie vor illegalen Websites und schädlichen Online-Informationen schützen.
In der Umfrage wurde auch nach dem 2013 in Kraft getretenen Anti-Mobbing-Gesetz gefragt, das die Schulen dazu auffordert, Mobbingfälle früher zu erkennen und zu melden.
64,3 Prozent der Befragten gaben an, das Gesetz nicht zu kennen. 25,7 Prozent sagten, sie wüssten zwar von dem Gesetz, hätten aber keine Kenntnis von dessen Inhalt.
Die Antworten bedeuten, dass insgesamt 90 Prozent der Befragten den Inhalt des Gesetzes nicht kennen.
Politik soll zuhören
In Japan diskutiert man aktuell über die Einrichtung einer neuen Behörde für Kinder und Familien, eine der wichtigsten politischen Maßnahmen von Premierminister Fumio Kishida.
84,5 Prozent der Befragten gaben jedoch an, dass sie sich wünschen, die Politik würde sich die Meinung der Kinder zu Rechtssystemen und Umweltregelungen anhören und dass sie solche Systeme durch gemeinsame Diskussionen aufbauen wollen.