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Soldaten dürfen sich nicht satt essen

Militärangehöriger in Japan nimmt zu viele Brötchen und wird suspendiert

In der japanischen Militärbasis Iruma Air Base in Sayama verstieß ein Hauptmann gegen geltende Vorgaben der Lebensmittelausgabe. Die Führungsebene ist besorgt um die Disziplin unter den Offizieren, auch wenn es sich diesmal lediglich um einen kleinen Regelbruch handelt.

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Es ist der neueste Fall in einer Reihe von Auffälligkeiten bei den japanischen Selbstverteidigungsstreitkräften (kurz JSDF), bei denen die Verpflegungsvorschriften nicht eingehalten wurden.

Ein Nachschlag kann zur Suspendierung führen

Die Militärbasis in der Präfektur Saitama ist das Hauptquartier der Fluggruppe der Air Self-Defense Forces (kurz ASDF) und versorgt ihre Leute in einer eigenen Kantine. Nun wurde bekannt, dass der circa 50-jährige Mann für drei Tage suspendiert wurde, nachdem er am 26. April morgens mehr Brötchen genommen hatte, als ihm zustanden.

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Deshalb entschuldigte sich der ranghöchste Offizier der LSDF, Stabschef Shunji Izutsu, öffentlich. „Er war eindeutig bereit, mehr zu essen, als ihm zustand“, sagte er im Verteidigungsministerium. Außerdem bedauerte er, dass man dies nicht im Vorfeld verhindert hatte. Am Ende seiner Rede verbeugte sich Izutsu tief, um sich zu entschuldigen.

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Air Self-Defense Force F-15 Kampfjet Training
Der Kampfjet F-15 der japanischen Air Self-Defense Force während eines Trainings. Bild: AS

Alle ASDF-Mitglieder, die auf dem Stützpunkt leben, bekommen kostenlose Mahlzeiten. Da der betroffene Hauptmann jedoch außerhalb des Stützpunktes wohnt, hätte er 234 Yen (1,68 Euro) zahlen müssen.

Strenge Regeln bei der Essensausgabe

Es ist vorgesehen, dass sich die Militärangehörigen zwischen Brötchen und einer Schüssel Reis als Beilage zum Frühstücksmenü entscheiden müssen. Der Betroffene nahm beides und wurde von einem Cafeteria-Mitarbeiter ermahnt. Daraufhin gab er die Brötchen zurück.

Anschließend meldete er den Vorfall eigenständig seiner Einheit. Er gab dabei an, dass er die Reismenge reduziert hatte und deshalb davon ausging, dass er zusätzlich Brötchen nehmen könnte. Die Vorschriften seien ihm nicht klar gewesen.

Essen wird von Steuergeldern bezahlt

Hier geht es um einen sehr geringfügigen Verstoß gegen den Umgang mit Regierungseigentum und öffentlichen Geldern, die in einer Richtlinie der SDF für all ihre Streitkräfte (Boden: GSDF, See: MSDF und Luft: ASDF) festgeschrieben ist.

Aus europäischer Sicht mag das Handeln des Hauptmannes wie eine Lappalie wirken. Doch da das Essen der Militärangehörigen von japanischen Steuergeldern bezahlt wird, ist es der Führungsebene besonders wichtig, dass niemand unrechtmäßig kostenloses Essen nimmt.

Dies ist in der letzten Zeit kein Einzelfall gewesen, denn es gab ähnliche Vorfälle in der MSDF und der GSDF, weshalb dieser Fall publik wurde.

Soldaten dürfen sich nicht satt essen

Angehörige der Streitkräfte und sogar ein Beamter des Verteidigungsministeriums lenkten seit letztem Jahr mehrmals die öffentliche Aufmerksamkeit auf die JSDF, da sie Essen nahmen, ohne dafür zu bezahlen.

Im März dieses Jahres wurde ein Beamter des Verteidigungsministeriums für vier Tage suspendiert, weil er während seines letzten Postens über einen Zeitraum von zwei Jahren kostenlos Curry-Mahlzeiten gegessen hatte. Auch einen Teil seiner Einheit versorgte er mit dem berühmten Freitags-Curry, obwohl sie nicht dazu berechtigt waren.

Das leckere Curry der MDSF wird einem Beamten jetzt zum Verhängnis
Das beliebte Curry der maritimen Selbstverteidigungsstreitkräfte. Bild: MSDF

Der Beamte wusste, dass dies gegen die Vorschriften verstieß. Er gab an, dass es vor seinem Dienstantritt auch schon üblich war, das Curry zu probieren. Deshalb habe er sein Verhalten nicht als Vergehen betrachtet.

Schaden von 122 Euro

Ein anderer Fall führte dazu, dass ein hochrangiger Beamter der GSDF im April 2021 entlassen wurde. Als Grund für diese schwere Disziplinarmaßnahme gab das Militär an, dass der Mann zwischen September 2019 und Juni 2020 insgesamt 51 kostenlose Mahlzeiten eingenommen hatte, die zusammen ungefähr 17.000 Yen (circa 122 Euro) wert waren.

Hierfür hatte er keine Berechtigung und ließ sich Berichten zufolge die Mahlzeiten vier Monate lang von GSDF-Mitgliedern bringen, die ihm unterstanden.

Regelmäßig bleiben Mahlzeiten übrig

Laut einer Person aus dem Umkreis der Selbstverteidigungsstreitkräfte kommt es in Kantinen häufiger dazu, dass Militärangehörige Mahlzeiten nehmen, die ihnen nicht zustehen. Die Lebensmittel werden auf Vertrauensbasis verteilt, und es wird nicht geprüft, ob jemand Anspruch hat. Auch Essensmarken werden nicht verwendet.

Es gibt eine feste Anzahl von Mitgliedern, die Anspruch auf eine Mahlzeit haben. Aber es kann immer wieder vorkommen, dass diese kurzfristig zu einem Einsatz müssen und das Essen unangetastet bleibt.

Beim US-Militär sind die Portionen größer

Einige Mitglieder der Streitkräfte wünschen sich mehr Budget für die Kantinen, da die Portionen oft nicht reichten, um satt zu werden. Zur Bekräftigung wird auf die US-Militärstützpunkte in Japan verwiesen, in denen sich die Soldaten satt essen können.

Es komme tatsächlich immer wieder vor, dass sich Anwärter über die kleinen Kantinenportionen beschweren und sie sich von ihrem eigenen Geld zusätzliches Essen in Supermärkten kaufen müssen.

Verteidigungsministerium Japans in Tokyo
Das Gebäude des japanischen Verteidigungsministeriums im Stadtteil Shinjuku, Tokyo (Bild: AS)

Laut Quelle seien die Portionen jedoch angemessen, da sie sich an den Aufgaben des einzelnen Mitglieds orientierten. „Wenn sie zu viel essen, nehmen sie zu. Dann fällt es ihnen schwerer, ihre Aufgaben zu erfüllen“, argumentierte ein Sprecher, der nicht genannt werden will. Das aktuelle System sei seiner Meinung nach also berechtigt.

Ein Mitarbeiter des Verteidigungsministeriums sieht den Grund für die Probleme in der „laxen Moral“, die in der Belegschaft herrscht. Ihm zufolge schienen einige Mitglieder zu glauben, dass sie übrig gebliebene Mahlzeiten mitnehmen könnten, weil sie sonst weggeworfen werden müssten.

Lebensmittelverschwendung kein Thema bei der SDF

Hochrangige Beamte der japanischen Selbstverteidigungskräfte werden in diesen Fällen oft mit Disziplinarmaßnahmen bestraft, um ein Exempel zu statuieren beziehungsweise ein Signal zu setzen.

Es gab Beschwerden über die Strenge der Strafe sowie Forderungen, dass die Soldaten essen dürfen, bis sie satt sind. Das Verteidigungsministerium ist jedoch nach wie vor der Ansicht, dass jeder JSDF-Soldat nur so viel essen darf, wie ihm zusteht.

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