Anzeige
HomeNachrichten aus JapanMit 10 Yen pro Zugticket zu mehr Barrierefreiheit in Tokyo

Großraum Tokyo

Mit 10 Yen pro Zugticket zu mehr Barrierefreiheit in Tokyo

Zugfahrten gehören in Japan für viele Menschen zum Alltag. Egal ob mit dem schnellen Shinkansen, gemütlichen Überlandzügen oder der U-Bahn in Tokyo – fast überall ist der Zug das Verkehrsmittel der Wahl. Doch Menschen mit Behinderung können das Zugsystem oft nicht richtig nutzen.

Anzeige

Denn Themen wie Barrierefreiheit waren zur Zeit des Baus vieler Bahnhöfe im Land noch nicht relevant. Und wer sich schon einmal durch die Untergrund-Stationen der Hauptstadt Tokyo schlagen musste, möchte sich lieber nicht vorstellen, wie sich das mit Gehhilfen oder einem Rollstuhl bewältigen ließe.

Kleiner Beitrag für barrierefreie Zugstationen

Treppen, Absätze und andere Hindernisse sind an den Zugstationen überall präsent, Fahrstühle und barrierefreie Zugangswege dagegen oft noch Mangelware. Damit sich das ändert, hatte das japanische Verkehrsministerium bereits im Vorfeld der Paralympics versprochen, die Bedingungen für Menschen mit Behinderung an Bahnhöfen zu verbessern.

LESEN SIE AUCH:  Japan will Beschäftigungsquote von Menschen mit Behinderungen erhöhen

Um die dringend notwendigen und geforderten Verbesserungen an den Zugstationen durchzuführen, braucht es Geld. Mit einem neuen System des Verkehrsministeriums kommt das nicht nur aus der Staatskasse: 10 Yen – etwa 7 Cent – pro Zug-Ticket fließen im Großraum Tokyo jetzt direkt in den Ausbau der Barrierefreiheit. Dafür wurden die Ticketpreise entsprechend erhöht.

Anzeige

Eine kleine Preissteigerung mit kollektiv großer Wirkung. Schließlich nutzen in dem Gebiet, in dem die 10-Yen-Steigerung erstmals umgesetzt wurde, täglich Millionen Menschen den Zug. Betroffen sind Tickets der Unternehmen JR East, Tokyo Metro, Tobu Railway, Odakyu Electric Railway, Seibu Railway, Sagami Railway und Yokohama Minatomirai Railway, die unter anderem das gesamte Stadtgebiet von Tokyo und Yokohama abdecken.

Möglich ist das durch ein im Dezember 2021 eingeführtes System, das es den Zugunternehmen erlaubt, Preissteigerungen einfacher umzusetzen, wenn das Geld direkt in konkrete Pläne zur barrierefreien Entwicklung der Bahnhöfe fließt. Reguläre Preissteigerungen für Zugtickets, etwa wegen höheren Lohn- und Energiekosten, können dagegen nur mit deutlich mehr Aufwand und Zustimmung von Behörden erfolgen.

Mit den zusätzlichen Einnahmen werden an den Zugstationen der Unternehmen zukünftig barrierefreie Wege ausgebaut und mehr Fahrstühle installiert. Auch sollen mehr Türen an den Bahnsteigen angebracht werden, die verhindern, dass Menschen absichtlich oder durch einen Unfall auf die Gleise gelangen können. Vorerst wird die neue Gebühr nur im Großraum Tokyo fällig, in der Kansai-Region planen JR West und andere Anbieter die Einführung zum 1. April.

Neues Pendlerticket zur Förderung flexibler Arbeitszeiten

Angekündigt wurde die Preissteigerung etwa bei JR East bereits vor rund einem Jahr. Im April 2022 teilte JR East mit, sich für das „鉄道駅バリアフリー料金制度“-System, in etwa „Gebührensystem für barrierefreie Zugstationen“, angemeldet zu haben. Insgesamt rechnet das Unternehmen mit Einnahmen von etwa 23 Milliarden Yen (ca. 162,3 Millionen Euro) pro Jahr durch die 10-Yen-Gebühr.

Bis zum Jahr 2031 möchte JR East mit den Einnahmen an 330 Zugstationen im Großraum Tokyo Bahnsteigtüren für insgesamt 758 Zuglinien anbringen. Die Gesamtkosten beziffert das Unternehmen auf ungefähr 420 Milliarden Yen (ca. 2,95 Millionen Euro).

Während sich die 10 Yen als kleiner Beitrag mit großer Wirkung wohl kaum in der Geldbörse der Fahrgäste bemerkbar machen dürften, müssen Pendler bei einigen Anbietern nun jedoch tiefer in die Taschen greifen. Denn beim Zugunternehmen Tokyo etwa stiegen parallel zur 10-Yen-Erhöhung die Preise für Pendler-Tickets um satte 13 Prozent – eine Reaktion auf sinkende Fahrgastzahlen während der Corona-Pandemie.

Bei JR East hingegen kam stattdessen ein neues günstigeres Pendler-Ticket ins Angebot. Das Ticket ist für diejenigen gedacht, die ihre Zugfahrten außerhalb der Rush-Hour-Zeiten durchführen und kostet 10 Prozent weniger als normal. Mit dem Angebot soll das Gedränge in den Zügen zu bestimmten Tageszeiten verringert werden. Auch könnten mehr Arbeitgeber motiviert werden, über flexiblere Arbeitszeiten nachzudenken, so die Idee des Zugunternehmens.

Anzeige
Anzeige