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HomeNachrichten aus JapanNeues Sicherheitstrainingszentrum in Tokyo erinnert an tödlichen Tunneleinsturz

Hinterbliebene hatten geteilte Meinungen

Neues Sicherheitstrainingszentrum in Tokyo erinnert an tödlichen Tunneleinsturz

In Japan gibt es strenge Vorschriften beim Bau von Gebäuden, Tunneln und Brücken. Doch einige versuchen die Regelung zu umgehen, was oft tödliche Konsequenzen hat. Ein neues Sicherheitsbewusstseinszentrum in Tokyo soll vor den Gefahren warnen und erinnert an den Sasago-Tunneleinsturz.

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Das zweistöckige Zentrum wurde von Central Nippon Expressway Co. (Nexco) auf ihrem Gelände in Hachioji errichtet. Am Donnerstag wurde es nun feierlich im Beisein von Überlebenden des Unglücks eröffnet. Familien ließen vorab eine Holzplatte in den Boden neben dem Gebäude ein und pflanzten einen Kirschbaum.

Auf der Platte steht, dass die Lehre aus dem Unfall mit dem Leben der Menschen für die kommen tausenden Jahre weitergegeben werden soll. Die Familien hoffen, dass die Einrichtung die Gefühle der Opfer und Familien für die Nachwelt erhält.

Trümmerteile erinnern an den Tunneleinsturz

Das Gebäude hat eine Fläche von 2.000 Quadratmetern und ist in acht Bereiche aufgeteilt, die teilweise wie in einem Museum an die Katastrophe erinnern. In der Ausstellung ist unter anderem im Fahrzeugraum ein Van zu sehen, der unter der Decke des eingestürzten Sasago-Tunnels des Chuo-Expressways begraben wurde. In ihm starben fünf Personen.

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Ebenfalls sind 18 persönliche Gegenstände von den Opfern ausgestellt, darunter ein verbranntes Handy und eine Tasche. Gespendet wurden die Sachen von Hinterbliebenen der Opfer. In dem Bereich „Aus dem Unfall lernen“ befindet sich ein Stück der 1,2 Tonnen schweren Tunneldecke, die den Unfall nachbildet.

Das Zentrum soll den Menschen vor allem die Gründe für den Tunneleinsturz näher bringen. Nexco will deswegen Mitarbeiter von Regierungsbüros und Universitätsmitarbeiter über die Katastrophe sowie ihre Hintergründe unterrichten. Ab April sollen in den nächsten fünf Jahren um die 10.000 der Nexco-Mitarbeiter und Mitarbeiter von anderen Unternehmen zu Besuch kommen. Für die Öffentlichkeit soll das Zentrum vorerst nicht geöffnet werden.

Kritik an der Aufarbeitung

Hinterbliebene zeigten sich von dem Zentrum sehr berührt. Ein 71 Jahre alter Mann, der bei dem Unglück seine 28 Jahre alte Tochter verlor, begann in der Ausstellung zu weinen, als er den Tunnelnachbau sah. Er dachte daran, wie seine Tochter unter den Trümmern lag und er ist überzeugt, dass der Unfall hätte verhindert werden können. Neun der 18 ausgestellten Objekte stammen von seiner Tochter.

Auf großen Panels werden in den Räumlichkeiten die Ergebnisse der Untersuchungen des Unfalls genauer erklärt. Einige Familien waren damit jedoch unzufrieden. Ein 70 Jahre alter Mann, der seine Tochter verlor, sagte, dass die Untersuchungen des Unternehmen unzureichend sind. Die internen Ergebnisse sollten laut ihm mit einer ehrlichen Reflexion ausgestellt werden.

Unternehmen führte keine Wartungsarbeiten durch

Der Sasago-Tunnel befindet sich in der Präfektur Yamanashi und verbindet die Städte Otsuki und Koshu. Am 2. Dezember 2012 stürzten plötzlich 150 Deckenplatten mit einem Gewicht von 1,2 Tonnen und einer Länge zwischen 50m und 60m herunter. Anschließend brach ein Feuer in dem Tunnel aus. Neun Menschen kamen bei dem Tunneleinsturz ums Leben und zwei wurden verletzt.

Im Nachhinein stellte sich heraus, dass der Tunnel seit Jahren nicht gewartet wurde und Central Nippon Expressway Co. nach dem Vorfall gelogen hatte. Selbst als merkwürdige Geräusche gemeldet wurden, untersuchte niemand den Tunnel. Aus dem Grund wird das neue Zentrum auch kritisch betrachtet. Ein Mahnmal in der Nähe des östlichen Tunnelausgangs erinnert seit 2019 alternativ bereits an den Unfall.

Es ist dabei nicht das erste Mal, dass es in Japan zu Unfällen kommt, die sich verhindern ließen. So auch im Fall einer großen Gasexplosion in Fukushima. Reparaturen an der Leitungen hätten das Unglück verhindern können.

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