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Diplomatische Beziehungen

Pferdekutschen bringen nach drei Jahren wieder Botschafter zu Japans Kaiser

Das Rattern einer Pferdekutsche gehört ganz sicher nicht zu den vielen Geräuschen, mit denen man im Zentrum der japanischen Hauptstadt Tokyos täglich konfrontiert wird. Doch nach drei Jahren Pause zogen am 8. März unter Publikum elegante Pferdekutschen durch die Straßen der Stadt.

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Grund dafür ist eine Zeremonie für ausländische Botschafter. Die werden bei ihrer Amtseinführung nämlich vom japanischen Kaiser Naruhito im Kaiserpalast von Tokyo empfangen. Ihm übergeben sie Beglaubigungsschreiben ihrer eigenen Staatsoberhäupter, erst danach dürfen sie offiziell ihre Arbeit als Botschafter in Japan aufnehmen.

Beliebte Kutschen-Zeremonie pausierte drei Jahre

Zu der streng geregelten Zeremonie gehört auch, dass die neuen Gesandten zwischen zwei Möglichkeiten wählen können, den Weg zum Palast zurückzulegen. Die bei weitem beliebteste Variante steht nach drei Jahren nun endlich wieder zur Auswahl: eine Fahrt in einer eleganten Kutsche.

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Drei Jahre lang wurde die 1,5 Kilometer lange Strecke vom Hauptbahnhof in Tokyo zum Kaiserpalast ausschließlich per Auto absolviert, Grund war die Corona-Pandemie. Dabei ging es weniger um die Infektionsgefahr für die Botschafter – die wäre in der Kutsche womöglich geringer gewesen.

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Vielmehr ziehen die Kutschen-Fahrten regelmäßig zahlreiche Schaulustige an. Um Menschenaufläufe zu vermeiden, blieben darum auch die Kutschen in den Garagen der Imperial Household Agency, die sich um alle offiziellen Belange des japanischen Kaiserhauses kümmert.

Nachdem aber auch in Japan die Corona-Regeln immer weiter fallen und selbst in vielen Zügen bald keine Masken mehr getragen werden müssen, wurde es auch Zeit, die beliebte Kutschen-Zeremonie zurückzubringen. Das freut nicht nur die Öffentlichkeit, sondern auch die Gesandten. Der allergrößte Teil von ihnen entscheidet sich immerhin für die Kutsche.

Nur wenige Staaten bieten Kutschen für Botschafter an

Am Mittwoch waren es schließlich die Botschafter der Fiji-Inseln und Pakistans, die zum Kaiserpalast gefahren wurden. In rot lackierten Kutschen mit dem goldenen Chrysanthemen-Siegel des Kaisers ging es für sie zum Antrittsbesuch bei Naruhito.

Die „zagyoshiki“ genannten Gefährte wurden nach Angaben der Household Agency vor rund einhundert Jahren gefertigt und zählen als wichtige Kunstschätze. Geführt werden die Kutschen von Angestellten der Imperial Household Agency in traditionellen Uniformen im westlichen Stil der Meiji-Zeit. Neben den Ernennungs-Zeremonien kommen die Gefährte auch bei anderen Zeremonien wie der Thronbesteigung des Kaisers und Hochzeiten von Mitgliedern der Kaiserfamilien zum Einsatz.

Neben Japan bieten nur wenige Länder den Abgesandten anderer Staaten einen ähnlich glamourösen Empfang. In Spanien und dem Vereinigten Königreich etwa stehen ebenfalls klassische Pferdekutschen zur Wahl. Nach dem glänzenden Empfang ging es für die neu ernannten Botschafter nun direkt in den Arbeitsalltag.

Nicht nur hohe Diplomaten kommen in Japan im übrigen in Kontakt mit der Imperial Household Agency. Tatsächlich ist die Agentur auch für touristische Angebote rund um den kaiserlichen Haushalt verantwortlich. Wer etwa im Rahmen einer Führung die Kaiserpaläste von Tokyo und Kyoto besichtigen will, muss sich im Vorhinein bei der Household Agency anmelden und sich den Besuch genehmigen lassen.

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