Nordkorea ist in den Augen Japans und Südkoreas eine der größten Bedrohungen für den Frieden im ostasiatischen Raum. Darum vereinbarten die Verteidigungsminister der beiden Länder nun mehr Kooperation in Verteidigungsfragen.
Das ist das Ergebnis von Gesprächen zwischen den Ministern Yasukazu Hamada, Lee Jong Sup und ihrem US-amerikanischen Amtskollegen Lloyd Austin. Die Gespräche fanden am Rande des dreitägigen asiatischen Sicherheitsgipfel in Singapur statt.
Nordkorea und China als Unruhestifter im asiatischen Raum
Erst vor kurzem führte ein fehlerhafter Raketenstart in Nordkorea dazu, dass Millionen Südkoreaner in Alarmbereitschaft versetzt wurden. Und auch sonst tut das Regime von Kim Jong-Un alles dafür, um mit anhaltenden Provokationen in der Region relevant zu bleiben.
Weil sich neben dem Hauptziel der nordkoreanischen Aggression, Südkorea, auch Japan von den nuklearen Ambitionen und ständigen Waffentests bedroht sieht, möchten beide Staaten in Verteidigungsfragen enger kooperieren.
Als erster Schritt in diese Richtung sollen Systeme vernetzt werden, die Echtzeitdaten über nordkoreanische Raketenstarts liefern. Sowohl in Südkorea als auch in Japan gibt es bereits solche Systeme. Beide arbeiten mit Daten, die von dem Verbündeten USA bereitgestellt werden.
Von Washington aus erhalten also bisher Tokyo und Seoul Informationen zu Raketenstarts, eine direkte Kommunikation zwischen den beiden asiatischen Staaten gibt es aber nicht. Diese Lücke soll in den nächsten Monaten geschlossen werden.
Möglicher Atomtest Nordkoreas beunruhigt die Region
So sollen mehr Daten geteilt und, so der japanische Verteidigungsminister, die Fähigkeit aller drei Länder verbessert werden, Raketenstarts zu erfassen und die Bedrohungslage zu beurteilen. Details des geplanten verlinkten Systems würden demnächst erarbeitet, sagte er der Presse.
Aktuell rechnen alle Staaten damit, dass Nordkorea bald versuchen wird, eine neue Operation als Ersatz für den fehlgeschlagenen Raketenstart zu starten. Das Regime hatte verkündet, dass ein neuer Start bis zum 11. Juni erfolgen würde. Die fehlerhafte Rakete hatte einen nordkoreanischen Spionagesatelliten ins All befördern sollen.
Auch wird befürchtet, dass sich Nordkorea auf neue Atomwaffentests vorbereitet. Zuletzt im September 2017 hatte es solche Tests gegeben. Eine dauerhafte Lösung für die Spannungen zwischen Nordkorea und seinen Nachbarn ist derweil nicht in Sicht.
Deutliche Worte gegenüber China
Neben Nordkorea ging es bei den Gesprächen zum Sicherheitsgipfel auch um die Rolle Chinas in der Region. Dessen Vertreter machte einmal mehr die Ansprüche der Volksrepublik auf die Inselnation Taiwan deutlich, die von China als abtrünnige Provinz betrachtet wird.
Dabei wurde auch ein militärischer Angriff explizit als Möglichkeit genannt. Die Verteidigungsminister von Japan, Südkorea und USA betonten darum, wie wichtig Frieden und Stabilität in der Meeresregion rund um Taiwan für Asien und die Welt sind. Sie stellten sich auch gegen jede Ambition Chinas, die Verhältnisse in der Region verändern zu wollen.
Am Rande des Gipfels fanden auch bilaterale Gespräche zwischen Südkorea und Japan statt, in denen es um die Vermeidung von militärischen Zwischenfällen zwischen beiden Staaten ging. Dabei bezogen sie sich auf einen Vorfall von 2018.
Kooperation trotz Bedenken in der Bevölkerung
Damals hatte nach japanischer Darstellung das Feuerleitradar eines Zerstörers der südkoreanischen Marine auf ein Patrouillen-Flugzeug der japanischen Selbstverteidigungskräfte aufgeschlossen, obwohl sich das Flugzeug über japanischen Gewässern befand. Südkorea bestreitet diese Darstellung seitdem.
Ohne weiter darauf einzugehen, ob die japanische Darstellung der Wahrheit entspricht, wurde beschlossen, die Kommunikation zwischen beiden Ländern zu intensivieren, um eine Wiederholung zu vermeiden.
Wie sich die Beziehungen bereits verbessert haben, zeigte sich vergangene Woche während einer gemeinsamen Militärübung. An der nahm ein japanisches Schiff teil, das die „Kyokujitsuki“ trug – die „Flagge der aufgehenden Sonne“. Die Flagge ist eng verbunden mit den imperialistischen Bestrebungen des Japanischen Kaiserreichs in den Weltkriegen, wird aber bis heute als Flagge der Selbstverteidigungskräfte genutzt.
Dass Südkorea ein Zeigen der Flagge, die im Land immer noch als Zeichen der von Japan verübten Kriegsverbrechen gilt, in seinen Gewässern akzeptiert, zeigt, wie sehr man sich um normalisierte Beziehungen bemüht. Sowohl in Südkorea als auch in Japan stößt der neue kooperative Kurs beider Länder jedoch auf geteilte Meinungen in der Bevölkerung.