Japans Premierminister Fumio Kishida hat ein Gesetz verabschiedet, das Opfer von Spendenbetrug religiöser Gruppen helfen soll. Damit zielt die japanische Regierung insbesondere auf die Vereinigungskirche (besser bekannt als Moon-Sekte) ab.
Anhänger von Sekten und deren Angehörige haben nun die Möglichkeit, gespendetes Geld zurückzufordern und religiösen Gruppen ist es verboten, durch Zwang, Drohungen oder der Verknüpfung von Spenden mit spiritueller Erlösung, Geld zu sammeln.
Gesetz soll das öffentliche Vertrauen in die LDP wieder herstellen
Die Vereinigungskirche geriet nach dem Attentat auf Shinzō Abe im Juli in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit. Nach und nach wurden Verbindungen der Sekte und der Politik, insbesondere von Mitgliedern der LDP, offengelegt. Das führte dazu, dass die Zustimmungswerte für den japanischen Premierminister und sein Kabinett mittlerweile auf den tiefsten Stand seit Oktober vergangenen Jahres gefallen sind.
Seitdem versucht Premierminister Kishida, das öffentliche Vertrauen wiederzugewinnen und versprach, etwas gegen den Einfluss der Sekte auf Politiker seiner Partei unternehmen zu wollen. Dabei hat er allerdings mehr als einmal einen neuen Kurs eingeschlagen, auch bei dem nun verabschiedeten Gesetz.
Das japanische Bildungsministerium, das für religiöse Fragen zuständig ist, hat offiziell eine Untersuchung gegen die Sekte eingeleitet. Dies könnte zu einer gerichtlichen Entscheidung führen, die der Sekte den rechtlichen Status entzieht, allerdings darf die Gruppe dann auch weiterhin in Japan aktiv sein.
Das Ministerium für Gesundheit und Wohlfahrt untersucht außerdem Adoptionen, an denen Hunderte von Kindern von Kirchenanhängern beteiligt waren.
Kritik von Experten und der Opposition
Abgeordnete der Opposition, die härtere Maßnahmen vorgeschlagen haben, werfen Kishida vor, er sei lasch und langsam, weil der Koalitionspartner seiner Partei, Komeito, von der buddhistischen Sekte Soka Gakkai unterstützt wird.
Experten sagen, im Gesetz fehlen wichtige Punkte, einschließlich Spendenobergrenzen, Schutz für Kinder von Kirchenmitgliedern und Rücksichtnahme auf diejenigen, von denen angenommen wird, dass sie einer Gehirnwäsche unterzogen wurden, um der Sekte beizutreten und hohe Spenden zu leisten.
Die Vereinigungskirche wurde im Jahr 1954 in Südkorea von Sun Myung Moon gegründet und erhielt 1968 in Japan, inmitten einer antikommunistischen Bewegung – die von Abes Großvater, dem ehemaligen Premierminister Nobusuke Kishi, unterstützt wurde, den rechtlichen Status einer religiösen Organisation.
Seit den 1980er-Jahren wird der Sekte vorgeworfen, sie betreibe eine unlautere Geschäfts- und Rekrutierungstaktik, indem sie ihre Mitglieder einer Gehirnwäsche unterzieht, damit diese große Summen an Moon spenden, was oft ihre Finanzen und Familien ruiniert.
Experten zufolge werden die japanischen Anhänger aufgefordert, für die Sünden ihrer Vorfahren während der japanischen Kolonialherrschaft auf der koreanischen Halbinsel von 1910 bis 1945 zu bezahlen, und der Großteil der weltweiten Finanzierung der Kirche geschieht mit Geldmitteln aus Japan.