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HomeNachrichten aus JapanPolitikJapanische Politiker boykottieren Sitzung im Stadtrat, weil sie Krawatten tragen sollen

Eigentlich waren Krawatten für den Termin nicht vorgesehen

Japanische Politiker boykottieren Sitzung im Stadtrat, weil sie Krawatten tragen sollen

Vor wenigen Tagen fand in der Stadt Kanonji (Präfektur Kagawa) mit ihren rund 55.000 Einwohnern, die erste Sitzung des Stadtrates in diesem Monat statt. Als die Sitzung begann, waren aber nur neun der 17 Mitglieder anwesend; um beschlussfähig zu sein, müssen mindestens zehn Politiker anwesend sein. Ein Mitglied befand sich im Warteraum, weigerte sich aber, den Sitzungsaal zu betreten, die anderen sieben kommunalen Politiker sind nicht im Rathaus erschienen.

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Der Boykott folgte auf die Verabschiedung eines Misstrauensantrages gegen den Vorsitzenden des Stadtrates, das Ende August mit acht zu sechs Stimmen angenommen wurde. Damals wurde entschieden, dass man die Stadt nicht einem solchen Mann anvertrauen können. Der Grund für das Misstrauensvotum ist einmalig, selbst für japanische Verhältnisse. Der Vorsitzende erklärte den Mitgliedern, sie bräuchten zu den Sitzungen des Stadtrates nicht mit Krawatten zu erscheinen. Als dann Politiker ohne Schlips kamen, wurde ihnen wiederum gesagt, dass sie welche tragen müssen, um an Versammlung teilnehmen zu dürfen.

Sommer-Kleiderordnung in Japan auch bei Politikern anerkannt

Der Vorsitzende, der im Dezember ins Amt berufen wurden, teilte dem Stadtrat im April mit, dass man im Sommer zu einer lockeren Kleiderordnung übergehen könnte. Deswegen können männliche Vertreter darauf verzichten, Anzugjacken und Krawatten zu tragen. Dies ist in den letzten Jahren in Japan vor allem im Sommer in vielen Büros und Regierungsgebäuden üblich geworden. In den heißen, feuchten Sommermonaten könne auf zu formelle Kleidung verzichtet werden.

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In Kanonji sei die legere Kleidungsordnung von Mai bis Oktober vorgesehen. Im Juni ließ der Vorsitzende des Stadtrates drei Mitglieder nicht teilnehmen, weil sie keine Krawatten trugen. Er forderte die Männer auf, wieder Krawatten anzulegen, die Politiker fühlten sich deswegen genötigt, der Aufforderung Folge zu leisten. Der Vorsitzende habe sich von Personen außerhalb des Stadtrates manipulieren lassen, wieder zur Winter-Kleiderordnung zurückzukehren. Der Vorsitzende habe durch seine Änderung die Freiheit der kommunalen Politiker verletzt und sei deswegen für das Amt nicht mehr geeignet.  

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Proteste gegen Krawatten sollen weitergehen

Der stellvertretende Vorsitzende war schon damals o empört, dass er freiwillig zurücktrat. Einige Politiker erklärten, sie würden die Sitzungen boykottieren, solange der Vorsitzende weiterhin im Amt bliebe. Der ehemalige Vorsitzende sagt im Gegenzug, dass es sich damals lediglich um einen Hinweis gehandelt habe. Immerhin sei der Bürgermeister auch mit Krawatte erschienen, deswegen sollten auch die anderen Mitglieder des Stadtrates entsprechend gekleidet erscheinen.

Die Vormittagssitzung in Kanonji musste ausfallen, der Termin am Nachmittag darf aber auch mit weniger Teilnehmer stattfinden, dass der boykottierende Politiker am Nachmittag mit im Sitzungssaal saß. Die nächste Sitzung ist für den 21. September angesetzt. Der Vorsitzende entschuldigt sich für die Unruhe, die er in die Arbeit des Stadtrates gebracht hat. Die boykottierenden Ratsmitglieder wollen weiter machen, denn noch ist der Vorsitzende des Stadtrates, trotz Aufforderung, nicht zurückgetreten. Die Bewohner von Kanonji denken hingegen, dass die Stadt andere Probleme hat, als sich um die Kleiderordnung ihrer Vertreter zu kümmern.

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