Japans Premierminister Fumio Kishida äußerte sich erneut zurückhaltend in der Frage der rechtlichen Anerkennung der gleichgeschlechtlichen Ehe.
„Wir müssen in dieser Angelegenheit äußerst vorsichtig sein, da sie die Struktur des Familienlebens in Japan beeinträchtigen könnte“, so Kishida in einer Parlamentssitzung, obwohl landesweit bereits mehrere Klagen von gleichgeschlechtlichen Paaren eingereicht wurden.
Gleichgeschlechtliche Ehe in Japan nicht anerkannt
Im Gegensatz zu den meisten anderen G7-Staaten hat Japan die gleichgeschlechtliche Ehe noch nicht anerkannt, da sich insbesondere der konservative Flügel der LDP dagegen ausspricht. Der Grund dafür seien die traditionellen Werte des Landes, wie etwa die Rolle der Frau bei der Geburt und der Kindererziehung.
In der Bevölkerung des Landes ist die Zustimmung jedoch deutlich. Laut einer Umfrage aus dem Jahr 2019 unterstützen 78 Prozent der Menschen die gleichgeschlechtliche Ehe.
Ende letzten Jahres rückte das Thema wieder in den Mittelpunkt, als die LDP-Politikerin Mio Sugita gezwungen war, Äußerungen gegen Paare sexueller Minderheiten zurückzunehmen.
Sugita war bereits 2018 in die Kritik geraten, weil sie in einem Interview äußerte, die Regierung solle Paare, die einer sexuellen Minderheit angehören, nicht unterstützen, da diese keine Kinder bekommen könnten und daher nicht produktiv seien. Die Politikerin wurde im Dezember aus dem Amt entlassen.
Vornehmlich linke Oppositionsparteien unterstützen eine Reform der Familienfrage in Japan, einschließlich der Anerkennung von gleichgeschlechtlichen Ehen und die Erlaubnis, dass verheiratete Paare unterschiedliche Nachnahmen annehmen dürfen – ein Thema, das ebenfalls bei den Konservativen auf Kritik stößt.
Unterschiedliche Nachnamen für Ehepaare in weiter Ferne
Auf die Frage eines Oppositionspolitikers, ob eine Gesetzesänderung, die es verheirateten Paaren erlaubt, unterschiedliche Nachnamen zu tragen, möglich sei, antwortete Kishida nicht direkt.
Stattdessen sagte der japanische Premierminister, dass es unterschiedliche Ansichten gibt, die es notwendig machen, weitere Diskussionen zu führen, um so ein breiteres Verständnis zu schaffen.
Das japanische Zivilgesetzbuch schreibt vor, dass ein verheiratetes Paar einen gemeinsamen Nachnamen haben muss und die meisten Paare, die ihre Ehe in Japan registrieren lassen, wählen den Nachnamen des Ehemanns.
Japanische Konservative, die in der Regel traditionelle Werte hochhalten, sind gegen getrennte Nachnamen und argumentieren, dass sich dies auf die Einheit der Familie und auf die Kinder auswirken könnte. Dementsprechend wurde bereits eine Umfrage zugunsten der Konservativen geändert, damit das Ergebnis ihnen mehr entspricht.
Die LDP ist zudem die einzige Partei in Japan, die sich gegen unterschiedliche Nachnamen stellt.
Der UN-Ausschuss zur Unterbindung der Diskriminierung von Frauen hat Japan jedoch empfohlen, das System zu reformieren.