Japans Premierminister Yoshihide Suga schickte am Samstag eine rituelle Opfergabe an den Yasukuni-Schrein in Tokyo, der von den asiatischen Nachbarn als Symbol für Japans vergangenen Militarismus angesehen wird.
Beobachter erwarten allerdings, dass Suga den Schrein nicht besuchen wird, um die Beziehungen zu China nicht zu verschlechtern.
Erste Opfergabe von Suga
Suga, der im vergangenem Monat das Amt des japanischen Premierministers antrat, folgte dem Weg seines Vorgängers Shinzo Abe und opferte einen „Masakaki“-Baum zur Feier des halbjährlichen Festes des Shinto-Schreins, das im Frühjahr und Herbst stattfindet.
Das ist die erste Opfergabe in seinen fast acht Jahren. Als Kabinettssekretär hatte Suga nie eine Opfergabe an den Yasukuni-Schrein geschickt.
Der Schrein ehrt verurteilte Kriegsverbrecher zusammen mit mehr als 2,4 Millionen Kriegstoten. Die Teilnahme an Zeremonien wird von Japans Nachbarländern daher kritsch gesehen. Das südkoreanische Außenministerium gab eine Erklärung ab, in der es tiefes Bedauern über die Übersendung von Opfergaben durch den Premierminister und andere Politiker zum Ausdruck brachte.
In der Erklärung wird die japanische Regierung aufgefordert, die Geschichte offen zu betrachten und ihre aufrichtige Reflexion durch Taten zu demonstrieren. Zwei Mitglieder von Sugas Kabinett – Gesundheitsminister Norihisa Tamura und Shinji Inoue, der Minister für die Weltausstellung in Osaka – sowie der Sprecher des Repräsentantenhauses, Tadamori Oshima, schickten ebenfalls Opfergaben zu dem Fest.
Besuch des Schreins löst immer wieder Kritik aus
Abgeordnete einer parteiübergreifenden Gruppe, die den Schrein während des letztjährigen Herbstfestes besuchten, verzichteten wegen der Pandemie auf einen Besuch in diesem Jahr. Frühere Besuche des Schreins durch japanische Premierminister und Politiker haben Kritik vor allem aus China und Südkorea ausgelöst, wo die Erinnerungen an den japanischen Militarismus tief sitzen.
Im September besuchte Abe den Schrein, nachdem er aus gesundheitlichen Gründen als Premierminister zurückgetreten war. Zuvor hatte er im Dezember 2013 den Schrein besucht, ein Jahr nach Beginn seiner zweiten Amtszeit, was große Kritik aus Peking und Seoul auslöste und Japans wichtigsten Verbündeten, die Vereinigten Staaten, enttäuschte.
Beziehungen zu Südkorea nach wie vor angespannt
Die Beziehungen zwischen Japan und Südkorea sind nach wie vor angespannt, seit südkoreanische Gerichtsurteile im Jahr 2018 japanische Firmen zur Zahlung von Schadenersatz an Südkoreaner wegen Zwangsarbeit während der japanischen Kolonialisierung der koreanischen Halbinsel zwischen 1910 und 1945 verurteilten.
Der Streit griff auch auf den Handel und andere Bereiche über, wobei auch ein Pakt über den Austausch von Informationen im vergangenen Jahr kurzzeitig vor der Auflösung stand. Japans Beziehungen zu China haben sich verbessert, trotz großer Differenzen über die Geschichte und die Souveränität der Senkaku-Inseln im Ostchinesischen Meer. China beansprucht auch die unbewohnten Inseln, die es Diaoyu nennt.