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Luft wird immer dünner

Kann Japans Premierminister mehr sein, als nur ein Stellvertreter?

Japans Premierminister Yoshihide Suga hat ein Problem, als er die Nachfolge von Shinzo Abe im September angetreten ist, hatte er mit 70 Prozent großen Rückhalt in der Bevölkerung.

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Doch nun, fast ein Jahr später, sieht die Situation anders aus und die Zustimmung ist mittlerweile auf ein Rekordtief gefallen. Es gab zudem bereits ein Misstrauensantrag.

Luft für Japans Premierminister wird immer dünner

Die Situation lässt die Luft für den Premierminister immer dünner werden, denn bald sind Neuwahlen zum Vorsitzenden in der LDP. Da die niedrigen Umfragewerte allerdings dazu geführt haben, dass in verschiedenen Bürgermeisterwahlen, die Kandidaten der LDP verloren haben, selbst in Yokohama, wo Suga seinen Wahlkreis hat, führt dazu, dass eine Neuwahl immer unwahrscheinlicher wird.

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Suga muss die Menschen jetzt davon überzeugen, dass er der beste Mann für die Führung der LDP und des Landes ist. Allerdings zeigt der Umgang mit der Pandemie, dass dies ein schwieriges Unterfangen werden wird.

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Und die Zeit wird knapp, denn bereits am 29. September wird in der LDP der neue Parteivorsitz gewählt.

Das politische Überleben des Premierministers hängt also an einem seidenen Faden.

Bereits am 17. August erklärte Suga, dass er sich zur Wiederwahl stellen wird, ungewöhnlich für einen Parteivorsitzenden, seine Absicht so früh zu erklären. Ein riskanter Schritt, auch wenn er so vielleicht Gegner abschrecken wollte.

Der Druck aus Suga ist jedenfalls sehr groß, vor allem wegen der Frustration der Menschen über die Probleme der Regierung die Corona-Pandemie einzudämmen.

Die bereits erwähnten Wahlen, die die Kandidaten, die von Suga unterstützt wurden, verloren haben, sind ebenfalls ein großes Problem.

Darunter sind auch Kandidaten, die von Verbündeten des Premierministers vorgeschlagen wurde, was sie deutlich geschwächt hat.

Olympische Spiele brachten nicht den erhofften Aufwind

Um das Pandemie-Debakel wett zu machen, setzte Suga auf die Olympischen Spiele, die zuerst unter großer Kritik standen, durch die Erfolge Japans allerdings schnell bejubelt wurden. Die Spiele sollten das Blatt für den Premierminister ändern.

Haben die Spiele allerdings nicht, denn der Frust über die Leistung im Kampf gegen die Pandemie überwiegt die Euphorie.

Ein weiteres Problem für Suga ist es, dass sowohl seine Eignung als Parteichef, als auch die Eignung als Premierminister mittlerweile von vielen Seiten angezweifelt wird.

Suga ist seit Langem für sein ruhiges, oft ausdrucksloses Auftreten bekannt, ein Eindruck, der auf seine Zeit als Kabinettschef zurückgeht, als er sich strikt an das vorgegebene Drehbuch hielt und Fragen der Medien abwehrte. Er versucht selten, Emotionen zu wecken, wenn er versucht, die Öffentlichkeit von den Vorzügen seiner politischen Ziele zu überzeugen.

Spott im Internet

Doch das führt auch dazu, dass er Kritik erntet, zum Beispiel weil er sich auf Pressekonferenzen stets weigert, selbst grundlegende Fragen zur Pandemiebekämpfung zu beantworten.

Die Pressekonferenzen werden im Internet sogar als Fernsehsendung verspottet, die Eltern ihren Kindern nicht zeigen sollten, weil Suga ein schlechtes Beispiel gebe.

Während einer Pressekonferenz letzte Woche stellte ein Reporter Sugas Kommunikationsfähigkeiten infrage, indem er ihm vorwarf, monoton von einem Skript abzulesen.

Bislang haben sich prominente LDP-Persönlichkeiten wie Abe und Finanzminister Taro Aso hinter den Premierminister gestellt. Ob Suga oder jemand anderes, der Erfolg im Rennen um die Führung hängt von der Unterstützung dieser beiden Schwergewichte ab.

Doch ob das ausreicht, damit der Premierminister das Führungsrennen erneut gewinnen kann, darf angezweifelt werden.

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