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HomeNachrichten aus JapanPolitikKyoto will Steuer für leerstehende Wohnungen und ungenutzte Ferienhäuser einführen

Die Stadt erwartet Einnahmen von einer Milliarde Yen

Kyoto will Steuer für leerstehende Wohnungen und ungenutzte Ferienhäuser einführen

Wenn die Leute an Kyoto denken, haben viele Tempel, Schreine und historische Gebäude im Sinn. Viele haben die Vorstellung, dass in der Stadt in jedem Block ein historisches Gebäude mit großer Bedeutung gibt. Aber auch in Kyoto gibt es viele einfache Wohnungen und auch unbewohnte Häuser.

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Nach Angeben der Stadtverwaltung gibt es in Kyoto rund 15.000 Häuser, die leer stehen und in denen niemand wohnt. Deswegen wird geprüft, ob deren Besitzer künftig eine Art „Leerwohnungssteuer“ zahlen müssen. Die Steuer ist aber nicht nur für verlassene und ungenutzte Einfamilienhäuser geplant, sondern auch Besitzer von Ferienwohnung und leerstehenden Eigentumswohnungen in Hochhäusern wurden die Abgaben bezahlen müssen. Die Höhe der jährlich anfallenden Steuer richtet sich nach dem Wert des Gebäude / der Wohnung und nach der Lage.

In Kyoto herrscht seit langem Mangel an Wohnraum

Geplant ist etwa die Hälfte der normalen Haus-/Grundstückssteuer zu erzielen. Diese Steuer würden auf die normalen Abgaben für die Häuser oben draufkommen. Insgesamt schätzt die Stadt, dass unter den aktuellen Bedingungen in Kyoto circa eine Milliarde Yen (7,1 Millionen Euro) pro Jahr mehr in den Steuerkassen landen würden. Das eigentliche Ziel ist aber nicht, die Steuerkassen der Stadt zu füllen, vielmehr soll die Wohnungsnot in Kyoto gelindert werden.

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Die offizielle Bezeichnung ist „Steuer zur Förderung der Nutzung unbewohnter Wohnungen“. Kyoto ist bei Touristen zwar für seine traditionellen Gebäude bekannt, aber es handelt sich auch um eine moderne Großstadt mit Schulen und Arbeitsplätzen, zu denen die Menschen Zugang haben müssen. In Kyoto stehen viele Gebiete unter Denkmalschutz, sodass neue Wohnungen nicht gebaut werden können, deswegen herrscht ein konstanter Mangel an Wohnraum. Durch die Steuer sollen Menschen, die Häuser in Kyoto besitzen, die sie nicht regelmäßig nutzen, darüber nachdenken, sie anderen zur Verfügung zu stellen.

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Die Besitzer sollen dazu angehalten werden, ihre Häuser entweder zu verkaufen oder sie zur Vermietung freizugeben. Die „Leerwohnungssteuer“ wäre die erste dieser Art in Japan. Deswegen bräuchte sie die Zustimmung des Ministeriums für innere Angelegenheiten und Kommunikation. Sie würde frühestens 2026 in Kraft treten, sodass die Besitzer entsprechender Immobilien noch Zeit hätten, über eine weiterführende Nutzung nachzudenken. Häuser mit historischem Wert sowie Gebäude unter einem bestimmten Wert werden von der Steuer nicht betroffen sein.  

Andere Städte beobachten das Konzept

Weil die Stadt bei Touristen so beliebt ist, verfügt Kyoto über eine große Zahl an privaten Ferienhäuser und -wohnungen. In Japan sind ungewohnte Häuser nicht ungewöhnlich. Vandalismus gibt es wenig und Obdachlose sehen in der Regel davon ab, in leere Häuser einzubrechen, um sich dort einzurichten, deswegen können Häuser lange sich selbst überlassen werden, ohne dass etwas passiert.  

Die jungen Menschen zieht es vermehrt in die Städte, deswegen ist es nicht ungewöhnlich, dass jemand plötzlich an ein Haus kommt, indem er es erbt. Bei vielen keimt dann die Idee auf, dass sie die Immobilien später wieder herrichten, um selbst dort zu wohnen, oder sie anschließend zu verkaufen. Allerdings werden diese Pläne oftmals bald wieder auf Eis gelegt, wenn der arbeitsame Alltag die Menschen wieder einholt.

Deswegen stehen die Immobilien dann oftmals viele Jahre lang leer. Es ist daher wahrscheinlich, dass andere Städte die Entwicklungen in Kyoto aufmerksam beobachten und anschließend mit ähnlichen Plänen aufwarten. Denn in und rund um die Metropolen ist Lebensraum begrenzt und die Wohnungsnot wächst weiter.

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