Japans Ministerium für Wirtschaft, Handel und Industrie hat offiziell vorgeschlagen, dass neue Atomkraftwerke gebaut werden sollen und die Betriebsdauer auf über 60 Jahre hinaus verlängert werden soll, ein Schritt der bereits angekündigt wurde. Dies würde eine Abkehr der Politik bedeuten, die seit der Katastrophe 2011 in Fukushima verfolgt wurde.
Die Vorschläge wurden dem Beratungsgremium und dem Unterausschuss für Kernenergie vorgelegt. Damit orientiert man sich an der Aussage von Premierminister Fumio Kishida, der vor kurzem von einer „maximalen Nutzung von Kernenergie“ gesprochen hatte.
Kritik an den Vorschlägen des Ministeriums
Viele Mitglieder des Unterausschusses stimmten den Vorschlägen zu, allerdings gab es auch Stimmen, die darauf hinwiesen, dass nicht genug Zeit für die Diskussion über eine so große Veränderung der Atompolitik aufgewendet wurde.
Premierminister Fumio Kishida wies im August den Ausschuss an, der mit der Dekarbonisierung Japans beauftragt ist, die aktuelle Politik zu überprüfen. Allerdings erklärte seine Regierung, dass sie vorerst nicht mit dem Bau neuer Atomkraftwerke rechne.
Aufgrund des erwarteten Widerstands innerhalb der Präfekturen wurde vorgeschlagen, neue Kraftwerke zu bauen, in denen es bisher keine Anlagen gab, oder bestehende Anlagen um neue Reaktoren zu erweitern.
Die Vorschläge des Ministeriums für Wirtschaft, Handel und Industrie sehen jedoch vor, dass mit Bau neuer Reaktoren zuerst begonnen wird, um alte Reaktoren zu ersetzen und plant Energieversorgern schnell grünes Licht für Bauprojekte zu geben. Gleichzeitig soll die Betriebsdauer auf über 60 Jahre verlängert werden. Sollte ein Reaktor zwischenzeitlich wegen Wartungsarbeiten oder Rechtsstreitigkeiten stillstehen, soll die Zeit nicht in die Betriebsdauer einfließen.
Zudem sollen Leichtwasserreaktoren gefördert werden, die bis Ende 2030 in Betrieb gehen sollen. Die Kosten dafür werden auf mindestens 500 Milliarden Yen (ca. 3,4 Milliarden Euro) geschätzt.
Keine konkreten Lösungen für ungelöste Probleme
Der Plan des Ministeriums sieht zwar eine radikale Änderung der Atompolitik vor, geht aber nicht auf eine Reihe von Herausforderungen ein, die seit Jahrzehnten ungelöst sind.
Es ist unter anderem unklar, wann die im Bau befindliche Wiederaufbereitungsanlage in Rokkasho in Betrieb gehen wird. Die Fertigstellung wurde mittlerweile 26 Mal verschoben und die Kosten für die Anlage explodieren.
Ein weiteres Problem, das noch nicht gelöst werden konnte, ist das Thema Endlager für den anfallenden Atommüll. Zwar haben zwei Gemeinden in Hokkaido ihr Interesse bekundet, da sie von der Regierung dann Zuschüsse bekommen würden, aber der Gouverneur hat sich gegen ein Endlager in seiner Präfektur ausgesprochen.
In den Vorschlägen des Ministeriums heißt es dazu nur: „Der Staat sollte seine Anstrengungen verstärken, um das Verständnis der Öffentlichkeit für die Atompolitik zu gewinnen.“