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HomeNachrichten aus JapanPolitikStadt in Chiba zeigt seine Politiker während Sitzungen im Livestream in Großaufnahmen

Damit will man zeigen, dass die Abgeordneten sich auf ihre Aufgabe konzentrieren

Stadt in Chiba zeigt seine Politiker während Sitzungen im Livestream in Großaufnahmen

Der Stadtrat der japanischen Stadt Ichikawa (Präfektur Chiba) hat ein Glaubwürdigkeitsproblem. In letzter Zeit wurden die Bürger vermehrt darauf aufmerksam, dass die Mitglieder des Stadtrates sich nicht auf ihre Aufgaben konzentrierten. Da alle Sitzungen im Livestream online übertragen werden, blieb dieses Verhalten nicht lange unkommentiert.

Was den Zuschauern auffiel, war, dass einige Mitglieder der Versammlung schliefen, während andere redeten, oder ein Buch lasen, dessen Inhalt nichts mit dem angesprochenen Thema zu tun hatte. Die Abgeordneten dösten vor sich hin, anstatt den Diskussionen zu folgen. Viele Wähler aus Chiba unterstützen es, wenn ihre gewählten Vertreter bei Bewusstsein sind, während sie über das Wohl der Stadt beraten und die Interessen ihrer Wähler vertreten sollen. Auch das Lesen historischer Romane während den Sitzungen kam bei den Anwohnern der Stadt nicht gut an.

Livestream aus dem Plenarsaal in Chiba

Die Anwohner Ichikawas waren über dieses Verhalten verständlicherweise sehr verärgert. Das erste Mal fiel ein eingedöster Abgeordneter im Sommer auf, was dazu führte, dass sich innerhalb kürzester Zeit mehr als 100 Menschen telefonisch oder per Post über das Betragen beschwerten. Viele forderten die sofortige Entlassung des betreffenden Vertreters.
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Schon vor fünf Jahren wollte der Stadtrat die Verbindung zu seinen Bürgern stärken und beschloss deswegen, alle Plenarsitzungen live auf YouTube zu streamen. Dabei zoomten die Kameras in der Regel auf denjenigen, der am Podium stand und zu den anderen Abgeordneten sprach. Seit diesem Sommer werden auch die Gesichter der anwesenden Zuhörer immer wieder in Großaufnahme eingefangen, sodass alle Zuschauer genau sehen können, was die Mitglieder des Stadtrates während der Sitzungen treiben.
Man entschied sich bewusst, die Gesichter direkt zu zeigen, sodass der Gesichtsausdruck mit eingefangen wird. Auf diese Weisen sind Ausreden nicht mehr möglich und diejenigen Abgeordneten, die sich nicht auf ihre Arbeit konzentrieren, werden direkt benannt. Der Vorsitzende des Stadtrates von Ichikawa, Osami Matsuaga erklärte, dass er jetzt hoffe, dass alle Mitglieder des Stadtrates sich ihrer Aufgabe entsprechend benehmen und auf diese Weise das verlorene Vertrauen der Anwohner wiederhergestellt werden kann.

Junge Abgeordnete unterstützen mehr Videoaufnahmen

Auch viele jüngere Mitglieder des Stadtrates in Chiba unterstützen diesen Schritt. Auf diese Weise würde eine offenere Atmosphäre gestaltet werden und die Bürger können direkt mitverfolgen, dass die gewählten Abgeordneten ihre Arbeit sehr ernst nehmen. Allerdings haben sich noch nicht alle Mitglieder an das neue System gewöhnt, denn auch im September-Stream gab es wieder Politiker, die Probleme hatten den Diskussionen zu folgen.
Allerdings gibt es auch einige Stimmen, die sich gegen die Überwachung aussprechen. Einige Mitglieder kritisierten, dass die Diskussionen einfach zu ausschweifend und langwierig wären und uninteressante Themen besprochen würden. Andere wiederum fühlen sich bevormundet und sind deswegen gegen die Aufnahmen. Die Menschen in den sozialen Netzwerken wiederum sehen das ganz anders und empfinden die Großaufnahmen als durchaus im Rahmen, schließlich würden die Abgeordneten von Steuergeldern bezahlt.
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