Wenn man an Japan denkt, dann kommt einem unweigerlich die Arbeitsmoral der Japaner in den Sinn: viel Schuften, wenig Freizeit. Doch langsam ändert sich die Situation und das Recht auf ein Privatleben setzt sich in japanischen Unternehmen immer mehr durch.
Gerade dank des Mobiltelefons sind die Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben immer mehr verwischt worden. Überall erreichbar zu sein und jederzeit auf E-Mails zu antworten ist heutzutage normal.
Einige Betriebe haben Regeln eingeführt, andere kämpfen noch mit der Reform der Arbeitsbedingungen
Dass das nicht gut ist, hat auch die japanische Regierung bereits eingesehen und daher eine Reform der Arbeitsbedingungen auf den Weg gebracht. Diese Reform hat jedoch einer Umfrage zufolge die Situation in vielen Firmen bisher kaum verbessert.
Während sich also viele Firmen immer noch mit der Reform auseinandersetzen, haben es sich einige Unternehmen zur Aufgabe gemacht, Pionierarbeit in diesem Bereich zu leisten.
Ein gutes Beispiel ist das in Osaka ansässige Softwareunternehmen YRGLM.
Seit 2011 werden alle 140 Mitarbeiter mindestens einmal im Jahr zu einem neuntägigen Urlaub ermutigt. In der Zeit ist ihnen untersagt, mit Angehörigen der Firma zu telefonieren oder E-Mails zu schreiben.
Einige Mitarbeiter, die als Yama-Gomori bezeichnet wurden, sorgten sich zunächst, was passieren würde, wenn ein Problem auftaucht, während sie weg sind. Jetzt nutzen sie aber alle das Programm.
Das Unternehmen hat auch eine Regel eingeführt, nach der die Mitarbeiter die Zustimmung des Chefs einholen müssen, wenn sie den Urlaub aus beruflichen Gründen verschieben wollen.
Wichtig ist es allerdings, dass die Kommunikation unter den Kollegen reibungslos funktioniert.
Ein Sprecher von YRGLM sagte: „Sie sind nicht in der Lage, mit jemandem aus dem Unternehmen in Kontakt zu treten, also stellen sie sicher, dass sie ihren Kollegen keine Probleme bereiten, indem sie alle ihre geschäftlichen Angelegenheiten im Detail kommunizieren“.
Die Zahl der Mitarbeiter, die bezahlten Urlaub genommen haben, lag 2010 durchschnittlich bei rund 20 Prozent. Nach der Einführung von Yama-Gomori stieg dieser auf 47,3 Prozent im Jahr 2011 und 71,6 Prozent im Jahr 2017.
Arbeit wird oft mit nach Hause genommen
Laut einer Arbeitsumfrage der in Fukuoka ansässigen i3 Systems Inc. im Jahr 2017, die informationstechnologische Lösungen für mobile Geräte anbietet, gaben 44,8 Prozent der 804 Büroangestellten in den 20er bis 50er Jahren an, dass sie zu Hause Überstunden machen.
Darüber hinaus gaben mehr als 80 Prozent der Befragten an, dass sie diese „geheimen Überstunden“ nicht ihrem Unternehmen melden.
Tatsächlich sagen Experten, dass es eine Herausforderung ist, die Mitarbeiter in Japans arbeitsorientierter Kultur auf freiwilliger Basis dazu zu bringen, sich vollständig von ihren Geräten zu trennen.
TJT