Die Selbstmordrate ist in Japan 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 3,7 Prozent auf 20.919 gestiegen und damit zum ersten Mal seit 11 Jahren.
Laut Daten der nationalen Polizeibehörde nahmen sich besonders Frauen und junge Menschen das Leben. 2019 erreichte die Zahl der Selbstmorde in Japan noch ein historisches Tief.
Selbstmordrate bei Männern rückläufig, bei Frauen stark gestiegen
Die Selbstmordrate von Männern ging um 1 Prozent auf 13.943 zurück. Bei Frauen stieg die Zahl der Selbstmorde allerdings um 14,5 Prozent auf 6.97 und markierte damit die höchste Zahl seit fünf Jahren. Jobunsicherheit sowie die gestiegene Belastung durch die Kinderbetreuung, da mehr Menschen zu Hause sind, um eine Ansteckung mit dem Coronavirus zu verhindern, verursachen bei Frauen tendenziell mehr Stress als bei Männern, so Experten.
Da es sich um einen vorläufigen Bericht der NPA handelt, werden die Zahlen im offiziellen Bericht, der im März erscheint, wahrscheinlich noch steigen.
„Frauen sind anfälliger für Veränderungen in ihrem Leben, die durch die Pandemie verursacht werden, da sie mehr unregelmäßige Beschäftigung haben als Männer und die Last der Hausarbeit und der Kinderbetreuung schwer ist“, sagte Takanori Hirano, ein Professor für Soziologie an der Momoyama-Gakuin-Universität. Details der neuesten Daten wie Alter, Beruf und Ursache sind bisher nur für die 11 Monate bis November verfügbar.
Trauriger Rekord bei Schülern
Insgesamt nahmen sich 440 Schüler 2020 das Leben – ein trauriger Rekord. Darunter 13 Grundschüler, 120 Schüler der Junior Highschool und 307 Schüler der Highschool. „Die Schüler fühlten sich offenbar gestresst, nachdem die Schulen nach einer vorübergehenden Schließung wegen des Virus wieder aufgenommen wurden“, so Hirano.
Während die Pandemie einen emotionalen und psychologischen Tribut forderte, gehen Psychologen davon aus, dass der Trend, dass sich mehr Menschen das Leben nehmen, auch durch eine Reihe von Selbstmorden von Prominenten verschärft wurde. Ein Mitarbeiter des Ministeriums für Gesundheit, Arbeit und Soziales, der die Daten analysierte, beschrieb die Situation als ernst.
„Es ist möglich, dass die Pandemie verschiedene Auswirkungen verursacht hat. Neben der Unterstützung der Wirtschaft und des täglichen Lebens wird die Regierung die Beratungsdienste erweitern und Hilfsorganisationen für Menschen in Not einführen“, so der Mitarbeiter.
Anmerkung der Redaktion: Sollten Sie Suizidgedanken haben, kontaktieren Sie bitte umgehend die Telefonseelsorge (http://www.telefonseelsorge.de). Unter der kostenlosen Hotline 0800-1110111 oder 0800-1110222 erhalten Sie Hilfe von Beratern, die schon in vielen Fällen helfen konnten, einen Ausweg aus einer problematischen Situation zu finden.