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HomeNachrichten aus JapanSelbstmordrate in Japan steigt durch die Pandemie

Regierung muss mit Maßnahmen gegensteuern

Selbstmordrate in Japan steigt durch die Pandemie

Immer wieder bekommt man den Eindruck, als reagiere Japan zu vorsichtig auf die Pandemie, was immer mehr Kritik im Inland aber auch aus dem Ausland auf sich zieht, allerdings vergessen viele Kritiker ein großes Problem, dass in Japan durch die Pandemie verstärkt wird: Selbstmord.

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Als die japanische Regierung am 7. April über sieben Präfekturen der Ausnahmezustand verhängt hat, kritisierten viele Länder, die ihre Infektionszahlen mehr oder weniger unter Kontrolle gebracht haben, diese Maßnahme als viel zu spät.

Selbstmordrate steigt deutlich an

Viele Medien in Japan schrieben, dass Japan, genauso wie die Vereinigten Staaten und Großbritannien, viel zu lange gewartet habe, und nun vor einer medizinischen Katastrophe stehe. Das hat sich in Großbritannien und den USA bereits bestätigt.

Der Grund für diesen vorsichtigen Ansatz der japanischen Regierung ist die Befürchtung, dass die Wirtschaft zusammenbricht, wenn Unternehmen gezwungen wären, den Betrieb einzustellen. Doch immer mehr Stimmen im eigenen Land werden laut, die sagen, dass dies nun mal der Preis dafür ist, wenn es darum geht, Leben zu retten.

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Japan hat allerdings ein Problem, das in den anderen Ländern nicht so ausgeprägt ist: Selbstmord.

Laut des Wirtschaftsmagazin Toyo Keizai, hat es bereits eine Zunahme von Selbstmorden durch von der Pandemie verursachte wirtschaftliche Probleme gegeben.

Das Magazin schrieb, dass der Nikkei seit Januar mittlerweile mehr als 7.000 Punkte verloren hat und Arbeitsverträge von Absolventen der Universitäten zurückgezogen wurden.

Zwischen dem 16. und 22. März wurden mehr als 30 Selbstmorde gemeldet. Allein am 18. März ereigneten sich sieben an einem einzigen Tag und am 18. und 19. März warfen sich auf der JR Kobe Linie drei Menschen vor einem Zug.

Arbeitslosigkeit führt zu höherer Selbstmordrate in Japan

Auch das Magazin Nikkei Business ging auf das Problem ein. Herausgeber Tatsuo Yamakawa schrieb am 2. April, dass man zwar den Kampf gegen das Virus gewinnen kann, aber die Zahl der Selbstmorde durch die Pandemie ansteigen wird.

Laut des Artikels steigt die Zahl der Selbstmorde in Japan insbesondere in Zeiten, in denen die Arbeitslosigkeit zunimmt. Im Jahr 2003 nahmen sich 8.897 Menschen das Leben. In diesem Jahr erreichte die Arbeitslosenquote in Japan 5,3 Prozent.

Als die Arbeitslosenquote wieder sank, sank auch die Zahl der Selbstmorde. 2008, als es zu einer Rezession kam, stieg die Rate wieder an, 2009 nahmen sich 8.377 Menschen das Leben, die Arbeitslosenquote lag damals bei 5,1 Prozent.

Nach dem Abe im Dezember 2012 wieder an die Macht kam, sank die Arbeitslosenquote und damit auch die Selbstmordrate jedes Jahr. 2019 lag die Quote bei 2,4 Prozent und 3.395 Menschen nahmen sich das Leben, ein historisches Tief.

Laut des Artikels bedeutet ein Anstieg der Arbeitslosenquote um 1 Prozent einen Anstieg der Selbstmorde zwischen 1.000 und 2.000.

Data Essay veröffentlichte am 30. März einen Artikel zum Thema, allerdings wurden auch andere Länder beleuchtet, darunter Spanien, dass eine seit langer Zeit eine hohe Arbeitslosenquote aufweist und eine hohe Sterblichkeitsrate durch die Pandemie hat. Statistisch gesehen weist Japan die höchste Korrelation zwischen Selbstmorden und Arbeitslosigkeit auf.

Zwischen 1991 und 2015 lag die maximale Arbeitslosenquote in Japan bei rund 5 Prozent, in Spanien bei über 20 Prozent. In diesen Zeitraum lag die Selbstmordrate in Japan immer weit über Spanien.

Kleine Unternehmen müssen finanziell unterstützt werden

Als Fazit kommen beide Artikel zu der Erkenntnis, dass die japanische Regierung kleine Unternehmen viel stärker schützen muss, um einen Anstieg der Selbstmordrate zu verhindern.

Bisher hat die japanische Regierung allerdings eine finanzielle Unterstützung, wie zum Beispiel Deutschland sie vorgenommen hat, abgelehnt.

Am 6. April schrieb die Tokyo Shimbun, dass große Unternehmen in Japan, insbesondere solche, die großes Geldreserven angesammelt haben, die Existenzgrundlage von Lieferanten, die in der Regel keine und mittlere Unternehmen sind, erhöhen und garantieren sollten, das Insolvenzrisiko ihrer Partner zu senken.

Teilzeitangestellte besonders gefährdet

Am stärksten gefährdet sind in Japan allerdings Teilzeitangestellte, die 2019 mit 38,3 Prozent einen großen Teil der Arbeitnehmer im Land ausmachten. Die meisten von ihnen sind nicht gesetzlich geschützt und viele haben keinen Anspruch auf Arbeitslosenversicherung.

Auch hier muss die japanische Regierung dringend Maßnahmen ergreifen, aktuell werden diese Menschen allein gelassen, da zwischen Teilzeitangestellten und Vollzeitangestellten unterschieden wird.

Anmerkung der Redaktion: Sollten Sie Suizidgedanken haben, kontaktieren Sie bitte umgehend die Telefonseelsorge (http://www.telefonseelsorge.de). Unter der kostenlosen Hotline 0800-1110111oder 0800-1110222 erhalten Sie Hilfe von Beratern, die schon in vielen Fällen helfen konnten, einen Ausweg aus einer problematischen Situation zu finden.

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