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HomeNachrichten aus JapanSoziales & LebenAlleinlebende ältere Menschen in Japan erhalten kaum Unterstützung

Die stille Krise

Alleinlebende ältere Menschen in Japan erhalten kaum Unterstützung

In der Hälfte aller Haushalte in Japan leben ältere Menschen über 65 Jahre. Das sind 27,47 Millionen Personen und etwa 30 Prozent davon leben allein.

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Immer wieder zeigen Umfrage, dass die meisten davon im Durchschnitt nur einmal alle zwei Wochen mit jemandem spricht. Laut einer Umfrage des National Institute of Population and Social Security Research aus dem Jahr 2017 haben nur 50 Prozent der Männer und 60 Prozent der Frauen jeden Tag Kontakt zu anderen Menschen.

Menschen können sich oft nicht an die Behörden wenden

Für viele der betroffenen Menschen ist es schwierig zu bemerken, ob sie körperlich und kognitiv abnehmen und auch wenn sie es bemerken, können sich viele nicht an die Behörden wenden, um Unterstützung zu erhalten.

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Diese sogenannte „stille Krise“ bereitet sich in Japans alternden Gesellschaft immer weiter aus, auch weil Systeme, die die Menschen unterstützen, auf Familien ausgelegt sind.

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Es gibt viele Hindernisse für ältere alleinstehende Personen in Japan, es ist etwa schwierig einen Platz zum Wohnen zu finden, da in vielen Fällen ein Bürge notwendig ist, auch wenn man in ein Pflegeheim ziehen möchte. Wenn man keine Familie hat, eine unüberwindbare Hürde.

Zwar hatte die japanische Regierung bereits versucht gegenzusteuern, indem man eine Richtlinie herausgegeben hatte, die besagt, dass Menschen nicht wegen eines fehlenden Bürgen ein Platz in Sozialwohnungen oder in Krankenhäusern verweigert werden darf. Geholfen hat es allerdings nicht, da sich die Situation nicht gebessert hat. Vermieter und Betreiber von sozialen Einrichtungen wollen das Risiko nicht eingehen, dass wenn jemand stirbt, sie auf den Gebühren sitzen bleiben.

Die Pflegeversicherung allein kann das Problem auch nicht lösen, da das derzeitige System in Japan auf Familienangehörige aufbaut, die als Bürgen fungieren.

Mittlerweile gibt es immer mehr Unternehmen, die anstelle der Familie eine Bürgschaft übernehmen, doch in der Branche gibt es viele schwarze Schafe und die Klagen gegen solche Unternehmen häufen sich.

Premierminister will System zur Unterstützung aufbauen

Dies gilt auch für die Unterstützung von allein lebenden älteren Menschen. Viele benötigen die Unterstützung ihrer Familie und wenn sie keine haben, versuchen gemeinnützige Organisationen diese Aufgabe zu übernehmen, deren Möglichkeiten allerdings begrenzt sind.

Ein weiteres Problem ist der Tod eines alleinstehenden, älteren Menschen. 2021 wurden in etwa 48.000 Menschen von den lokalen Behörden eingeäschert, in einigen Fällen weigerten sich die Angehörigen, ihre Asche anzunehmen. Auch die Entsorgung des Hausrats und leer stehender Häuser sind ein Problem für die Kommunen.

Japans Premierminister Fumio Kishida kündigte in diesem Monat an, dass er ein System schaffen will, dass es diesen Menschen ermöglicht Unterstützung zu erhalten, um ihnen das Leben zu erleichtern. Wie und wann dieses System aufgebaut wird, bleibt aber offen.

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